Oblivion

oblivionFilme mit Tom Cruise kommen bereits im Vorfeld mit Kritik daher. Sie sind, durch das recht eintönige Schauspiel des Mimen und seiner Verbindung zu Scientology, vorbelastet. Trotz allem hat Cruise in der Vergangenheit den ein oder anderen Streifen abgeliefert, der zum Kult wurde oder zumindest – actionseitig – gut zu unterhalten wusste. Bei „Oblivion“ arbeitet Tom Cruise nun mit Regisseur Joseph Kosinski zusammen, der bekannt ist für seine tollen Bilder, aber auch für seine nichtssagende Erzählung von „Tron: Legacy“ (2010). Mit solch einer Vorbelastung kann doch eigentlich nur ein Überraschungshit entstehen, oder?

„Oblivion“ basiert auf einer Grafic Novel (man kann auch Comicroman sagen) von Joseph Kosinski und Arvid Nelson. Sie entstand während des Autorenstreiks 2007/2008 und wurde nie zu einem Ende gebracht. Im Film gibt es allerdings ein Ende.

Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt: Tom Cruise spielt den Flugdrohnenmonteur Jack Harper, der im Jahr 2077 mit seiner Partnerin Victoria (gespielt von Andrea Riseborough) gewaltige Maschinen bewacht und wartet, mit denen die Menschheit lebenswichtige Ressourcen gewinnt. Das ist auch bitter nötig, denn eine außerirdische Rasse (Plünderer genannt), zerstörte den Mond und löste damit Naturkatastrophen aus. Die Menschen besiegten die Invasoren zwar mittels Nuklearwaffen, aber sie mussten daraufhin zum Titan auswandern. Die Erde ist seit dem nämlich unbewohnbar.

Von der Raumstation Tet aus werden nun Jack und Victoria angeleitet, um die wichtigen Wartungsarbeiten durchzuführen. Immerhin sind die beiden ein gutes Team. Darauf wird im Film immer wieder herumgeritten, bis das auch der letzte Zuschauer wirklich verstanden hat. Also, subtil geht anders.

Jack düst jedenfalls über den Planeten, repariert Drohnen, sammelt heimlich Bücher, ballert Plünderer über den Haufen und realisiert langsam, dass etwas nicht stimmt. Der Zuschauer realisiert das allerdings viel schneller, denn schlussendlich ist der Film ziemlich vorhersehbar. Großartige Überraschungen gibt es keine. Wenigstens wird alles aufgeklärt und niemand bleibt ratlos vor der Leinwand sitzen. Die üblichen Logiklöcher bleiben dennoch und auch das Unverständnis des menschlichen Geistes gegenüber. Kosinski bringt da einiges durcheinander und missachtet, dass verlorene Erinnerungen nicht gleichbedeutend mit einer Programmierung sind und sich das Wesen eines Menschen auch durch seine Erfahrungen entwickelt und definiert. Wobei, hier driften wir eindeutig in den Bereich Scientology ab. Das liegt wohl auch an Tom Cruise‘ Einfluss. Scientology hat es einfach nicht so gut mit Menschlichkeit und Realität. Aber das ist eine Diskussion, die nur am Rande von Bedeutung ist. Denn der Film hat noch einige Schlaglöcher mehr zu bieten, um für eine richtig holprige Fahrt zu Sorgen.

Wenn Joseph Kosinski etwas kann, dann sind das Inszenierungen von Bildern und Kamerafahrten. Und darin ist „Oblivion“ einfach grandios. Unplausibel, aber grandios. Alleine das kleine Glashäuschen auf dem Berggipfel mit dem Außenpool – das ist malerisch, das wirkt, das zieht den Zuschauer einfach in seinen Bann. Okay, wäre so etwas möglich ohne vom Wind verweht, der Kälte wegen erfroren oder des Wetters wegen zerblitzt zu sein, dann gäbe es mehr idyllische Glashäuschen auf Berggipfeln. Die Idee ist zwar bescheuert, aber es sieht grandios aus.

Und das zieht sich schlussendlich durch den ganzen Filmen, der sich langsam durch eine kaputte Welt wälzt und nebenbei mit Actionsequenzen garniert wurde. Sehr unterhaltsam ist das eigentlich nicht, aber nett anzusehen. Vor allem das Design der Technik ist top. Alles Moderne erinnert irgendwie an Apple, wirkt wie Transformer-MacBooks, die sich jeder Herausforderung stellen. Dazu bilden die Überreste der Erde einen starken Kontrast. Wieder einmal hervorragende Bilder.

Die Geschichte ist, wie bereits angedeutet, kaum vorhanden und eher Nebensache. Das gilt auch für die Schauspieler, mit einer Ausnahme: Cruise wird im Film mehrfach als Mittelpunkt inszeniert, um den sich alles dreht. Damit niemand sieht wie klein Cruise eigentlich ist, bekommt er die passenden Partner zur Seite gestellt oder wird so abgefilmt, dass der Größenunterschied kaum zu bemerken ist. Respekt an Kameramann Claudio Miranda dafür, dass er Cruise zu Größe verhilft.

Olga Kurylenko spielt übrigens auch noch mit. Eigentlich hat sie als Julia eine wichtige Rolle inne, aber ihr Part ist so blass, dass sie eigentlich verblasst. Daran kann das offensichtliche (dummdreistkitschige) Ende auch nichts ändern. Morgan Freeman ist ebenfalls mit von der Partie und kommt im Grunde mit den üblichen philosophisch nachdenklichen Sprüchen daher, die man grinsend abnickt. Morgan Freeman halt, der ist immer cool. In „Oblivion“ kommt er aber leider zu kurz. Mehr Aufmerksamkeit hätte auch Nikolaj Coster-Waldau gebraucht, der Sykes spielt und derzeit vor allem in der Rolle des Jaime Lannister in der HBO-Fantasyserie „Game of Thrones“ bekannt ist. Seine Rolle weckt tatsächliches Interesse, muss sich aber schnell hinter Cruise‘ Jack verstecken.

„Oblivion“ ist ein offensichtlicher, recht langweiliger, aber visuell sehr ansehnlicher Film. Auch die Musik macht Laune und der Ton im neuen Format Dolby Atmos ist sehr schön anzuhören. Aber trotzdem reiht sich „Oblivion“ nur im unteren Mittelmaß ein – und zwar in Richtung Abstiegsplätze. Schade.

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Oblivion

Produktionsland: Vereinigte Staaten (2013)
Länge: 125 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12

Regie: Joseph Kosinski
Drehbuch: Joseph Kosinski, Karl Gajdusek, Michael Arndt
Produktion: Joseph Kosinski, Peter Chernin, Dylan Clark, Duncan Henderson, Barry Levine
Musik: Anthony Gonzalez, M83
Kamera: Claudio Miranda
Schnitt: Richard Francis-Bruce

Darsteller: Tom Cruise (Jack Harper), Morgan Freeman (Malcolm Beech), Olga Kurylenko (Julia), Andrea Riseborough (Victoria), Nikolaj Coster-Waldau (Sykes), Melissa Leo (Sally), Zoe Bell (Kara)

http://movies.universal-pictures-international-germany.de/oblivion/

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