D20 Firefly Spielbericht 2: Lose Platten

Während Archer seine Messe vorbereitete, machte sich Alistair mit den Colts auf den Weg zum kleinen Schrottplatz der Stadt. Immerhin brauchte er einen neuen Katalysator.

Ken McLeod nutzte die Gelegenheit, dem Saloon von Haselnut Valley einen Besuch abzustatten. Immerhin juckte es ihm in den Fingern und jemand sollte wohl auf Demolition achten, der ebenfalls in den Saloon wollte, um dort eine Kleinigkeit zu trinken. Allerdings nahm er seinen Waffenkoffer mit, was Ken ein wenig beunruhigte.

Der Saloon selbst war nur leidlich gefüllt, aber es fand ein kleines Pokerspiel statt, in dass sich Ken gerne einkaufte. Demolition nutzte die Gelegenheit, um sich in einer stillen Ecke einen großen Drink zu genehmigen.

Scheinbar eine harmlose und friedliche Situation, als die Doppeltüre aufschwang und eine aufregend schöne Frau den Saloon betrat: Elaine Harrison!

Die rassige Schönheit stammte von den Kernwelten, wo man sie als Companion ausgebildet hatte. Sie verließ den Tempel des Hauses Chanbao vor einem Jahr, um ein wenig von der Welt zu sehen. Allerdings hatte sie ihre letzte Reise auf Whitefall verschlagen und ihren Entschluss gefestigt, bei der Auswahl des nächsten Kreuzfahrschiffes klüger vorzugehen.

Elaine setzte ein charmantes Lächeln auf und wandte sich an den Barkeeper, der sie mit seinen Blicken förmlich zu verschlingen schien.

„Ni hau!“ grüßte Elaine und verwickelte den Mann in ein kurzes Gespräch, um einige Informationen herauszubekommen. Scheinbar war vor kurzem ein Schiff gelandet, es gehörte Fremden und zwei der Besatzungsmitglieder befanden sich im Saloon. Für Elaine ein Glücksfall.

Während die Companion an der Theke stand und sich unterhielt, beobachtete Demolition die Umgebung. Er sah zwei Cowboys die Treppe runterstiefeln, zwischen sich eine geknebelte Frau geklemmt, die sie ins Hinterzimmer zerrten. Die Frau war dem Waffennarr und Junkie egal, aber er spürte den Drang, mal wieder ein wenig Action zu erleben.

Also stand Demolition auf, zog seinen Koffer hinter sich her und hielt aufs Hinterzimmer zu. Einer der Cowboys hatte sich als Wache aufgebaut und stoppte ihn. „Bis hier hin und nicht weiter!“

„Ich will nur mal nach dem Rechten sehen.“, erklärte Demolition und betrachtete die Winchester des Cowboys, den seine Freunde nur Jimmy nannten.

Jimmy sah den Blick und klopfte stolz auf seine Waffe. „Fast neu, unglaublich zielsicher und ziemlich tödlich.“

Demolition nickte knapp, dann ließ er seinen langen Koffer aufschnappen und zog seine Winchester II hervor. „Stimmaktivierung, Energieleitung und erhöhte Reichweite. Ganz neu, verdammt zielsicher und garantiert tödlich.“

„Sai weng shi ma!” stieß Jimmy aus. „Sieht aus wie meine neue Waffe.“, sagte er lässig und richtete sein Gewehr auf Demolitions Kopf.

Ken hatte die Situation aus dem Augenwinkel bemerkt, schnell die Partie beendet und gab den Verlierern eine Runde Reiswein aus. Er schob seinen Stuhl zurück und ging nun ebenfalls Richtung Hinterzimmer. Dabei knöpfte er seinen braunen Ledermantel auf, um schneller an seinen Tranter LA zu kommen, einen der modernsten Revolver der Kernwelten. „Ni hau! Gibt es Probleme?“

Jimmy sah sich nun mit zwei Leuten konfrontiert und klopfte mit dem Fuß an die Türe. „Frank, komm mal her!“

Die Türe wurde aufgezogen und ein weiterer Cowboy erschien, in der Hand einen schweren Parker Swift Revolver. „Was ist los?“

„Ihr Freund bedroht meinen Freund mit dem Gewehr. Wir können die Sache doch friedlich lösen, oder?“

Frank dachte kurz nach, dann nickte er. „Shi ah. Jimmy, lass die Leute in Ruhe.“

Ken machte ein entsprechendes Zeichen zu Demolition, der sich zwar auf ein Feuergefecht gefreut hatte, es nun aber dabei beließ, einfach seine Sonnenbrille einzuschalten. „Peace“, besagte die bunte Laufschrift auf seinen Augengläsern.

Ken und er gingen zu einem der freien Tische. „Ta ma de, Demolition. Reiß dich zusammen, wir wollen keinen Ärger in der Stadt.“

„Shiny, Mann, alles Shiny.“, beteuerte der Junkie und ließ sich auf den Stuhl fallen. „Trink ich mir einen, rauch ich mir einen. Alles kein Problem.“

„Hoffentlich.“, ermahnte ihn Ken und wandte sich dann der Theke zu. Er hatte Elaine bemerkt und fragte sich, was solch eine Orchidee inmitten der Wüste verloren hatte. Als er sich lässig an die Theke lehnte und die fremde Schöne betrachtete, war diese inmitten eines Gesprächs.

„Und sie wollen nichts unternehmen, um ihre Chefin zu retten?“ fragte Elaine gerade schockiert.

„Doch, ich habe einen unserer Jungs geschickt, damit er den Sheriff holt. Immerhin wird der dafür bezahlt, um sich mit den Kellys auseinander zu setzen, Miss.“

„Ist das der Junge?“ fragte Ken und zeigte auf einen jungen Mann, der blass den Saloon betrat und auf die Theke zuhielt. Sein Atem roch säuerlich nach Erbrochenem. „Ni hau, meine Liebe. Ken McLeod mein Name.“, stellte sich der passionierte Gambler bei der Gelegenheit vor.

Elaine nickte damenhaft. „Elaine Harrison. Wie ich hörte sind sie Mitglied einer Frachtermannschaft?“

„Tot, der Sheriff ist tot.“, stieß der junge Mann hervor. „Und die Gefangenen sind weg.“

„Oh, vielleicht sollten sie Miss Harper doch helfen.“, schlug Elaine dem Barkeeper vor.

„Sicher haben sie eine Waffe versteckt und die Leute hier werden ihnen ebenfalls beistehen.“, sagte Ken und sah, wie sich plötzlich alle aus dem Staub machten. Nur Elaine, Demolition und er waren übrig.

„Das kommt mir bekannt vor.“, stieß er leise aus und warf einen Blick zu Demolition. Der sah gerade auf, als er die Schmerzschreie aus dem Hinterzimmer vernahm. „Nun, damit wird es doch zu unserer Angelegenheit.“

„Lassen sie sich nicht aufhalten, Mister.“, sagte Elaine lächelnd. „Nur zu, retten sie eine Lady aus der Not.“

Gemeinsam mit Demolition machte sich Ken auf den Weg nach hinten, wo Jimmy die beiden dumm ansah. „Stop!“ rief der Cowboy aus.

„Wir wollten uns nur wegen eben entschuldigen und ihnen eins ausgeben, Mister. Auf das Wohl der Lady da vorne. Sie wollen die junge Frau doch nicht beleidigen?“

Jimmy guckte verwirrt, dann grinste er dümmlich. Immerhin waren sie die Herrn im Hause. „Gai si, natürlich nicht.“

Eine Minute später leerte Jimmy bereits ein Glas nach dem Anderen, zog mehrmals an einem von Demolitions Joints und sank selig zu Boden.

„Ging doch ganz ohne Gewalt, mein Freund.“ Ken grinste breit, dann stellte er sich neben die Türe zum Hinterzimmer und klopfte an.

Demolition hielt seine Winchster II bereit und als die Türe geöffnet wurde, schoss er Frank ein Loch in die Brust. Er und Ken warfen nun zwei Tische um, um dahinter Deckung zu finden. Leider waren die Tischplatten nur aufgelegt und fielen um – zao gao!

Ohne abzuwarten huschten die beiden Männer neben die Türe, um in den toten Winkel zu gelangen. Ken hörte wie im Hinterzimmer ebenfalls ein Tisch umgeworfen wurde und jemand fluchte. Die Cowboys hatten also auch lose Platten.

Elaine erkannte, dass Demolition und Ken wohl einen Spiegel brauchten, um in den Raum zu spionieren. Da sie keinen zur Hand hatte, warf sie eine volle Flasche gegen den großen Wandspiegel hinter der Theke, um an eine Scherbe zu gelangen. Der Spiegel zerbarst und gab eine Öffnung ins Hinterzimmer frei. Elaine war beinahe genauso überrascht wie die beiden Cowboys, die sich ihres Vorteils beraubt sahen.

Einer von ihnen sprang durch die Öffnung in den Schankraum hinein. „Halt dich da raus, Kleine!“ stieß er heißer hervor und schoss auf Ken. Glücklicherweise bohrte sich die Kugel nur in den Boden. Der Gambler machte eine Rolle nach vorne, tauchte unmittelbar vor dem Cowboy auf und ließ seinen Derringer aus dem Ärmel springen. Er traf den Mann zwar, doch hielt der dem Betäubungsschuss stand.

Elaine griff nun ebenfalls zu ihrem Derringer und versuchte den Cowboy zu bedrohen, doch der schlug ihr den Knauf seiner Waffe ins Gesicht. Blut spritzte und Elaine schrie vor Schmerz auf. So hatte sie sich das Abenteuer kaum vorgestellt.

„Man schlägt keine Lady.“, erklärte Ken salopp, nutzte die kleine Ablenkung und jagte dem Mann zwei Kugeln in die Brust. Dann drehte er seinen Kopf nach links und sah ins Hinterzimmer hinein. Demolition hatte einen Weg gefunden, seinen Gegner doch noch vor die Winchester II zu bekommen.

Der Waffenhippie war einfach losgegangen, hatte einen Treffer eingesteckt und mehrmals zurückgeschossen. Drei von vier Kugeln hatten den letzten der Gauner durchlöchert, doch eine blaue Bohne steckte im Oberkörper der Gefangenen, die von den feigen Cowboys als Deckung benutzt worden war.

Ken setzte durch die Öffnung in der Wand. „Meine Arzttasche!“ rief er zu Elaine, die nach unten griff und die kleine Ledertasche hinterher warf.

Die Wunde sah, zum Glück, schlimmer aus, als sie es tatsächlich war. Schon bald kam die Saloonbesitzerin zu sich und stellte sich als Tara Harper vor.

„Haben sie vielen Dank, sie drei haben mein Leben gerettet und sich damit Drinks auf Lebenszeit verdient. Die Kellybande war hinter dem Claim meines Vaters her, um sie Muhamad Basra zuzuschanzen. Doch dank ihnen, wird sich dieser Landbaron die Miene von Daddy nicht unter den Nagel reißen können.“

„Sie Arme, wo ist denn ihr Vater?“ fragte Elaine mitfühlend und Tara blickte traurig zu Boden.

„Er hat in dieser verdammten Miene sein Leben gelassen, sie wurde zu seinem Grab. Verstehen sie, ich kann doch nicht einfach Daddys Grab verkaufen.“

Ken nickte verständnisvoll. „Natürlich nicht. Wir haben ihnen da gerne weitergeholfen. Vielleicht können sie sich ja revanchieren. Wir sind auf der Suche nach Patrick O’Tool, einem Farmer aus der Gegend. Kennen sie ihn?“

Tara blickte seufzend zu Boden. „Die O’Tools sind eine der Familien, die ebenfalls Probleme mit Basra haben. Sie finden Patricks Witwe bei der alten Virginia Wolf, sie ist dort erst mal untergekommen.“ Mit diesen Worten zog sie eine Pistole unter der Theke hervor, beugte sich nach vorne über jagte dem bewusstlosen Cowboy eine Kugeln in den Kopf.

Gai si, dachte Ken McLeod nur …

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