After Earth
Das ist er nun, der große Science-Fiction-Familienfilm aus Hollywood. Familienfilm eher weniger weil der Film für Familien gemacht ist, sondern mehr weil er von der Familie Smith gemacht wurde. Hauptdarsteller sind nämlich Will Smith (Vater von Jaden und talentierter Schauspieler) und Jaden Smith (Sohn von Will und untalentierter Schauspieler). Während Daddy die Story abliefert, zeigen sich für die Produktion unter anderem Jada Pinkett Smith (Schwester von Caleeb) und Caleeb Pinkett (Bruder von Jada) verantwortlich. Um die Sache abzurunden wurde dann noch ein Regisseur verpflichtet, der aktuell damit glänzt für Geld alles zu machen: M. Night Shyamalan (einstiges Wunderkind Hollywoods). Letzterer findet in der Werbung zu „After Earth“ übrigens kaum Beachtung.
Mehr Beachtung fand dagegen die Vermutung, dass es sich bei „After Earth“ um einen Werbefilm für die Sekte Scientology handelt. Immerhin ist bekannt das Will Smith der Sekte nahesteht, aber nur finanziell und keineswegs als Mitglied. Das überlässt er lieber seinem guten Freund Tom Cruise. Für „After Earth“ kann jedenfalls Entwarnung gegeben werden. Sicherlich hat Will Smith Einflüsse und Überzeugungen aus seinem Leben einfließen lassen, aber das gehört beim kreativen Schreiben einfach dazu. Die Elemente, die Parallelen zur Sekte aufweisen, kommen auch in anderen Filmen und Erzählungen vor. Es handelt sich dabei um allgemeine Dinge, die auch Scientology gerne benutzt – mit Betonung auf „auch“.
Die Geschichte selbst ist einfach gestrickt. Sie spielt eintausend Jahre in der Zukunft. Die Menschen haben die Erde schon lange verlassen und leben jetzt auf einem unwirtlichen Planeten. Hier kämpfen sie gegen blinde außerirdische Monster, die Angst förmlich riechen können. Da Steine keine Angst haben ist und bleibt es übrigens ein Rätsel, warum die Viecher nicht ständig gegen Felsen laufen.
Die Wende im Kampf gegen die Monster läutete Ranger Cypher Raige ein, gespielt von Will Smith. Er entwickelte das Ghosting, die vollkommene Unterdrückung von Angst. Denn ohne entsprechende Pheromone wird der Soldat für die Monster unsichtbar. Und Raige ist ein Meister des Ghostings, der mit einem überdimensionierten Messer die Viecher wegschnetzelt. Warum die Ranger die Monster nicht einfach aus sicherer Distanz über den Haufen schießen, bleibt ebenfalls ein Rätsel.
Raiges Sohn Kitai, gespielt von Jaden Smith, soll in die Fußstapfen seines Vaters treten. Aber er schafft die Prüfung nicht, was seinen Vater ziemlich wütend macht. Ab diesem Punkt erscheint die Geschichte übrigens stellenweise autobiographische Züge anzunehmen.
Raige blendet zwar die Angst aus, aber die anderen Emotionen sind allesamt noch vorhanden. Um seine Wut zu kontrollieren und den Sohnemann ordentlich zu drillen, nimmt er ihn mit auf eine Dienstreise. Mit an Bord ist übrigens eines der außerirdischen Monster. Prompt kommt es zum Absturz und das Schiff muss notlanden. Auf der Erde. Was verboten ist. Und unlogisch. Aber egal.
Nur Vater und Sohn überleben. Allerdings ist der Notruf kaputt und ein neues Gerät liegt genau in dem Teil des Raumschiffs, der an anderer Stelle niedergegangen ist. Zu allem Übel ist die Erde ein reines Paradies. Die Natur hat sich den Planeten zurückerobert. Und alles auf ihm scheint darauf aus Menschen zu töten – die es hier gar nicht gibt, weil die ja auf einem unwirtlichen Planeten leben. Also kennen die Tiere gar keine Menschen und sollten eigentlich eher tierhaft scheu sein. Sind sie aber nicht. Dafür haben einige von ihnen schon beinahe menschliche Züge und entwickeln wahre Dankbarkeit bis in den Tod. Warum auch immer.
Ranger Raige ist allerdings schwer verletzt und so muss Sohnemann Kitai alleine los, um Hilfe zu rufen. Dabei hilft ihm sein modischer Anzug, der bei Gefahr oder großen Temperaturschwankungen die Farbe wechselt. Außerdem nimmt der junge Mann das Messer seines Vaters mit und trägt ein Smartphone am Unterarm. So ausgerüstet und mit ein paar weiteren fragilen Ausrüstungsgegenständen (irgendwie geht hier bei der kleinsten Erschütterung alles kaputt), zieht Kitai los …
Bedenklicher als die vermeintliche Nähe zu einer Sekte, ist wohl Will Smiths Ansicht einer Vater-Sohn-Beziehung, die hier einfließt. In den 90er noch als gefeierter und rebellischer Fresh Prince of Bel-Air („Der Prinz von Bel-Air“, 1990-1996) unterwegs, schlägt Willard „Will“ Smith bei seinem Sohn ganz andere Töne an und vermittelt diese auch im Film. Der zeigt die klassische Heldenreise eines Jugendlichen, der sich wandelt. Die Vaterfigur erfährt allerdings keine Wandlung und die zu Beginn des Films vermittelte autoritäre Erziehung ist es dann schließlich auch, die sich am Ende durchsetzt. Es ist nicht die Liebe, die Vater und Sohn miteinander verbindet, sondern der Respekt vor einer militärischen Leistung. Bietet Smith in der Abschlussszene Kritik an der amerikanischen Gesellschaft an oder ist das seine wahre Überzeugung, die hier durchschlägt? Wahrscheinlich (und leider) Letzteres.
Was den Film besonders auszeichnet, ist die Vorhersehbarkeit und Langeweile, die den Streifen weitgehend dominiert. Und natürlich das Talent der gesamten Produktionsriege, sämtliche guten Ansätze für eine durchdachte und spannende Story zu ignorieren. Aus der Thematik „Rücksturz zur angeblich unwirtlichen Erde“ hätte mehr gemacht werden können. Da hätte es kein dummes Computermonster bedurft, um eine spannende Filmgeschichte zu erzählen.
Einige der Ansätze sind nämlich wirklich gut und kommen auch mit imposanten Bildern daher. Nämlich wenn Kitai zum ersten Mal einen Blick auf den verbotenen Planeten wirft und es zu sehen ist, dass sich die Natur die Erde zurückeroberte. Wunderbar eingefangen anhand einer gewaltigen Bisonherde. Aber anstatt diesen Ansatz zu verfolgen, konzentriert sich die geradlinige Handlung dann auf die beiden Protagonisten. Und die wollen (Will) und können (Jaden) nicht schauspielern.
Will Smith hat anhand seiner Story eine Möglichkeit gefunden, um im Film präsent zu sein und sich dennoch zurücknehmen zu können. Zum Einen kontrolliert er seine Gefühle (vor allem die Angst) und kommt deswegen mit einem eintönigen Spiel daher, bei dem es auch kaum Regungen im Gesicht gibt. Das gefühlsbetonte Schauspiel überlässt er ganz seinem Sohn. Aber der hat einfach keine Bildschirmpräsenz, wirkt nervig und es mangelt ihm einfach an Charisma. Etwas, was auch bei öffentlichen Veranstaltungen zu bemerken ist. Jaden Smith gelingt es einfach nicht, sich aus dem Schatten seines Vaters zu lösen. Kein Wunder, will er doch eine Kopie sein. Und das ist dann leider auch die Parallele zum Film. Doch was in „After Earth“ gelingt, ist in der Realität Wunschdenken. Das die Jugend rebelliert, ist in der Natur verankert und Teil des Menschen. Diese Rebellion im Kontext mit einer naturgewaltigen Erde zu zeigen, das wäre spannend gewesen. So bietet sich dem Zuschauer nur ein langweiliges amerikanisiertes Erziehungsleitbild.
Die zweite Baustelle an der sich Will Smith zurücknimmt, ist die Action. Cypher Raige ist schwer verletzt und so muss Kitai alleine losziehen, um Abenteuer zu erleben. Der Dialog findet nur über Funk statt. Damit steht natürlich vor allem Jaden erneut im Mittelpunkt der Handlung und bekommt die ganze wertvolle Screentime. Auch hier sind die Parallelen zum Leben der Smith‘ offensichtlich, auch hier kann sich Jaden Smith nicht aus dem Schatten seines Vaters lösen, der Hollywood und die Welt mit seinen Action-Blockbustern eroberte. Die Action des kleinen Smith bleibt klein, weil sie auch unglaubwürdig und bemüht inszeniert wird. Durch den reinen Funkkontakt wird auch die Möglichkeit genommen, in direktem Spiel einen Dialog zu erzeugen, sich zu reiben und hautnah Konflikte zu vermitteln. Auch hier eine vertane Chance.
Und das ist der ganze Film: Eine vertane Chance. Aber vielleicht wird dieses bisherige Verlustgeschäft die Familie Smith mal dazu bringen darüber nachzudenken, dass Jaden einfach kein guter Schauspieler ist und einen anderen Beruf ergreifen sollte. Mangels echter Ausstrahlung vielleicht etwas hinter der Kamera, weit von einer Bühne entfernt.
„After Earth“ ist einfach langweilig. Aber die Musik von James Newton Howard, die ist gut.
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After Earth
Originaltitel: After Earth
Produktionsland: Vereinigte Staaten (2013)
Originalsprache: Englisch
Länge: 100 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: Gary Whitta, M. Night Shyamalan, Will Smith (Story)
Produktion: James Lassiter, Jada Pinkett Smith, Caleeb Pinkett
Musik: James Newton Howard
Kamera: Peter Suschitzky
Schnitt: Steven Rosenblum
Darsteller: Will Smith (Cypher Raige), Jaden Smith (Kitai Raige)
„Da Steine keine Angst haben ist und bleibt es übrigens ein Rätsel, warum die Viecher nicht ständig gegen Felsen laufen.“ ← da musste ich herzhaft lachen. Danke!
Dass Will Smith Scientology nahesteht wusste ich nicht – und das ist echt schade 🙁
Passt aber zur Familienvorstellung…
Prinzipiell Zustimmung, aber:
Will Smith = guter Schauspieler? Ich denke nicht!
Jaden Smith = schlechter Schauspieler? Ist etwas unfair – der Junge steht noch am Anfang seiner Karriere und hat (im Gegensatz zu seinem Vater) noch Entwicklungspotenzial.
+Alexandro
Ich denke schon, dass will Smith ein guter Schauspieler ist. Leider wurde er auf den Witzbold festgelegt und durfte das mit Action-Kino verbinden. Aber das Drama liegt ihm. Wer aufmerksam „Der Prinz von Bel Air“ anschaut, kann das gut erkennen. Die Serie ist ziemlich brillant, weil sie leichte Sitcom-Kost mit gewichtigen Themen kombiniert. Smith sorgte mit seinem Spiel dafür, dass ernste Themen nicht ins Lächerliche abrutschten. Zudem kann er den Lausbuben ziemlich gut. Was sicherlich auf Dauer nervt. Aber er zieht die Sache durch.
Genau, Jaden Smith steht am Anfang seiner Karriere, aber die wird nicht im Schauspiel liegen. Bei ihm ist keine Veränderung zu bemerken. Ob Karate Kid oder After Earth, es gibt keine Entwicklung. Er ist jung, die müsste vorhanden sein. Es ist ja nicht der erste Schauspieler, den ich von seinen Anfängen (Kindheit) per Film begleite. Das ist sozusagen mein kleines Steckenpferd, weil ich mag es die Entwicklungen zu sehen. Und es mangelt dem Knaben einfach an Talent. Das muss man haben. Talent hat er nicht, dazulernen will er nicht. Das geht mir auch schon immer bei den Auftritte auf den Keks, die ich von ihm gesehen habe. Er konzentriert sich mehr darauf cool zu sein und sich als Leitbild für Teens zu inszenieren, als an sich zu arbeiten.
Sorry, aber „Bel Air“ kann ich mir heute nicht mehr anschauen. Die Serie ist ziemlich schnell überaltert und die behandelten Themen heute einfach nicht mehr zeitgemäß (zudem: die seltsamen Grimassen und die im Original sehr quietschigen Stimmen…).
Ich glaube als Action-Witzbold hat sich Smith selber festgelegt (gab mal eine gute Doku darüber, wo er sich selbst dazu äußert) – er weiß halt um seine Stärken und wie er diese (und sich selbst) entsprechend inszeniert. Wenigstens dafür kann man ihn respektieren.
Das ist ja mit vielen Serien so, wenn sie Gegenwarts-Themen behandeln. Bel Air, Cosby oder ST:TOS – aus heutiger Sicht wirken die Serien natürlich merkwürdig und sie überholt. Aber zu ihrer Zeit sah die Welt noch ganz anders aus. Ich habe unter anderem Friends sehr gemocht. Aus heutiger Sicht weiß ich nicht mehr warum. ^^