Projekt „Abenteuer“ – Fleisch auf die Knochen
Eine der wichtigsten Fragen beim Entwerfen einer Geschichte ist „Warum?“ Kinder können das sehr gut und falls man mit dieser Frage immer weiter bohrt und nörgelt, findet man nie eine endgültige Antwort. „Warum?“ passt eigentlich immer und kann der Motor jeder Geschichte sein. Und das soll ja auch passieren, ein Abenteuer soll eine Geschichte erzählen. Das schlussendlich benutzte System ist nur ein Werkzeug zum Zweck. Dabei sollte man trotzdem beachten, dass bestimmte Regelsysteme mit einer Kampagnenwelt oder bestimmten Mechaniken verbunden sind, die in einem Abenteuer zu beachten sind. Bricht man mit den Vorstellungen wie die Welt funktioniert – und eventuell auch den Regeln -, sollte man eine gute Anwort auf die Frage „Warum?“ parat haben.
„Warum ?“ ist eine starke Frage, mit ihr kann man sogar von hinten anfangen. Die Spielleiterin stellt sich vielleicht eine Endszene vor, in der die tapfere Heldengruppe auf einem Grabhügel steht und stark verletzt ist. Nun setzen wir „Warum?“ ein.
Warum stehen sie dort? Warum sind sie verletzt?
Weil sie dort einen Endkampf hatten. Weil der Gegner so stark war.
Warum hatten sie dort ihren Endkampf? Warum war der Gegner so stark?
Weil sie dort das Artefakt bergen mussten. Weil der Gegner ein mächtiger Nekromant war.
Warum mussten sie das Artefakt bergen? Warum war der Gegner ein mächtiger Nekromant? Warum guckst du so wütend?
Weil das Artefakt gestohlen wurde. Weil der Nekromant zum Zirkel der kaiserlichen Erzmagier gehört. Weil du nervst!
Ich denke das Prinzip ist deutlich und verständlich. Wie bei allen Dingen kann der Umgang mit der „Warum?“-Frage geübt werden und man kann es auch überstrapazieren. Mann kann die Antworten auf ein Blatt schreiben oder beantwortet sie unbewusst im Kopf. Es gibt da viele Möglichkeiten. Wer möchte kann als kleine Übung das Beispiel dort oben aufgreifen und sich bis zum Anfang des Abenteuers „durchfragen“. Es kommt sicherlich etwas Spannendes dabei heraus.
Wer sich nicht gut alles merken kann oder sein Abenteuer schriftlich braucht, der sollte Notizen machen. Notizen sind wichtig, Notizen sind gut und Notizen vergessen selten was. Eine Idee sollte sofort schriftlich fixiert werden – und seien es auch nur zusammenhanglose Worte. Man kann sie später noch immer besser formulieren oder gar verwerfen. Doch eine einmal vergessene Idee ist weg, hat keine Möglichkeit sich auf dem Prüfstand zu bewähren. Also immer Stift und Zettel zur Hand haben. Notizzettel und Karteikarten sind übrigens eine gute Idee. Man kann sie nämlich später bequem neu anordnen.
Die Grundidee des Abenteuers steht für mich bereits fest und in meinem Kopf habe ich auch schon überlegt, wie ich diese Idee ausbauen kann. Dabei schwebt mir europäisches Mittelalter vor, eine Mischung aus Spanien und Frankreich, Romeo und Julia, Conan und einigem mehr. Ach, es gibt da so viele Möglichkeiten. Aber für Etwas muss man sich ja entscheiden.
Gehen wir davon aus, dass ein Vater seine Tochter aus seiner Stadt in eine andere Stadt schickt. Warum nur der Vater? Warum seine Tochter? Warum schickt er sie in eine andere Stadt? Die „Warum?“-Frage stelle ich hier das letzte Mal so offen und auch deutlich. Ich will mich ja nicht müde tippen …
Der Vater ist Alleinerziehend und möchte seine Tochter mit jemandem verheiraten, der in der anderen Stadt lebt. Die Mutter starb bei der Geburt und die Ehe wurde bereits in frühen Jahren vereinbart. Dadurch wird die Macht zwei einflussreicher Handelshäuser gestärkt. Die Tochter ist bald siebzehn Jahre alt, in diesen Kreisen das heiratsfähige Alter, und wird in die Ferne geschickt, um dort ihren Ehemann zu treffen.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum die Spielercharaktere den Transport – als die Reise der Tochter – beschützen sollen. Nun, beide Städte liegen weit auseinander und der Weg führt an einer gefährlichen Grenzregion vorbei. Da ist es sinnvoll Jemanden zum Schutz abzustellen. Und die Charaktere sind genau so gut wie jeder andere Söldner, um die Sicherheit der Kleinen zu garantieren. So weit jedenfalls bis zu diesem Punkt.
Ein paar der Notizen finden sich als Grafik im Artikel. Noch sieht die Sache ziemlich leer und fade aus, aber bald wird es sich ein wenig füllen und spannender zu lesen sein.