CSI Vinsalt – Das CCC ermittelt wider der Vernunft im wilden Aventurien

wilde-aventurienMan mag soziale Netzwerke als modernes Teufelswerk verdammen und große Konzerne wie Google der Ketzerei bezichtigen, aber bei aller echten Kritik, Google Plus in Verbindung mit Google Hangout macht einfach Spaß. Jedenfalls habe ich selten Streams zu lesen, in den Nachrichten wie „Mein Haufen sieht aus wie Barack Obama“ oder handgeschriebene, abfotografierte, ausgedruckte und dann eingescannte Sprüche wie „Ich bin meines eigenen Glükes Schmied“ zu finden sind. Eigentlich habe ich nie solche Meldungen, ganz im Gegensatz zu Facebook.

Was ich derzeit aber besonders an Google Plus mag, ist die Möglichkeit Rollenspiele per Hangout zu spielen. Und wenn es die Zeit zulässt, dann nehme ich gerne an einer Runde teil, werfe somit einen digitalen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus – mit analogem Touch. Und immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken. Spielleiter, Spieler, Apps, Geschichten, Abenteuer, Systeme, Welten, Kampagnenhintergründe und vieles mehr.

Diesmal stand jedenfalls Wildes Aventurien auf dem Spielplan, in Verbindung mit Roll20, einer Hangout-App. Die Idee hinter dieser App ist gut, aber bisher ist sie im Beta-Stadium und einfach großer Mist – wirklich großer Mist. Trotzdem haben wir uns unter Spielmeister Stephan ins Abenteuer gestürzt. Ich vermute allerdings, dass unser Spielmeister seitdem Beruhigungsmittel schluckt, um sich wieder zu sammeln. Ich könnte es jedenfalls nach dieser Spielsitzung verstehen.

Nachdem wir Stephan genötigt hatten mittels Google Effects eine Spielmeister-Maske aufzusetzen (die er schnell wieder deaktivierte, aber sie sah toll aus), legten wir los. Unsere Gruppe stellte Ermittler der Connetablia Criminalis Capitale in Vinsalt dar. Mein Charakter, Alfie Gutkerl (Alfie Goodfella), war als Streuner ausgelegt und freiberuflich mit dabei. Aber natürlich gab es auch gestandene Ermittler die offiziell tätig waren. Ich muss sagen, es wurde eine sehr lustige Runde – vor allem für die Spieler.

Unser Fall drehte sich darum, dass in Vinsalt derzeit die Imman-Meisterschaften stattfanden. Und den Puninern Skorpionen war nun der Starspieler abhanden gekommen. Ihr Trainer bat um Amtshilfe, denn der fehlende Spieler war von großer Bedeutung. Die Sache lief darauf hinaus, dass wir nach einigen Minuten den Trainer als Hauptverdächtigen in den Kerker warfen und uns auf den Spieler Schönfeld als weiteren Verdächtigen einschossen. Denn alle Fäden und Spuren führten zu ihm hin.

Ich muss sagen, das Abenteuer war an dieser Stelle sehr simpel. Das Problem an der Sache war, dass es sich bei Schönfeld um einen Red Hering handelte. Zugegeben, das war eigentlich nicht das wahre „Problem“. Problematischer war es eher, dass wir Spieler selbst die Figur des Schönfeld ins Spiel brachten und dieser Spur dann mit Feuereifer folgten. Also der klassische Selbstläufer, bei dem der Spielleiter sich nur noch zurücklehnen braucht. Stephan gab sich trotz allem viel Mühe, das Abenteuer wie geplant ablaufen zu lassen.

Schlussendlich saß die ganze Puniner Mannschaft in den Zellen unserer Wache und Alfie konnte mit dem beschlagnahmten Geld eine todsichere Wette platzieren. Sobald die Vinsalter Drachen gesiegt hatten, wäre es kein Problem das Geld wieder zurückzulegen. Klasse! Und wehe einer urteilt schlecht über meinen spielsüchtigen Informanten. Die anderen Ermittler waren ebenfalls ganz eigene Marken. Es gab da viele geniale Szenen, die ich kaum alle im Gedächtnis behielt und nur einige exemplarische Ausschnitte zum Besten geben kann.

So war einer der Ermittler etwas langsam im denken und das spielte sein Spieler auch wunderbar aus. Irgendwann kam der Verdacht auf, der Spieler hätte einen Freeze und sein Hangout sei abgestürzt. Nein, sein Charakter dachte nur über Buttermilch nach. Übrigens fanden wir heraus, dass es Buttermilch in Aventurien gibt und entdeckten auch ein passendes Rezept. Gegessen wurde allgemein viel – Ingame und Outgame. Der Chefermittler hatte nämlich ein Faible für Zuckerwerk und Mahlzeiten. Und seine Truppe zog da gerne mit. Egal wie chaotisch wir waren, stets herrschte ein fester Zusammenhalt. Das immerhin.

Göttlich war auch die Szene bei der Beweissuche im Zimmer des Trainers. Der Chef entdeckte Zeichnungen, auf denen etliche Symbole zu sehen waren und konnte die nicht zuordnen (unsportlich und unmagisch). Also fragte er unseren Fachmann für Magie, ob das Beschwörungen seien. Der schob nun die Spielzüge solange hin und her, bis sich seiner Meinung nach eine dilettantische Beschwörungsformel ergab. Zwar fehlerhaft, aber mit etwas gutem Willen zu erkennen.

So ging die lustige Sause dann weiter und tatsächlich kamen wir dem verschwundenen Spieler auf die Spur. Der war wohl von einem Fan der Vinsalter abgefüllt und entführt worden. Also jagten wir ihm hinterher. Zuvor provozierte Alfie noch eine Kneipenschlägerei, die er Prekor versprochen hatte. Irgendwie machte der Spielleiter zu diesem Zeitpunkt einen leicht genervten Eindruck. Zu viel Druck von Seiten der Spieler, zu hoher Druck von Seiten der Charaktere oder zu viel Ärger von Seiten der benutzten App? Vielleicht eine Mischung aus allem. Dafür machte Stephan seinen Job aber verdammt gut, wenn auch der Benniefluss etwas träge war. Aber das ist in Savage Worlds nur Übungssache. Jedenfalls gab es auf allen Seiten etwas zu lernen: Über die Regeln, über Gruppendynamik, über Google Hangout und Roll20.

Die Handlung schritt weiter voran und schlussendlich gab es einen echten Verdächtigen, einen Adeligen aus Vinsalt, der mit einem kleinen Wettgeschäft seine Finanzen in Ordnung bringen wollte. Zwei von uns wurden nun abgestellt, um in die Villa des Adeligen einzubrechen und dort nach dem verschwundenen Spieler zu suchen. Und während wir das erledigten, schmierte Google Hangout ab. Beinahe eine Viertelstunde war alles down. Das meldete auch das ZDF, dass an diesem Abend Hangouts zur Sendung und Google on Air am laufen hatte. An dieser Stelle mal Respekt fürs ZDF, die versuchen wirklich moderner und jünger zu werden – ohne sich anzubiedern. Derzeit meine liebster Senderverbund, wenn mich auch noch einiges stört. Aber niemand kann es allen Recht machen.

Nachdem wir versuchten auf Only-Roll20 und dann TS3 zu wechseln – auch mit Problemen – lief Hangout wieder an. Yeah! Denn wenn das funktioniert, ist es am unkompliziertesten. Und da ich davon ausgehe das Google die Hangouts ausbaut und stabiler macht, wird der Markt für viele andere Anbieter ziemlich wegfallen. Und vermutlich zieht Facebook irgendwann nach, dann dürften Teamspeak und Ventrilo vor dem Aus stehen.

Jedenfalls gingen wir zurück in den Dungeoncrawl, beziehungsweise, Villencrawl. Es war schon verdammt spät, des Spielleiters Nerven lagen blank und so konnten wir problemlos die Zielperson suchen. Und wir fanden sie auch. Anstatt nun den Schurken ans Messer zu liefern, lieferten wir die Puniner Skorpione an die Justiz aus und deckten den Vinsalter Adeligen, ließen ihm aber eine persönliche Note zukommen. Immerhin sollte er wissen, dass da jemand war, dem er seinen ergaunerten Reichtum verdankte. Das war jetzt weniger im Sinne des Abenteuers, aber sehr im Sinne der Spielerschaft.

Der Abend war weitgehend sehr vergnüglich und steckte voller Überraschungen. Einer der Spieler, Lars, lernte bei der Gelegenheit Savage Worlds kennen und kam auch prima damit zurecht. Auch die anschließende, und späte, Nachbesprechung machte Laune.

Schlussendlich handelte es sich um ein Testspiel, um zu sehen, mit was für einem Regelwerk wir das DSA-Abenteuer Von eigenen Gnaden spielen werden. Savage Aventurien ist abgehakt, als nächstes steht Dungeon Slayer Aventurien auf dem Plan. Mal sehen, wie das System so funktioniert.

3 Kommentare

  • Pingback: Der verschwundene Spieler, diesmal ganz anders « Aus dem Leben eines Narrativisten

  • Ich denke nicht, dass Google-Hangout so schnell TeamSpeak verdrängen kann, Immerhin gibt es mit der Drachenzwinge eine Plattform (die einzige Deutschsprachige), die Pen&Paper-Rollenspiel über das Internet unterstützt. Und diese unterstützt in ihrer Struktur vorrangig TS3. Ausserdem verliert Google Hangout auch noch die anderen Vorteile gegenüber TS3, wenn man bedenkt, dass es zum Würfeln und zum Austausch von Handouts einige Programme gibt, die dazu gezielt entwickelt wurden. (Hier sind vor allem MapTool (kostenlos) und Fantasy Grounds (kostenpflichtig) zu nennen)
    Mit der Kombination TS3 + Maptool oder FG2 ist man insgesamt besser bedient als mit Google Hangouts. Und man hat auch gleich eine Plattform, die es erleichtert, Mitspieler zu finden und einen TS-Server zur verfügung stellt 😉

  • MapTool und FantasyGround sind allerdings nicht an eine Plattform gebunden und ersteres soll irgendwann ja sogar als App für Hangout kommen. Das ist also kein Alleinstellungsmerkmal für TS3. G+Hangout bietet dahingehend etliche Apps, die fürs Spiel einsetzbar oder gar darauf ausgelegt sind (Roll20).

    Der einzige Vorteil von TS3 ist derzeit, dass es mit der Drachenzwinge eine etablierte Plattform gibt, auf der sich Spieler treffen, und die Leitung etwas weniger belastet wird – falls Bild eingeschaltet. Sobald die Akzeptanz/Reichweite von G+ steigt, ist das auch hinfällig.

    Allgemein ist Hangout als Plattform kostenlos (Account vorausgesetzt) und es braucht niemanden, der einen Server stellt. Plus etlicher anderer Vorteile. Der Zeiger hat sich halt ein Stück weiter gedreht. ^^

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