Die Grundgesetze einer Fantasywelt

Was meinst du damit genau, Marschall?“

„Das die Bauern keine höheren Abgaben leisten wollen, mein König.“

Die Kinnlade des Königs sackte ein Stück nach unten und er riss ungläubig seine Augen auf. „Ich bin der König. Und mein Wort ist Gesetz.“

„Auch hier muss ich euch widersprechen, Sire.“, sagte der Marschall und duckte sich ängstlich unter dem Blick seines Herren weg. „In den Schriftrollen steht, dass die Steuern nur erhöht werden dürfen wenn sich Waren, Söldner oder Bedienstete verteuert haben.“

„So ein Mist!“ fluchte der König. Hätte er sich doch nie darauf eingelassen die Gesetze niederzuschreiben. „Verbrennt die Schriftrollen. Dann weiß niemand mehr genau was dort steht.“

„Es würde nichts nutzen, mein König. Der Tempel besitzt Abschriften.“

„Ah, ja, ich verstehe.“ Der König glaubte ein kurzes Grinsen auf dem Gesicht des Marschalls zu sehen. Ach, dachte er, waren das früher noch Zeiten, als mein Wort noch mein Wort war und ich es nach belieben drehen und wenden konnte.

Die Gesetze im Allgemeinen

Tja, da hat der König ein ernsthaftes Problem. Solange niemand niederschrieb wie seine Gesetze lauteten, konnte ihn niemand damit konfrontieren. Natürlich, er kann die Gesetze einfach brechen, denn er ist ja der König. Doch das Volk kann nachlesen, dass er die Gesetze gebrochen hat und wird vermutlich den Aufstand proben. Und erst das Ansehen im Ausland: Es wird bei solch einem König stark leiden.

So lange die Gesetze nur mündlich existierten, konnte man sich schon immer herausreden. Doch in manchen Gebieten lernen sogar schon die Krieger lesen und schreiben. Und dazu die unzähligen Tempel, in denen das Wissen gehortet wird. Ganz zu schweigen von den langlebigen Völkern, die in ihrer Freizeit schon immer an einer Schrift bastelten. Und wer lange lebt hat viel aufzuschreiben. Und der Fortschritt kommt.

Man kann Bücher leicht mittels Magie kopieren, setzt einige arme Mönche an die Arbeit oder wartet, bis sich der Buchdruck etabliert. Die Schrift ist eine der wichtigsten Erfindungen. Informationen können festgehalten werden, man kann sie jederzeit nachlesen und selbst ohne Magie zu anderen Leuten transportieren. Mündliche Gesetze können also leicht gebrochen werden, denn niemand erinnert sich jemals ganz genau an einen Wortlaut. Und wer das kann, muss dann ja „nur“ beseitigt werden. Tschau, Barde!

Um die Gesetze eines Landes, einer Stadt oder eines Bundes zu entwerfen, kann man sich an den ersten schriftlichen Gesetzen orientieren. Sie wurden richtig in Stein gemeißelt, doch war der Schreiber vermutlich kein Zwerg. Die Rede ist natürlich von den „10 Geboten“. Sie bieten eine gesunde Basis, von der aus auch exotischere Gesetze entworfen werden können. Je nach Örtlichkeit kann man auch einige Gesetze wegfallen lassen. Ehebruch in einer Stadt mit Erotiktempel zu bestrafen wäre keinesfalls glaubwürdig. Außer der Tempel an sich, oder gar der ganze Glaube, wäre verboten. Doch das ist schon wieder das Sprungbrett zu neuen Abenteuern.

Zu diesen Gesetzen kommt natürlich der gute alte „Zehnte“. Dabei handelt es sich natürlich um die gute alte Standardsteuer. Weitere Steuern können ebenfalls gesetzlich festgehalten werden. Meist werden Dinge besteuert die jeder braucht.

Wichtigstes Gesetz und leider oft vernachlässigt ist: Wie kann ich das Gesetz dem Gesetz nach ändern? Wenn der König dazu einfach mit den Fingern schnippen muss, bräuchte man die Gesetze erst gar nicht. Außer man hackt dem König beide Hände ab. Aua!

Im nachfolgenden sind einige Gesetze beschrieben, wie sie überall in einer Fantasiewelt vorkommen und eingebaut werden können.

Töte nur wenn dein Leben bedroht ist! Eigentlich ganz einfach zu verstehen. Man sollte halt nur genug Zeugen bei sich haben, die Notwehr bestätigen können. Steht Wort gegen Wort, kann das böse enden. Und wie sieht die Strafe für diesen Gesetzesbruch aus? In den meisten Fällen wird der Mörder hingerichtet. Die Methoden sind das sehr vielfältig. Doch ein zivilisierter Herrscher wird diese Strafe ablehnen, denn er würde dann gegen sein eigenes Gesetz handeln und stände selber auf dem Schafott. Und dann derjenige der ihn hinrichtet und dieser würde… nun, dass könnte sich hinziehen, bis es kein Volk mehr gibt. Deswegen ist eine weitere beliebte Strafe: Das Wegsperren in den Kerker für den Rest des Lebens. Unter milden Umständen sind es vielleicht auch nur ein paar Jahre. Meist wird das Eigentum des Mörders beschlagnahmt, um die Angehörigen des Opfers ein wenig zu entschädigen. Der Rest wandert dann in die Schatzkammer. Immerhin soll ein Straftäter keinen Nutzen aus seiner Tat ziehen.

Das Eigentum anderer ist für dich tabu! Erst einmal wird entschieden, was Anderen gehört. Die Strafe wird je nach Wert ausfallen. Das kann von einigen Peitschenhieben oder Pranger bei Mundraub, bis hin zu Hand abschlagen oder Aufknüpfen bei Diebstahl eines wertvollen Juwels reichen. Eine beliebte Alternative ist mal wieder das Wegsperren in den örtlichen Kerker für eine Handvoll Jahre. Außerdem muss man nicht nur stehlen. Es kann ausreichen, fremdes Eigentum nur zu beschädigen.

Du schuldest deinem Herrscher den Zehnten! Dieses Gesetz bringt Gold und Waren in die Kammern eines Königs und er achtet sicher darauf, dass es eingehalten wird. Der zehnte Teil von Allem geht also in die Schatzkammer des amtierenden Herrschers. Man kann Zehnten natürlich auch durch Achten, Zweiten oder Zwölften ersetzen. Die Ideen sind da mannigfaltig. Wer nicht zahlt wird also bestraft. Für die Strafe gilt meist: Das Eigentum anderer ist für dich tabu!

Zahle für jede ausländische Ware 1 Kupferstück! Nun, dieses Gesetz betrifft vor allem reisende Kaufleute oder Importeure. Wandert die Kaufkraft aus dem Land, will der König auch seinen Schnitt machen. Vor allem wenn das eigene Land nicht viel bietet, was zum Kaufen reizt. Für die Strafe gilt mal wieder: Das Eigentum anderer ist für dich tabu!

Der Ältestenrat muss neuen oder geänderten Gesetzen zustimmen! Dieses Gesetz dient der Sicherheit des Volkes, vorausgesetzt der Ältestenrat, oder wer auch immer diese Position inne hat, arbeitet dem Herrscher nicht zu. Wird gegen dieses Gesetz verstoßen endet das vielleicht mit der Verärgerung des Volks, aber es kann auch mit einem Bürgerkrieg oder dem enthaupten des Königs enden.

Du schuldest deinem Land deinen Schwertarm! Nun, es gibt immer Jemanden der etwas will, was jemand Anderer hat. Und schon ist der Krieg da. Könige sind auch nur verwöhnte Kinder die anderen den Besitz neiden. Aus was für Gründen auch immer: Steht ein Krieg an, ist das Volk verpflichtet in den Krieg zu ziehen – falls es der König will. Da hier bei einem Gesetzesbruch das Leben anderer gefährdet ist, fällt der Gesetzesbrecher bei der Strafe unter das Gesetz: Töte nur wenn dein Leben bedroht ist! Während einem Krieg ist der oft erwähnte Kerker nicht immer zur Hand und man sieht die Todesstrafe nicht mehr so eng.

2 Kommentare

  • Ich hätte noch zwei:

    1) Der König muss Todesurteile selbst vollstrecken (aus „Das Lied von Eis und Feuer“)

    2) Alle Gewalt geht vom Staate aus (nur der König darf bestrafen, nur seine Wachen dürfen Waffen tragen, etc.)

    Das zweite dürfte dir aus Deutschland sehr bekannt vorkommen 🙂

  • Danke, beides klingt gut. Vor allem 1, denn das regt zum Nachdenken an.

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