Deadlands – Für noch ein paar Dollar mehr #00: Colorado Territory

Howdy! Es wird Zeit sich in den Sattel zu schwingen und den Friedensbringer blaue Bohnen predigen zu lassen, denn da Draußen im unheimlichen Westen kriecht eine Menge Viehzeug herum, dass dir nicht nur ans Leder, sondern auch an die Seele will. In solchen Zeiten ist es gut ein Aufgebot zu haben, das für Recht und Ordnung sorgt – oder das böse Viehzeug zumindest von der Weide scheucht.

Richtig gelesen, die Horde aus dem Grünen Drachen reitet in den unheimlichen wilden Westen. Ab Januar 2020 wird jeden letzten Donnerstag des Monats im Saloon scharf geschossen. Wie lange der wilde Ritt geht, das weiß nur der laue Wind, der über die Prärie weht.

Bevor es aber ans Eingemachte geht und wir aus den Gedärmen der Versager blutige Stricke für den Galgenbaum drehen, verliert Marshal Taysal ein paar Worte zu den Spielvorbereitungen der Runde. Muss ja alles seine Ordnung haben.

Du kannst deinem Schicksal jederzeit begegnen.
Denn das Schicksal reist überall hin.
Auch wenn du keinen Grund hast, dorthin zu gehen.
Und dort keine Menschenseele ist die du kennst.

Ich mag Deadlands, sehr sogar. Vor allem mag ich Deadlands: Reloaded, denn es ist schnell und eignet sich hervorragend für kurze Spielabende. Wir spielen nach den Regeln der Gentlemen’s Edition: Revised von Prometheus Games und den vom Verlag übersetzten Settingbüchern. Irgendwann nächstes Jahr soll das neue Deadlands für die neuen Savage-Worlds-Regeln erscheinen, aber ich bin skeptisch, was die Regeln und das Setting angeht. wobei die SWABE nicht per se schlecht ist. Im Gegenteil, es gibt da da viele gute Sachen … aber leider auch schlechte. Und die neue „woke“ Ausrichtung des kommenden Deadlands, da sehe ich das ebenso. Trotz meiner Skepsis bin ich natürlich gespannt, wie das neue Deadlands wird. Spannend ist dabei, dass diese Veränderungen innerweltlich mit dem Morgana-Effekt erklärt werden und die Settingfamilie dann im Mittelalter startet, anstatt wie bisher im wilden Westen. Also Dark Ages (Dunkles Mittelalter), Reloaded (Unheimlicher Westen), Noir (Neuzeit), Hell on Earth (Postapokalypse) und Lost Colony (Science Fiction).

Deadlands: Reloaded hat ein paar wirklich tolle Settingregeln, die das Spielgefühl gut einfangen und transportieren. Und zumindest auf Englisch gibt es massig Quellenbücher. Vor allem, wenn man noch die Classic-Variante des Spiels hinzunimmt. Wir konzentrieren uns aber auf die deutsche Ausgabe und packen da ein paar Hausregeln oben auf.

Neben dem Anspielen von Handicaps, haben es Spieler gerne, wenn es auch noch andere Möglichkeiten gibt, um Bennys zu erhalten. Hier kommen in dieser Runde deswegen zwei Regeln ins Spiel:

Trag es verdammt noch mal mit Fassung! Nimmt jemand die Konsequenzen der Schlangenaugen auf sich (akzeptiert also einen kritischen Fehlschlag), gibt es einen Glücks-Chip.

Es hagelt blaue Bohnen! Erreicht jemand bei einem Eigenschaftswurf zwei Explosionen, gibt es einen Glücks-Chip. Sind es drei oder mehr Explosionen, dann gibt es sogar für alle aus dem Aufgebot einen Glücks-Chip.

Die erste Hausregel soll dazu führen, sich dem Pech nicht vollkommen ausgeliefert zu fühlen. Zumal wir auch keine Abenteuerkarten benutzen, um „zu schummeln“. Die zweite Hausregel ist im Grunde genommen eine Variante der von mir oft eingesetzten Freak-Roll-Rakete und soll vor allem diejenigen zufrieden stellen, die sich bei hohen Würfen um weitere Steigerungen „betrogen“ fühlen. Und Freak-Rolls sind einfach toll! Ich schreibe übrigens absichtlich „Glücks-Chip“, weil das offizielle „Glückschip“ merkwürdig aussieht.

Auch wenn in Deadlands öfter als in anderen Settings gepokert wird, die Fertigkeit Glücksspiel fliegt raus. Stattdessen benutze ich eine Hausregel, die ich an dieser Stelle in meinem Blog näher beleuchtet habe. Diese Regel beinhaltet auch das Talent Glücksspieler.

Wenn wir schon bei den Talenten sind, da gibt es für meinen Geschmack viel zu wenige, die mit Pferden in Verbindung stehen. Verdammt, es ist der unheimliche Westen, da gehören wilde Pferde genauso zu, wie rauchende Colts, böses Viecher und blitzende Karten. Meine Gedanken dazu haben vier Talente hervorgebracht, die ich in Deadlands nutze – einige irgendwo herausgeklaubt, andere selbst erdacht. Vielen Dank an dieser Stelle an Zornhau für seine kompetente Hilfe.

Auf dem Pferderücken geboren

Voraussetzung: Anfänger, Geschicklichkeit W8+, Reiten W6+

Manche Völker haben so viel Zeit auf dem Pferderücken verbracht, dass es zu ihrer zweiten Natur wurde. Tatsächlich gibt es keinen Ort, an dem sie lieber wären. Helden die Auf dem Pferderücken geboren wurden addieren +1 auf ihre Reitenproben. Dieser Bonus gilt auch bei Ritten über lange Distanz (Siehe Wundgeritten, Deadlands: Spielerhandbuch S. 21). Der Charro (Reiter, Mexikanisch) kann zudem einen Glücks-Chip ausgeben, um den Schaden für das Pferd das er reitet wegzustecken. Er muss aber im Sattel sitzen! Diese Probe wird mit Reiten und einem Abzug von 2 (ohne den üblichen Bonus von +2 für das Talent) abgelegt. Pro erzieltem Erfolg und Steigerung wird eine Wunde weggesteckt.

Wilder Galopp

Voraussetzung: Fortgeschritten, Reiten W8+

Du weißt, wie du dein Reittier zu Höchstgeschwindigkeiten antreiben kannst. Für Überlandreisen wird die Bewegungsweite um +2 erhöht, um zu berechnen wie weit dein Reittier kommt. Als Aktion kannst du dein Reittier zudem verdammt schnell vorpreschen lassen. In diesem Falle würfelst du zwei anstatt einem Sprintenwürfel, und rechnest das Ergebnis zusammen. Allerdings erleidet das Reittier dadurch automatisch eine Erschöpfungsstufe. Um sich davon zu erholen, ist eine Stunde vollkommener Ruhe nötig – und etwas frisches Wasser und Hafer kann auch nicht schaden.

Kavalleriereiter

Voraussetzung: Fortgeschritten, Reiten W8+

Das Pferd kann die Parade seines Reiters anstelle der eigenen verwenden. Außerdem kann das Reittier den Verstand oder die Willenskraft seines Reiters einsetzen (anstelle der eigenen), um Furcht, Tricks oder arkanen Mächten zu widerstehen.

Schnelles Aufsitzen

Voraussetzung: Anfänger, Geschicklichkeit W8+, Reiten W6+

Normalerweise sind Auf- und Absitzen eine vollwertige Aktion. Mit diesem Talent Compadre, wird die Sache zu einer freien Aktion. Die Sache hat aber einen Haken, denn in in der gleichen Runde kann jede dieser Aktionen nur einmal ausgeführt werden. Du kannst also in einer Runde als freie Aktion aufsitzen und wieder absitzen, aber nicht aufsitzen, absitzen und erneut aufsitzen.

Neben den neuen Talenten für Pferde, habe ich für mich auch etwas die Settingregel „Billige Pferde“ aus dem Deadlands Spielerhandbuch überarbeitet (siehe hier in meinem Rollenspielblog). So hat nicht jedes billige Pferd automatisch ein oder zwei Handicaps und haben teure Pferde dagegen auch mal einen Vorteil. Das gefällt mir um einiges besser als die offizielle Regelung.

Als Schauplatz der Runde wird erst einmal Colorado herhalten. Colorado gehört zu den umstrittenen Gebieten, denn es ist nicht ganz klar, wer hier das Kommando hat. Derzeit gibt es einen Waffenstillstand zwischen der Union und der Konföderation, so dass sie ihre Truppe abgezogen haben. Deswegen ziehen derzeit gesetzlose Banden durchs Land und machen den Leuten das Leben schwer. Der Bürgermeister von Denver (Mister Caleb Hornsby, auch Ol’ Caleb genannt) wurde gebeten etwas dagegen zu unternehmen, schließlich gilt er doch quasi als Gouverneur. Bis jetzt ist aber nicht viel passiert. Auch die blutigen Streitigkeiten zwischen den großen Eisenbahngesellschaften Union Blue (Joshua Lawrence), Wasatch (Darius Hellstromme) und Black River (Mina Devlin) bekommt Colorado nicht in den Griff.

Von den politischen Begebenheiten einmal abgesehen, hat Colorado auch als Landschaft einiges zu bieten. Das Gebiet ist unheimlich vielfältig. Während es nach Süden immer wärmer und staubiger wird, prahlt der Norden regelrecht mit seiner üppigen und grünen Pracht. Hinzu kommen die gewaltigen Rocky Mountains im Westen, die das Landschaftsbild stets dominieren. Landwirtschaft ist nicht unbedingt Colorados große Stärke, aber es gibt gewaltige Rinderfarmen und sehr ergiebige Sold- und Silberminen. Damit kann man schon den ein oder anderen harten Dollar machen.

Auf der übernatürlichen Seite kann Colorado als gemäßigt durchgehen, wenn es um bösartiges und gefährliches Viehzeug geht. Zugegeben, es ist dort nicht so kuschelig wie im fernen Washington, aber auch nicht brutal wie in den wilden Indianerlanden. Die Leute hier Draußen ahnen, dass etwas in den langen Schatten lauern könnte. Das Gewehr sollte deswegen nie zu weit weg stehen und es ist gut in der Nacht jemanden als Rückendeckung zu haben. Sicher ist sicher.

Bei den Abenteuern bin ich noch recht unschlüssig, in was für eine Richtung die Sache laufen soll. An sich leite ich recht ergebnisoffen. Natürlich liegt der Gedanken nahe, etwas mit einem Zug zu machen. „Letzter Halt“ ist da ein wahrer Klassiker, den ich oft und gerne geleitet habe. Das Abenteuer bringt eine Gruppe schnell zusammen, erklärt worum es in dem Setting geht und das zwar jeder eine Schusswaffe besitzt, die aber nicht immer zum Erfolg führt. Hinzu kommt, dass es auf Deutsch von Prometheus Games offiziell den Abenteuersammelband „Wundgeritten“, das große Abenteuer „Coffin Rock“, als kostenloses Extra die Bud-Spencer-Hommage „Die dritte Hand des Teufels“ und für lau das HalloweenSpecial „Teufelsnacht“ gibt. Alles sehr gutes Material. Und natürlich noch mein eigener Kram und neue Ideen, die ich gerne umsetzen würde. So war ich schon immer drauf und dran etwas mit einer Postkutsche zu machen. Das wäre ja dann quasi ein Zug, nur in sehr viel kleiner.

Beim Spielmaterial sollte ich mit der Ausstattung gut hinkommen. Für die Glücks-Chips nutze ich Pokerchips, die etwas schwerer als die üblichen günstigen Plastikscheibletten sind. Und anstelle eines Huts setze ich einen Geldsack im Westernstyle ein. Da ist das mischen, verdeckte ziehen und der Transport der Glücks-Chips gleich viel einfacher. Zusammen mit zwei Ausgaben des Spielerhandbuchs und drei Pokerdecks, sollten bei Bedarf auch größere Gruppen versorgt sein. Da im Grünen Drachen manchmal bis zu zehn Spieler erscheinen, habe ich die Anzahl der Glücks-Chips verdoppelt. Es sollen ja auch alle bekommen was sie verdienen – inklusive dem Spielleiter.

Das Hintergrund- und Spielmaterial erweitere ich zudem noch durch etwas eigenem Kram. Da ich Colorado als zentralen Startpunkt nehme, habe ich mir Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammengesucht. „The Last Sons“ enthält dahingehend sehr viele Informationen. Die Settinginfos habe ich dann mit realen Informationen gemischt. Und das Ergebnis habe ich dann wiederum in Form einer Ausgabe des Epitaphs zusammengestellt. Dieser enthält auch etliche Abenteueraufhänger, falls sie gebraucht werden. Außerdem habe ich die Karte des unheimlichen Westens überarbeitet. Die offizielle Karte (die es auch als Stoffvariante gibt), enthält ja leider einen fetten Spoiler zu „The Flood“. Den wollte ich da raus haben, da wir ungefähr zum Zeitpunkt der PPC spielen und ich den Ereignissen aus der Handlungspunkt-Kampagne nicht vorgreifen möchte. Eventuell spiele ich die ja mal mit jemandem aus der Tavernenrunde.

Was auch noch auf meinem Plan steht, ist die ein oder andere Spielhilfe. Ich liebäugle dahingehend mit einem Lesezeichen, das gleichzeitig als kleines Zollmaßband dient und ein paar wichtige Informationen bereithält. Und obwohl die ersten Sitzung der Charaktererschaffung dient, habe ich ein paar Charaktere vorbereitet.  Das ist gut für Leute die keine Lust auf Charaktererschaffung haben oder kurzfristig einsteigen. Als Basis haben mir die offiziellen Pregens gedient, die ich aber überarbeiten musste. So ganz genau sind die nämlich nicht.

Es bleibt dann nur noch abzuwarten und zu hoffen, dass die Spielrunde mir und meinen Spielern ebensoviel Freude bereitet, wie mir die Vorbereitung.

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