Hellfrost – Die Grenzlande 14: Riesenwacht

Erneut kam die Tavernengruppe zusammen, um gemeinsam einen lauschigen Rollenspielabend zu verbringen. Zuvor habe ich erst einmal eine kleine Befragung durchgeführt, wie ich das hier und da in unregelmäßigen Abständen gerne einmal mache. Nicht immer bekommt man am Spieltisch sofort eine Rückmeldung, fallen Punkte im Eifer des Gefechts unter den Tisch, sind sich die Leute nicht immer im Klaren oder gehen gar davon aus, dass Feedback nicht erwünscht ist oder ertragen werden kann. Dann kann aus kleinen Unstimmigkeiten im Spiel schon mal Frust entstehen oder das persönliche Wohlbefinden leidet mehr als es soll. Und wer nicht von sich aus kommt, den hole ich dann auch mal ab. Möglichst im Verbund mit allen, da sich auch niemand isoliert vorkommen soll.

Ziel der Umfrage (die auch möglichst Wünsche und Anregungen abfragt) ist es, die Spielsitzung für möglichst viele besser zu gestalten. Vor allem möchte ich nicht in Gefahr laufen einen Tunnelblick auf meine eigene Handhabe als Spielleiter zu entwickeln. Dafür ist es zwar auch gut in vielen unterschiedlichen Runden zu spielen und zu leiten, aber auch im kleineren Umfeld nachzuhaken. Natürlich läuft man dann auch in Gefahr schmerzhaft mit der Realität konfrontiert zu werden. Deswegen taugt dieses Vorgehen nur für Leute die Kritik (auch der harten Sorte) vertragen und denen klar ist, das man niemals allen gefallen kann.

Die schriftliche Abfrage wurde dann von einer Fazitrunde aller Spieler abgeschlossen, die ihre Angaben und Bewertungen somit in Worte gießen und ihnen die gewünschte Bedeutung geben konnten. Das ist immer eine gute Idee, denn das reine niedergeschriebene Wort kann schnell einmal anders als gedacht ausgelegt werden. Übrigens ein Problem des Internets, das deswegen in seiner Gesamtheit eigentlich nur interpretiert werden kann; was auch geschieht, meist jedoch zum Negativen. Aber das ist eine andere Baustelle.

Im Kern kam heraus, dass die Spieler gerne ein paar mehr Zufallsbegegnungen und Spielleiterfiguren hätten. Auch die Schätze könnten etwas mehr oder präsenter sein (da es durchaus viele Gegenstände gab, diese aber nicht unbedingt als Schätze wahrgenommen wurden und magische Gegenstände an Spieler gingen, die leider nicht mehr in der Runde sind). Außerdem war die Allgemeinheit mit Hellfrost zwar im Kern zufrieden, hätte aber gerne etwas andere Gefilde oder gar Spielwelten zum Erleben. Die aktuell gespielte Kampagne solle aber einen passenden und keinen überstürzten Abschluss bekommen.

Was und wie ich jetzt bestimmte Sachen ändere, muss ich gedanklich noch klären. Zumal ich für mich selbst gedanklich ebenfalls einen Fragebogen ausgefüllt habe (immerhin bin ich als Spielleiter ebenfalls Spieler und somit Teil der Gruppe, vor allem kein Dienstleister). Einige Sachen konnte ich dann in der Spielrunde sofort anbringen und ausprobieren, andere Dinge müssen (falls überhaupt möglich) später kommen. Auf jeden Fall strebe ich  für nächsten Monat ein Ende der Kampagne und für Januar einen Wechsel der Spielwelt an. Bei Letzterem läuft es wohl auf Deadlands: Reloaded als gemeinsame Schnittmenge hinaus.

Allanon Kältesucher (Frostgeburt, Elementarist)
Wurde als Säugling in der Bergen ausgesetzt, von Nielan gefunden und aufgezogen.

Cailis „Schildstoß“ Canuchalag (Tuomi, Herdritterin)
Auf der Jagd nach Monstern aus der Decke gefallen.

Isra Pendasdotor (Saxa, Skaldin)
Hört gerne Nielans Geschichten und ist Minnas beste Freundin.

Minna Dragisdotor (Saxa, Priesterin der Eira)
Kehrt nach langer Zeit nach Hause zurück, lebt wieder bei ihren Eltern und versucht Frieden zu verbreiten.

Walburgis Schiefertafel (Frostzwergin, Runenmagierin)
In der Hochzeitsnacht fiel ihrem Mann ein Stein auf den Kopf. Seitdem ist sie Witwe und lebt bei ihrem Bruder.

Die Helden hatten eine lange Reise hinter sich und endlich Riesenwacht erreicht, eine der größeren Städte innerhalb der Grenzlande. Obwohl der Abend bereits hereinbrach, herrschte in den Straßen und Gassen reges Treiben. Rauch und Dunst zog zudem durch die Stadt und der vielen Feuer wegen schien Riesenwacht regelrecht zu brennen. Die Stadt war zudem voller Leben. Unter anderem erblickten die Helden Männer in luftiger Kleidung mit um den Kopf gewickelten Tüchern, die krumme Schwerter an ihrer Seite trugen. Aber auch einen Fremden mit gelblicher Hautfarbe und Mandelaugen, der gänzlich in grüne und rote Seide gekleidet war.

Cailis hielt sofort bei einer der Schmieden an, um sich dort nach dem Weg und dem gesuchten Magier zu erkundigen. Die Schmiedin konnte nicht weiterhelfen. Cailis fragte nun nach, ob ihre Seeschlangenschuppen auf ein Schild montiert werden könnten. Das sei möglich. Besser als ein bloßes draufnageln wäre es sicherlich, ein neues Schild aus den Schuppen anzufertigen. Allerdings, der genannte Preis war der Schildritterin viel zu hoch. Minnas Vorschlag zusammenzulegen lehnte sie dankend ab. Minna kaufte daraufhin einen kleinen Sack Kohle für ihren Funken.

Cailis schlug nun vor die Herdritter aufzusuchen und von den letzten Ereignissen zu berichten. Die anderen stimmten zu und schon bald stand der Karren auf dem Hof der hier stationierten Schildritter. Cailis wurde von ihren Kameraden freundlich begrüßt und sprach dann beim Schildkommandanten vor, während ihr im Schlafsaal ein Bett hergerichtet wurde.

Schildkommandant Andisunu war über die Ereignisse nach Süden runter besorgt. Vor allem die Berichte über ap-Ganoch bereiteten ihm Sorgen. Er überlegte, ob er in dieser Sache Cailis nicht lieber durch einen Herdritter mit mehr Erfahrung ersetzen sollte. Doch zuvor sollte die Herdritterin beim Mormaer vorsprechen und diesem ebenfalls berichten.

Das taten die Helden dann auch sofort, trotz fortgeschrittener Stunde. Schließlich konnte es durchaus sein, dass die Zeit drängte. Mormaer Grith „Mettrinker“ Fidaich ließ die Gruppe zwar etwas warten, empfing sie dann aber. Es stellte sich heraus, dass der gesuchte Magier zu den Beratern des Mormaer gehörte und in Riesenwacht einen guten Ruf genoss. Die vorgelegten Anschuldigungen, Beweise und das Schreiben aus Götterwunde wurden von Mettrinkers Schreiberin ausführlich studiert, doch eine Verurteilung in Abwesenheit schloss der Mormaer aus. Der Anarimagier hatte sich in Riesenwacht augenscheinlich nichts zu schulden kommen lassen und die Anschuldigen wogen schwer. So würde der Mormaer ap-Ganoch zuerst anhören wollen, bevor er ein Urteil fällte. Innerhalb des Machtgebietes von Riesenwacht sei der Magier also höchstens festzunehmen und dann an die Stadt auszuliefern. Selbstjustiz lehnte Mettrinker ab. Ihm war aber auch klar, dass er keinen Einfluss auf das hatte, was vielleicht dort Draußen in der Wildnis mit ap-Ganoch geschah. Dieser war übrigens erst einen Tag zuvor aus Riesenwacht abgereist, allerdings mit unbekanntem Ziel

Nach dem Gespräch mit dem Mormaer suchte Allanon die Taverne „Schneller Tod“ auf und mietete dort ein paar billige Schlafplätze auf Tischen, Bänken und Stroh in den Ecken. Die Milizionäre aus Hjorn ließen sich hier dankbar nieder, während die anderen zu weiteren Aufgaben aufbrachen. Die Taverne war übrigens sehr einfach gestrickt und mehr eine große Jurte, als ein wirklich festes Gebäude. Der Wirt war schließlich auch ein Finnar.

Isra und Walburgis nahmen den Karren, um mit der Wöchnerin Aileen und dem Neugeborenen Allanon den zukünftigen Ehemann der jungen Mutter aufzusuchen. Jemand konnte ihnen den Weg zum Kesselflicker zeigen und schon bald hielten sie auf dessen Haus zu. Isra und Walburgis ahnten bereits Schlimmeres, denn sie hörten eine Frau aus dem Inneren rufen und Kindergeschrei. Trotzdem hielten sie auf die Türe zu und klopften an. Eine junge Saxa öffnete und fragte überrascht, was diese späten Besucher den wünschten? Ihr Mann, der gute Ragna, sei gerade damit beschäftigt einen besonders schönen Topf zu flicken.

Die beiden Heldinnen und ihr Mündel traten ein, während die junge (und übrigens hochschwangere) Saxa ihren Mann holte. Als dieser kam und Aileen sah, wurde er ganz blass um die Nase herum und stammelte etwas davon, dass es nicht so sei wie es aussähe. Das war Aileen jedoch egal. Sie drückte Klein-Allanon Walburgis in die Hand und stürzte sich mit ihrer kleinen Handaxt vor. Isra versuchte das Schlimmste zu verhindern, aber da traf das Hackebeil schon Ragnas Kopf. Der ging blutend zu Boden. Walburgis sprang nun herbei. Die Frostzwergin sprach einen Zauber und konnte den Kesselflicker im letzten Augenblick heilen. Aileen versuchte einen Nachschlag, doch Walburgis ging dazwischen und entwendete ihr die Waffe. Da holte bereits Ragnas Frau mit einer Pfanne zum Schlag aus, um ihren Mann das Licht auszuschlagen. Nun sprang Isra dazwischen und schnappte sich das Kochgeschirr. Ragna wusste gar nicht wie ihm geschah, da teilte ihm Isra zudem mit, dass man die Leiche seines Vaters gefunden habe. Nun flossen überall Tränen, doch Ragna fällte recht zügig eine Entscheidung. Er befahl seine Angetraute ins Hinterzimmer und erklärte Aileen, dass Schluss zwischen ihnen beiden sei. Da waren Isra und Walburgis erst einmal verdattert. Mit dieser Wendung durch den Kesselflicker hatten sie nicht unbedingt gerechnet. Die beiden brachten die weinende Aileen und Klein-Allanon zum Karren, um in der Taverne erst einmal Ruhe zu finden. Vielleicht würde am nächsten Morgen alles ganz anders aussehen.

Derweil suchte Allanon das Gasthaus „Zum goldenen Schwert“ auf. Er ging davon aus, dass jemand wie ap-Ganoch sicherlich dort abgestiegen war. Tatsächlich kannte der Wirt, ein Tuomi, den Anari. Er konnte bestätigen, dass der Magier bis zum Vortag Gast im Hause und dann mit unbekanntem Ziel abgereist war. Da sich Allanon in der Wärme unwohl fühlte, fand das Gespräch in einer gekühlten Ecke statt. In dieser sauberen Einrichtung ließ es sich angenehm wohnen, wie das Frostblut bemerkte und mietete sich für die Nacht in einem Zimmer mit Kühlstein ein. Dann brach er auf, um sich mit den anderen im Schnellen Tod zu treffen.

Auch Minna war auf der Suche nach Spuren zu ap-Ganochs Verbleib. Sie fragte aus dem Bauch heraus erst einmal bei einigen der Schmieden nach, aber dort kannte niemand den Magier. Sie wurde aber auf Tolei verwiesen, einen örtlichen Skalden. Wenn jemand Gerüchte kannte, dann wohl dieser.

Toleis Haus befand sich zwischen zwei größeren Bauwerken und es schien, als hätte er mit seinem Heim einfach eine Gasse dazwischen geschlossen. Leise Musik drang aus dem oberen Stockwerk. Minna klopfte und der Skalde sah von oben hinab. Sofort entflammte sein Herz und er ließ sich elegant auf einem Seil zum Boden herab, um Minna seine unsterbliche Liebe zu gestehe und einzuladen, doch bei ihm zu verweilen. Dabei geizte er weder mit Worten, noch mit Komplimenten. Minna ließ sich erst einmal auf die Sache ein. Denn tatsächlich schien Tolei „Schönmund“ etwas zu wissen. Er war aus Liebe sogar bereit seine beiden exotischen Singvögel (die er von einem Händler aus Al-Shirkuh erstanden hatte) freizulassen. Anschließend schlug er Minna vor ihr alle Geschichten und Lieder vorzutragen, für die sich in den letzten Jahren auch ap-Ganoch interessiert hatte. Während der Magier aber stets mit Wein und Unterhaltung zahlte, sollte Minna mit Schönmund die Nacht verbringen und sich zu seinen Worten – gesprochen oder gesungen – entblättern, so dass er sich wenigstens an ihrem Anblick erfreuen könne, da sie ihn offensichtlich körperlich nicht erhöre. Minna ließ sich darauf ein…

Allanon hatte seinen Aufenthalt im Goldenen Schwert genossen, musste sich aber mit seinen Gefährten absprechen. Auf dem Weg in den Schnellen Tod stieß er auf zwei kleine Vögel, die erbärmlich froren und Schutz in einer Fensterecke suchten. Sie waren offensichtlich nicht für diese Temperaturen geeignet. Der Elementarist nahm die beiden Vöglein in die Hand. Und obwohl es ihm allgemein in Riesenwacht zu warm war, wärmte er die beiden Tiere (die später Piep und Matz getauft wurden) mit seiner Magie.

Im Schnellen Tod angekommen sprachen sich die dortigen Gefährten kurz ab. Dann erzählte das Frostblut Walburgis von dem Gasthaus und dem Kältestein. Die Frostzwergin folgte gerne seine Einladung, in etwas kühleren Gefilden unterzukommen. Die Helden beschlossen früh am nächsten Morgen wieder zusammenzukommen. Im Gasthaus angekommen, seufzte Walburgis erst einmal wohlig auf. Hier ließ es sich aushalten.

Derweil brach schon bald der Morgen an und Minna hatte viele Geschichten gehört. Sie schlussfolgerte aus Toleis Erzählungen, dass ap-Ganoch auf der Suche nach etwas war, was das „Herz der Flamme“ genannt wurde. Wohl ein altes und mächtiges Relikt, dass sich irgendwo im Eisklingengebirge befand und im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Kenaz und Sigel stand. Doch Tolei wusste noch mehr, etwas, dass er dem betrunkenen Magier bei dessen letzten Besuch regelrecht aus der Nase gezogen hatte … oder aus der Tasche. Doch dafür wollte er von Minna etwas ganz Besonders. Tolei wollte sie malen, nackt, bis auf ihr heiliges Symbol. Minna sagte zu.

Stunden später verließ sie den schönen Skalden dann, in ihrem Besitz eine Karte, ein Papyrus mit chiffrierten Schriftzeichen und einen Dolch, um diese zu Entschlüsseln. Es gab wohl einen Weg das Eisklingengebirge hinauf. Und Minna wusste, wie dieser zu gehen war. Sie gab Schönmund noch einen Kuss, dann machte sie sich auf den Weg in den Schnellen Tod.

Derweil waren ihre Gefährten bereits losgezogen, um zwei Anari-Geschwister aufzusuchen. Die Helden hatten erfahren, dass diese beiden öfter von ap-Ganoch aufgesucht wurden. Vielleicht konnte sie weiterhelfen. Die beiden führten zwei Basare nach anarischem Vorbild, in denen sie Waffen und Rüstungen verkauften. Als die Gefährten die beiden erblickten war ihnen sofort klar, dass es nicht nur Geschwister waren. Sie sahen zudem ap-Ganoch ähnlich, der sicherlich in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu ihnen stand.

Zu diesem Zeitpunkt traf Minna beim Schnellen Tod ein. Just in dem Augenblick, als im Inneren der Wirt ausrief: „Bitte nicht, es gibt sicherlich noch einen anderen Ausweg!“

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