Hellfrost 07 – Von Ratten und Adlern
Wetter Mist, Spielsitzung gut; trotz einem etwas müden Start. Aber irgendwann gab es Kaffee und das hat die Lebensgeister geweckt. Obwohl es löslicher Kaffee war. Aber besser löslichen Kaffee, als gar keinen Kaffee.
Die Anzahl der Spieler steigerte sich um Eins, etwas mehr als in letzter Zeit üblich. Dieses Jahr verändert sich die Zusammensetzung der Spielgruppe jedes Wochenende ein wenig. Das gehört eben dazu.
Witzige Anmerkung: Für die Pilze in „Die Höhle des Ungezieferkönigs“ gibt es eine farbliche Unterscheidung und Legende. Allerdings ist das Abenteuer in Graustufen gedruckt.
Die Helden hatten sich in ihr kleines Lager zurückgezogen, um dort die Wunden zu lecken. Raja machte sich auf den Weg, um nach einem Heiler Ausschau zu halten, während Olvir wieder zu sich kam. Da wurden Draußen Schritte laut und jemand rief Fynns Namen. Der Engro schlich sich erst einmal hinten aus dem Zelt, um den Neuankömmling genauer anzuschauen.
Es war Ulfrick, der Frostmagier. Er hatte in Aslov noch etwas zu erledigen gehabt und war später aufgebrochen. Dalsetter hatte der alte Mann als schwelende Ruine vorgefunden und sich dann nach Norden gewandt, um in den hiesigen Ruinen die Nacht über Unterschlupf zu finden. Was für ein Glück, dass er dabei auf seine Bekannten stieß.
Es gab ein kurzer Hallo, dann setzten sich die Helden zusammen und besprachen die zurückliegenden Ereignisse. Und da gab es einiges zu erzählen, was vor allem Fynn tat. Der Kleriker des Unbenannten war froh jemanden gefunden zu haben, der seine Geschichten noch nicht kannte.
Nachdem alle auf dem aktuellen Stand der Dinge waren, wurden Pläne geschmiedet. Zwar gab es einige Verletzungen und Olvirs magische Kraft war noch immer blockiert, aber das Böse schlief sicherlich nicht. Also gingen die Helden zur Ruine zurück und stiegen in die unterirdischen Gewölbe hinab. Olvir schien ein robuster Kerl zu sein und bildete die Vorhut, die anderen folgten dem Zwergen im Licht der Sturmlaterne, die Fynn in seiner Hand hielt.
Olvir hört aus einem der Gänge ein Hämmern, von Stein auf Stein. Neugierig gingen die Helden in diese Richtung. Sie folgten vorsichtig einem steilen Tunnel hinab und gelangten in eine große Höhle. Jenseits des Eingangs machte sie die Geräuschquelle aus, einen Wirbelsturm aus Steinen und Erde, der auf einer Erhöhung rotierte. Olvir und Ulfrick sahen sich die Sache an und entschieden, dass es sich um einen Machtfokus handeln müsse. Neugierig gingen die Helden näher heran.
Um den Fokus genauer untersuchen zu können, half Olvir Ulfrick auf die Erhöhung. Kaum hatte der Magier seinen Fuß auf den Boden gesetzt, brachen hinter den Helden zwei Erdelementare aus dem Felsen. Ulfrick sprang zwar zurück, aber die Wächter der Höhle, die wohl Ertha geweiht war, stürmten bereits wütend vor.
Eyla ging hinter einem Felsen in Deckung, während Fynn die Elementare provozierte. Das gelang ihm auch leidlich und so hatten Olvir und Ulfrick genug Zeit, um eine Verteidigung aufzubauen. Mittels magischen Geschossen aus Eis ließ Ulfrick die Elementare bersten, während Olvir und Fynn die beiden Gegner auf Abstand hielten. Geschafft!
Doch o Graus, die steinernen Überreste rieselten zusammen und aus Erde, Stein und Staub erhob sich ein neues Elementar – größer und furchterregender als die beiden zuvor. Ulfrick stellte sich der Kreatur mutig entgegen. Ein Schlag in sein Gesicht ließ ihn nach hinten fliegen und regungslos liegenbleiben. Eine hässliche Narbe verunzierte nun sein Antlitz. Wenigstens blieb die Brille heil.
Olvir rannte herbei, seine Axt fest in der Hand. Er gab Eyla Deckung, die zu Ulfrick lief, um sich die Wunden des Magiers anzuschauen. Fynn wollte gerade neben Olvir Stellung nehmen, da wurde der Frostzwerg von einem Hieb des Elementars ebenfalls zurückgeschleudert und blieb regungslos liegen. Sein Gesicht war jetzt ebenfalls von einer schrecklichen Narbe entstellt.
Also änderte Fynn den Plan und griff nach dem Zwergen, um ihn hinter sich her aus der Höhle zu ziehen. Der Engro hoffte, dass das Elementar an die Höhle gebunden war. Eyla folgte Fynns Beispiel, schnappte sich Ulfrick und zog ihn hinter sich her, um sich mit ihm aus der Höhle fallen zu lassen. Das Elementar grollte zornig, dann verschwand es im Erdboden. Der Engro hatte tatsächlich recht gehabt.
Eyla machte sich sofort daran, die beiden Verletzten zu versorgen. Die Wunden sahen wirklich schlimm aus. Zwar konnte die Gnadenschwester für etwas Heilung sorgen, aber die schlimmsten Wunden und die hässlichen Schnitte im Gesicht blieben erst einmal. Ulfrick und Olvir brauchten dringend Ruhe – und die verordnete Eyla ihren Patienten.
Fynn dachte über die Situation nach. Er beschloss, die Höhle alleine auszukundschaften, um weitere Überraschungen auszuschließen. Der Engro konzentrierte sich und verwandelte sich in eine Riesenratte. Dann trabte er los in die Dunkelheit. Denn Dunkelsicht oder ähnliches, das hatte er nicht.
Trotzdem kam Fynn gut voran. Er hielt sich stets links und gelangte so in weitere Höhlen und Tunnel. Bis sein Körper plötzlich von einem fremden Herzschlag erfasst wurde. Etwas war anders. Etwas rief ihn, rief ihn als Ratte. Fynns Wille war aber stark, deswegen widerstand er dem fremden Einfluss. Er lief freiwillig weiter, um diesen Ruf zu ergründen. Und dann war er bei ihm, schnupperte ihn in der Dunkelheit – ihn und die anderen; den Rattenkönig und sein Gefolge.
Zwar hatte Fynn die Gestalt einer Ratte angenommen, aber er war keine echte Ratte. So gab er sein Bestes, um die Täuschung aufrecht zu erhalten. Die Riesenratten schnupperten an ihm. Der Geruch war fremd und auch der Rattenkönig schien Zweifel an dem Neuankömmling zu haben. Doch Fynn drehte sich auf den Rücken und mimte eine ängstliche Ratte, die sich unterwarf. Die anderen akzeptierten ihn und dann pinkelten sich alle erst einmal gegenseitig an. Fynn war akzeptiert.
Der Engro mischte sich einige Zeit unter die Ratten, dann versuchte er vorsichtig die Höhle zu verlassen. Zwei Weibchen schlossen sich ihm an. Das lief nun anders als gedacht, aber Fynn blieb zurückhaltend und nahm die beiden mit.
Vorsichtig erkundete er als Riesenratte die Tunnel und Höhlen. Fast alle Bereiche waren ihm zugänglich und seine beiden Begleiterinnen erwiesen sich überraschend als gute Führerinnen. In einer Höhle zeigten sie ihm, wie er die Fallen der hier lebenden Orks überwinden konnte, dann führten sie den Engro zu einer Art Badehöhle für Ratten. Zudem wurden die Weibchen immer rattiger. Irgendwann ergab sich Fynn seinem Schicksal und bestieg die jüngere Ratte ein paar Sekunden lang.
Bis auf einen Bereich, hatte Fynn die ganze Höhle erkundet und es wurde Zeit, zurückzukehren. Das alte Weibchen blieb bei dem unterirdischen See zurück, während das junge Tier Fynn folgte. Der machte sich auf den Weg nach oben, an die frische Luft, und suchte ein Stück Erdboden, mit dem er schnell verschmelzen konnte. Dann verwandelte er sich wieder in einen Engro.
Das Rattenweibchen zuckte erschrocken zurück, schnupperte dann an Fynn und schmiegte sich anschließend an sein Bein. Offenbar war ihr egal, in was für einer Gestalt ihr Liebster unterwegs war. Jetzt war guter Rat teuer, denn Fynn hatte gehofft angegriffen zu werden und dann in Notwehr reagieren zu müssen. Aber die Ratte dachte gar nicht daran, den Engro anzufallen. Ganz im Gegenteil.
Fynn dachte über die Situation nach. Er ging davon aus, dass spätestens in der Höhle des Ungezieferkönigs die Sache ganz anders aussehen würde. Immerhin war selbst er beinahe dem Ruf des Königs erlegen. Bei Lizzy, so nannte Fynn die Ratte insgeheim, sah die Sache sicherlich anders aus. Schweren Herzens zog der Engro seinen Dolch, atmete tief durch und setzte Lizzys Leben ein Ende.
Schnief, das war tatsächlich eine dramatische Szene, in der alle Gruppenmitglieder mitfühlten und an das Lied „Where the Wild Roses Grow“ (Nick Cave and the Bad Seeds and Kylie Minogue, „Murder Ballads“, 1996) dachten. Sehr traurig, aber scheinbar war die blutige Tat unabwendbar.
Fynn schlich nun zurück in die Höhle, um mit seinen Kameraden zu sprechen und einen Plan zu schmieden. Erst einmal kamen alle überein, im Lager auszuruhen. Hier entschieden sich die Helden, ein paar Tage lang die Wunden zu versorgen, um dann gesund und munter weiterzumachen. Fynn war das lange Warten nicht geheuer, aber die restlichen Helden setzten sich einfach nicht in Bewegung.
So vergingen die nächsten vier Tage. Dann waren alle bereit, um den Kampf wieder aufzunehmen. In der Zwischenzeit hatten sich aber wieder hunderte von Ratten in den Ruinen niedergelassen. Fynn erklärte allen, dass er schlussendlich im Recht sei. Die anderen ignorierten den Einwurf des Engro, denn es galt einen Angriffsplan zu schmieden.
Die Helden wägten ihre Möglichkeiten ab, dann entschieden sie sich, die Ratten mit dem Dalsetter Mehl zu vergiften. Fynn verwandelte sich in einen großen Adler, Eyla klemmte ihm einen präparierten Sack in die Krallen und dann erhob sich der Engro in die Lüfte.
Fynn überlegte sich einen guten Kurs, glitte über die Ruine hinweg und öffnete dann den Sack. Eine gewaltige Mehlwolke ging auf die Ratten nieder, die sofort begannen sich selbst und ihre Kameraden zu putzen. Das überlebte keine der Ratten. Der Plan der Helden war ein voller Erfolg!
Coole Szene mit den Rattenweibchen