Barbarians of Lemuria – Sex, Drugs and Metal

bolDen Conan-Soundtrack in Dauerschleife und „Conan – Der Barbar“ in seiner digitalen Überarbeitung durch den 3D-Konverter gejagt – das musste als Vorbereitung für eine Partie Barbarians of Lemuria (BoL) via Google Hangout genügen. Das Regelwerk war schnell überflogen und ein Charakterkonzept geschmiedet. Und zwar einen Barbarenschmied. Geboren in den Axonbergen, als Kind versklavt und irgendwann von einem Schmied in die Schmiedekunst eingeweiht, anschließend fortgejagt, um als freier Mann das Geheimnis des Stahls zu ergründen. Diese Suche wurde erst einmal als Tagelöhner finanziert.

In meinen Ohren klang die Sache gut. Aber ich gehe ja auch gerne ahnungslos an Regeln und Settings heran. Dann ist alles immer frisch und es gibt viel Neues zu entdecken. Und das mag ich. Und die neuen Regeln, das war BoL – Barbaren in einer Endzeitbarbarensteppe, in der es keine Säugetiere mehr gibt. Klasse. Da musste ich erst einmal meinen Reitbären streichen. Stattdessen verpasste ich meinem Charakter, Nuubaru (Sohn des Noob), eine Reitkakerlake. Beide stanken und waren von einer dicken Rüstung umgeben. Das fand ich passend.

Das BoL-Setting klingt jedenfalls richtig spannend. Anstatt in irgendeiner Vergangenheit, spielt es aber in einer barbarischen Zukunft. Damit unterscheidet es sich schon mal von der Thongor-Romanvorlage. Ich sollte mal ins Antiquariat kriechen und nach den Romanen suchen. Da habe ich wohl noch einer Nerd-Bildungslücke. Bei den Bildern der Welt denke ich jedenfalls an Zeichnungen von Vicente Segrelles, Frank Frazetta, Luis Rojo und Julie Bell. Dazu Geschichten, die eines Robert E. Howard würdig sind (der schlussendlich die uns bekannten Muster der Abenteuergeschichte prägte). Irgendwie versprach das alles muskelbepackte Low-Fantasy in einem postapokalyptischen Barbarensetting.

Die Regeln zur Charaktererschaffung sind bei BoL ziemlich simpel und folgen damit einem modernen, schlanken und schnellem Design. Ein paar Punkte verteilen, vier Karrieren aussuchen und die benötigte Ausrüstung gibt es kostenlos. Basis ist ein Wurf mit 2W6 gegen den Zielwert von 9. Je nach Situation gibt es einen Bonus oder Malus, je nach Schwierigkeit ebenfalls. Simpel und dialogintensiv.

Der Spielleiter, Marc, war technisch gut vorbereitet. Kein Wunder, braucht es bei BoL nur wenig Material. Wir verwendeten zwar MapTools, aber wirklich nötig war das Programm eigentlich nicht. Google Docs hätte es auch getan, halt ohne Würfelserver. Einer unserer Mitspieler verfügte leider über eine instabile 1000er-Leitung und hatte große Probleme ins Spiel zu kommen und auch zu bleiben. Und meine doofe Kamera ignorierte diesmal sogar die Systemsteuerung und überraschte immer wieder Mal mit einem Echo. Dazu noch ein kränkelnder Mitspieler. Keine idealen Voraussetzungen.

Das Abenteuer begann in einer Taverne in Uumburibumba (oder so ähnlich, ist hier ja immerhin ein Gedächtnis-Spielbericht). Tavernen sind klasse. Da laufen alle Fäden zusammen und kann der Spielleiter unterschiedliche Leute zusammenbringen. Unsere Gruppe war jedenfalls in einer Taverne und prasste mit den Schätzen des letzten Abenteuers.

Nuubaru folgte allerdings lieber den Wünschen seines Kameraden Tronknar (oder so) und schon war ein Großteil der Gruppe auf dem Weg ins Freudenhaus. Aus irgendeinem Grund waren keine Realnamen eingeblendet und ich wusste gar nicht, ob da nun der Charaktername oder irgendein Nickname stand. Es dauerte etwas, bis die Zuordnung besser klappte. Ich persönlich bin beim Rollenspielen ja ein Freund von echten Vornamen. Nicknames passen eher in MMORPGs. Wenigstens hieß niemand Zaubermaus42. Trotzdem bereiteten mir die doppelten Kunstnamen Probleme zwischen Charakter und Spieler zu trennen. Das war bei den mir bekannten Spielern etwas einfacher.

Mein starker Schmied spielte im Freudenhaus nun Amboss und Hammer, ließ sich mit glühenden Kohlen bewerfen und fühlte sich von Tronknar abgelenkt. Irgendwie lief die Szenerie im Freudenhaus länger als von mir gewollt. Eigentlich wollte ich nur darauf hinaus, dass Nuubaru sein Geld nicht versäuft, sondern verhurt. Im Nachhinein ist es mir schleierhaft, warum immer wieder ins Freudenhaus zurückgeblendet wurde. Muss an der heiteren Stimmung gelegen haben.

Während dessen führte Dschaffar (sollte stimmen, erinnerte mich an Disney) ein Gespräch mit Goldlocke Schönfeld. Verdammt, dieser Schönfeld hatte überall seine Finger drin. Wahrscheinlich besaß die Familie ein Portal nach Planescape. Jedenfalls hatten unsere Barbaren keinen Schimmer davon und mein Charakter hatte eh keine Ahnung. Er feierte bis zum Morgen durch und suchte dann seine Kumpanen auf.

Aha, es gab wohl einen Plan, um an noch mehr Gold zu kommen. Wir mussten für Schönfeld in den Dschungel gehen, einen alten Tempel suchen, den Tempel ausräumen und anschließend alles wieder nach Uumimummi bringen. Sklaven, Lasttiere und ein Aufseher sollten uns begleiten. Natürlich stand fest, dass wir die geplünderten Schätze behalten und den Aufseher töten würden. Anschließend sollte es dann nach Salatay gehen. Das klang nach einem guten Plan.

Die Reise verlief ziemlich ereignislos, bis auf den Angriff eines Chark, der unerwartet aus dem Dickicht brach. Ein paar gezielte Hiebe reichten aus, um das Vieh zu erledigen. Das Kampfsystem war auch ziemlich einfach, allerdings merkte ich schon, dass mir der Zufallsgenerator nicht hold war. Meine virtuellen Würfel brachten weitgehend nur niedrige bis katastrophale Ergebnisse. Und das sollte den ganzen Abend so weitergehen.

Nachdem wir den Chark erlegt und zerteilt hatten, schlugen wir neben dem Kadaver unser Lager auf. Dschaffar meckerte zwar, konnte sich aber nicht durchsetzen. Ich überlegte mich von dem Schlachtfeld zu entfernen, aber irgendwie empfand ich das als unpassend. Zusätzlich wollte ich bereits vor dem Tempel wissen, ob alle Kämpfe so leicht ablaufen. Zwei Deodargs später war mir klar: Nein, tun sie nicht!

Die Viecher waren echt heftig und setzten uns ordentlich zu. Es brauchte einige Heldenpunkte (Gummipunkte, um auf Metaebene ins Spielgeschehen einzugreifen), um die Bestien überhaupt in die Flucht zu schlagen. Was für ein Mist. Ich hatte zwar noch kein Lebensblut verloren (Trefferpunkte, Lebenspunkte, Lebensenergie, Stress), aber irgendwie waren die Kämpfe doch härter als gedacht. Also schlugen wir unser Lager dann doch an anderer Stelle auf.

Es ging weiter und Abends erreichten wir den Tempel. Die Reise kam mir ziemlich kurz vor und vermittelte überhaupt nicht die großen Weiten und immensen Entfernungen, die Lemuria ausmachen. Jedenfalls laut Beschreibung auf dem BoL-Blog. Aber egal, wichtiger war es jetzt erst einmal zu rasten und bei Tagesanbruch den Tempel zu untersuchen.

Überraschenderweise war der Tempel (oder besser gesagt: die Tempelanlage) bewohnt. Kultisten opferten unter der Führerschaft eines roten Druiden irgendwelche Neandertaler (keine Ahnung mehr, wie die hießen).

Tronknar besorgte ein paar Roben der Kultisten und wir warfen uns in Verkleidung. Damit sollte es möglich sein nahe an die Kultisten heranzukommen und dann zum Angriff überzugehen. Immerhin hatten wir genug Kämpfer dabei.

Die Sache ließ sich auch gut an und wir kamen bis in den Nahkampf. Dann wurden die Waffen ausgepackt und sechzig Kultisten warteten darauf, von uns abgeschlachtet zu werden. An dieser Stelle lernte ich dann eine Regel kennen die besagt, dass billiges Kanonenfutter leichter wegzuschnetzeln ist. Das war recht überraschend, denn an sich ging Nuubaru zögerlicher in den Kampf, als er gemusst hätte. Schade. Tja, Regelwissen ist halt Gold wert und der Lücken wegen, spielte sich mein Charakter etwas anders als geplant.

Die Kultisten waren also kein Problem und wir holzten sie einfach so weg. Der Druide stand auf seiner Zikkurrat und opferte zwei Untergebene, um so einen Feuerdämon zu beschwören. Pah! Das Vieh bekam von uns ordentlich eins auf die Rübe und der Tempel war befreit. Das war einfacher gelaufen, als die beiden Deodargs zu bekämpfen.

Nun plünderte die Gruppe den Tempel, erledigte den Aufseher und stahl den ganzen Schatz, um ihn in Salatalasa (oder so) durchzubringen. Hier lernte ich eine weitere Regel kennen die besagt, dass eine ausschweifende Beschreibung des Schatzverjubelns mehr Erfahrung bringt. So habe ich das jedenfalls verstanden. Ist natürlich doof für Spieler die gerne ruhiger sind, rethorische Lücken besitzen, Stress haben oder vielleicht krank. Das alles kann eine stimmungsvolle Beschreibung bremsen und zu bereitgelegten Attitüden führen.

Jedenfalls hatten wir das Abenteuer überstanden und zu einem erfolgreichen Ende gebracht. Die Regeln waren an sich leicht verständlich und gingen irgendwann flott von der Hand, aber es sind auch eher kleine Regeln.

Bei mir kam leider nicht das Gefühl auf, mein Charakter wäre ein kompetenter Kerl, der sich selbstbewusst den größten Gefahren entgegenstellen konnte. Vielleicht lag das am Abenteuer, das irgendwie zufällig wirkte. Also keine geplanten oder absichtlich herbeigeführten Handlungspunkte, sondern zwei zufällige Ereignisse an einem Wochenendausflug. Meine Erwartung war da irgendwie anders, führte mich aber in die Irre.

BoL ist unterm Strich ziemlich simpel. Zwar werden Boni durch Beschreibungen hereingeholt, leiten aber nicht durch die Beschreibungen. Das System ist solide, aber keinesfalls ein Brüller. Barbarians of Lemuria gehört zu den Spielen, die stark auf die Eigenverantwortung der Gruppe setzen, um zu funktionieren. Es ist ein Spiel, auf das sich die Spieler einlassen müssen.

Vielleicht war auch das Abenteuer etwas unglücklich gestaltet. Das begann bereits mit dem Auftakt. Die Charaktere kannten sich bereits, aber das war bei den Spielern nicht der Fall, somit kannten nur die wenigstens die Eigenarten ihrer Mitspieler. Und da jeder im Vorfeld seinen Charakter erstellte, ohne echte Absprache mit den anderen, war es eine bunt zusammengewürfelte Truppe ohne Konzept. Wahrscheinlich bin ich aber mit falschen Erwartungen an die Sache herangegangen und habe mich zu sehr an genretypischen Erzählungen orientiert, vor allem an „Conan“.

Trotzdem hat die Spielrunde Spaß gemacht und wir haben Goldlocke Schönfeld ordentlich eins eingeschenkt. Das war es auf jeden Fall wert.

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