Rippers Resurrected: Spielerhandbuch
Nach fünf Jahren erhält einer der besten Kampagnenhintergründe des Rollenspiel “Savage Worlds” eine Fortsetzung: “Rippers”. Diesmal in neuer Form, mit aktualisierten Regeln und neuen Abenteuern.
“Rippers Resurrected” spielt zur Zeit des viktorianischen Englands und diese romantisierte Epoche stellt auch die Kulisse für das gesamte Setting. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Monsterjägern, die sich selbst Rippers nennen. Sie gehören unterschiedlichen Fraktionen an und sind in geheime Logen eingeteilt. Der normale Bürger ahnt nichts von dem Krieg, den die Rippers gegen die Kabale führen, einem Zusammenschluss bösartiger Monster.
Glücklicherweise liegt die Kabale in ihren letzten Zügen, denn im alten Settingband “Rippers” gab es eine Plotpointkampagne, in deren Verlauf die Anführer der Kabale vernichtet wurden. Allerdings, die Monster die überlebten sind die klügsten und gefährlichsten. Dahingehend müssen nun, einige Jahre später nach dem Sieg der Rippers, die Reste abgeräumt werden.
Im Gegensatz zum alten Rippers-Settingband als Hardcover, ist “Rippers Resurrected” in zwei Softcover eingeteilt: Das Spielerhandbuch und das Spielleiterhandbuch. Dadurch können grundlegende Regeln und Spielerinformationen von speziellen Regeln und Spielleiterinformationen gut getrennt werden. Auch physisch.
Die Aufmachung des Bandes ist an sich gefällig, wenn auch das diesmal benutzte Kleinformat nicht so recht zu den anderen Büchern der deutschen Savage-Worlds-Reihe passen will. Dahingehend muss sich der Kunde, Leser und Spieler ja immer wieder mal auf Überraschungen gefasst machen, wie ein Buch bei Erscheinen dimensioniert sein wird.
Die Aufmachung von “Rippers Resurrected: Spielerhandbuch” ist an sich sehr gefällig. Leider sind aber die Farben extrem dunkel, so als wäre das PDF des Buchs als Druckvorlage verwandt worden, ohne Anpassung für den Druck. Dadurch wirkt das Buch sehr düster und verwaschen, Details gehen im Dunkeln leider verloren. Das ist Schade, sind doch hervorragende und stimmige Illus enthalten.
Das “Rippers Resurrected: Spielerhandbuch” enthält alle grundlegenden Informationen, um eine angenehme Spielrunde zu genießen. Neben einer Einführung in die Spielwelt, sind auch alle Regeln enthalten, um sich passende Charaktere zu erschaffen. Zugelassen sind allerdings nur Menschen, die Erschaffung folgt weitgehend dem Grundregelwerk. Natürlich gibt es ein paar stimmige Sonderregeln. So besitzen Charaktere einen Wert für Stabilität, der ihre Menschlichkeit angibt. Immerhin kann sich ein Ripper Implantate einbauen lassen, die aus Monstern extrahiert werden. Das sorgt zwar für die nötige Kampfkraft bei der Monsterjagd, verringert aber die Menschlichkeit.
Weiterhin verfügt jeder Charakter über einen Status, mit dem er Gefälligkeiten einfordern kann. Zudem wählt jeder Spieler für seinen Charakter eine der Hauptfraktionen der Rippers aus, was zu Problemen führen könnte. Denn manche Fraktionen sind sich spinnefeind, eine verboten und es gibt Spieler, die möchten ihren eigenen Weg gehen. Sich für eine Fraktion entscheiden zu müssen, kann da schon ärgerlich sein.
Neben Status und Stabilität, enthalten die Settingregeln auch alle wichtigen Informationen, um eine Loge zu führen. Die Logenregeln sind sehr simpel gehalten, bieten dennoch spannende Aspekte und, je nach Logentalenten, unterschiedliche Vorteile.
Ein ganzes Kapitel widmet sich der Rippertech, den hilfreichen Mitteln und Implantaten, die aus den Monstern gewonnen werden. Wer sich zu viel einbauen lässt, der verliert an Stabilität und wird langsam selbst zu einem Monster. Deswegen muss gut abgewogen werden, ob und wie weit der eigene Charakter gehen soll.
Den Abschluss des Softcovers bildet eine Übersicht über die viktorianische Zeit (oder was sich für ein Abenteuerspiel darunter vorgestellt wird) und eine Vorstellung der Welt der Rippers, mit all ihren Besonderheiten. Zwar liegt das Augenmerk weitgehend auf England, aber auch der Rest der Welt lädt zur Monsterjagd ein.
Die Aufmachung des Buchs ist dabei sehr gefällig und es macht Spaß darin zu blättern. Die Übersetzung ist gelungen, auch Lektorat und Layout sind gut gemacht. Auf den ersten Blick springen keinem große Fehler ins Auge. An sich also eine runde Sache. Bleibt nur noch der Vergleich zum alten “Rippers”, das 2012 bei Prometheus Games erschien.
Das alte Buch war der reinste Fehlerteufel und eine Katastrophe. Allerdings bot es viel mehr Inhalt, auch Abseits einer Trennung zwischen Spieler- und Spielleiterteil. So sind die zusätzlichen Regeln zur Magie in “Rippers Resurrected” gänzlich weggefallen, die Settingregeln zum Status wurden komplett geändert und die Regeln für die Logen ebenfalls umgebaut, vor allem sehr stark simplifiziert. Das sorgt schon für einen anderen Stil zu früher. Aber dafür ist die Abhandlung um einiges beschleunigt. Die Möglichkeit NSC-Rippers auf Mission zu schicken ist übrigens vollständig weggefallen. Auch die optionale Fertigkeit “Mumm” ist nun verschwunden. Es gibt auch keine vorgefertigten Spielercharaktere mehr im Buch. Alles sehr Schade.
Unterm Strich ist “Rippers” auch in seiner neuesten Fassung ein tolles Setting und es macht Spaß zu sehen, wohin es sich entwickelt hat. Leider sind viele der alten Regeln unter den Tisch gefallen. Dennoch ist “Rippers Resurrected” eine klare Empfehlung – und somit auch das Spielerhandbuch.
Copyright © 2017 by Günther Lietz
Anmerkung: Der Rezensent ist gelegentlich als freier Autor für Prometheus Games tätig.
Rippers Resurrected: Spielerhandbuch
Savage Worlds, Kampagnenbuch
Prometheus Games 2016
Autor: Simon Lucas mit Matthew Cutter, Clint Black und Shane Hensley
Übersetzer: Andreas G Schramm, Armin Welk
ISBN: 978-3944713465
120 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 24,95
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