Rippers Resurrected: Spielleiterhandbuch

Das “Rippers Resurrected: Spielleiterhandbuch” bildet den zweiten großen Teil des aktualisierten Rippers-Settings. Es liegt ebenso wie das Spielerhandbuch als Softcover vor und ist sogar einen kleinen Tick umfangreicher. Bei der Aufmachung kränkelt es allerdings an den gleichen Krankheiten, bedeutet also, dass die an sich sehr schicken Illustrationen einfach zu dunkel daherkommen, Details einfach in der Düsternis verschwinden. Und das ist eindeutig nicht Teil des düsteren Actions-Settings. Schade, aber wo Schatten ist, da ist auch Licht. Gleiches gilt für das Rippers-Spielleiterhandbuch.

Dieses beinhaltet, wie der Name schon sagt, sämtliches Material und Informationen, die für eine erfolgreiche Spielleitung wichtig sind. Dazu gliedert sich das Buch in sechs große Kapitel. Diese Rezension wird dahingehend übrigens auf Settinggeheimnisse eingehen, um den Inhalt genauer besprechen zu können.

Der Inhalt ist sehr schön aufgemacht und der Text sorgt für die nötige Laune, um ihn auch lesen zu wollen. Von den Informationen her wird im ersten Kapitel darauf eingegangen, wie der nötige Grundton für das Setting erzeugt wird und wie finster die Nächte tatsächlich sind. Es offenbart sich hier also, was den Spielern und ihren Charakteren (noch) verborgen bleibt. Außerdem wird auf den Status eingegangen, es wird gezeigt wie Reisen aufzupeppen sind und wie das Superhelden- und das Science Fiction-Kompendium eingebaut werden können. Dazu noch Hilfe beim Erstellen neuer Rippertech und eine Sammlung von Relikten. Wichtig in diesem Kapitel ist übrigens, dass sich die Settingregel für das Angstniveau im Abschnitt “Eine Welt voller Gefahren” befindet. Der Verweis im Spielerhandbuch ist, seiner Genauigkeit wegen, dahingehend nämlich nur kläglich zu nennen.

Es folgt ein Abenteuergenerator, der sehr viele Möglichkeiten und eine schnelle Auswahl an Standardabenteuern bietet. Da sich die Settingregeln in Bezug auf das Führen einer Loge zur letzten Rippers-Edition verändert haben, sind die Ergebnisse für Rekrutierungs- und Gesellschaftsabenteuer nicht mehr so wichtig, da es nicht mehr von besonderer Bedeutung ist neue Anwärter oder Gönner aufzutreiben.

Richtig spannend wird es nun im Kapitel “Die Welt der Ripper”, denn hier werden schonungslos die Geheimnisse aufgedeckt, die im Spielerhandbuch höchstens angedeutet werden. Falls angebracht werden kleine Abenteuerideen und besondere Orte vorgestellt, außerdem gibt es Verweise auf Savage Tales, die in dieser Gegend spielen. Da macht es großen Spaß, die Rippers auf Reisen zu schicken und sie die Welt entdecken zu lassen.

Im nächsten Kapitel wird die Plot-Point-Kampagne “Rückkehr des Bösen” vorgestellt, die elf Plot-Points umfasst. In der Kampagne geht es darum, dass die Kabale eigentlich am Ende ist. Dank eines kleinen Kults beginnt sie allerdings wieder zu erstarken und totgeglaubte Bösewichter wie Dracula und Jack the Ripper werden von den neuen Schurken wiederbelebt. Das ist im Grunde eine Ablenkung, damit der Kult im Geheimen ein größeres Übel loslassen kann.

Die neue Plot-Point-Kampagne kann als Fortsetzung der ersten gespielt werden, muss sie aber nicht. Es ist auch kein Vorwissen nötig. Im Grunde genommen macht die neue Kampagne auch Spaß, kommt aber nicht an die alte heran. Diese bot abgefahrene Geschichten und Bösewichter aus der fantastischen Weltliteratur. Diese Bösewichter sind vernichtet und die besten Ideen bereits weg. “Rückkehr des Bösen” wirkt dahingehend ziemlich einfallslos. Es ist der übliche böse Kult der nach dem Weltuntergang strebt. Und damit wenigstens ein paar ikonische Bösewichter dabei sind, werden die halt wiederbelebt. Na ja, kann man machen.

Wird die Kampagne als Fortsetzung gespielt, kann es übrigens zu Handlungskonflikten kommen. In “Rippers Resurrected” gibt es nämlich den Plot-Point “Watson, die Nadel!”, in der Holmes die Rippers mit nach New York nimmt, weil er denkt Jack the Ripper und Moriarty wäre ein und dieselbe Person. Außerdem lehnt Holmes jegliche übernatürliche Erklärung ab. Na ja, jetzt wird es problematisch. Denn in der alten Rippers-Ausgabe war “Watson, die Nadel!” eine Savage Tale. Im ersten Augenblick könnte man den Plot-Point für eine Hommage an die Savage Tale halten – wahrscheinlicher ist aber, dass der Autor keinen echten Schimmer von den alten Savage Tales hatte.

Erst einmal kann es ohne weiteres sein, dass die Rippers Holmes damals getötet haben, denn das ist in der Savage Tale ausdrücklich als Option erwähnt. Auf Holmes dann einen Plot Point aufzubauen ist dahingehend schon ziemlich dämlich. Außerdem weiß Holmes das Moriarty tot ist und das es Übernatürliches gibt, denn er war von Moriartys Geist besessen.

Allgemein kommt das Problem auf, dass besondere NSC tot sein können, die in “Rippers Resurrected” dann wieder von Bedeutung sind. Auf seine Tauglichkeit als Fortsetzung muss “Rückkehr des Bösen” deswegen vorher ordentlich abgeklopft werden, um spätere Verwirrung zu vermeiden. Spannender und kreativer wäre es gewesen, eine Plot-Point-Kampagne ohne großen Bezug auf die alte Kampagne zu schreiben und sich neuen, wenn auch eher unbekannten Figuren zuzuwenden.

Im nächsten Kapitel gibt es zehn Savage Tales, die in unterschiedlichen Gegenden der Welt spielen. Von der Anzahl her kein Vergleich zur alten Ausgabe von Prometheus Games, die ganze 34 Savage Tales enthielt. Und auch hier kommt der Eindruck auf, dass das Pulver bereits verschossen wurde und nur ein müder Abklatsch alter Ideen präsentiert wird. Die neuen Savage Tales überzeugen einfach nicht richtig. Da es diesmal weniger sind, ist das besonders ärgerlich. Hier gibt es leider keine Klasse, aber als Entschädigung auch keine Masse.

Den Abschluss des Buches bildet “Die Mächte der Kabale”. Hier gibt es alle relevanten Spielwerte der besonderen Monster und NSC, die im Setting vorkommen. Ein netter Katalog an Kreaturen der Nacht und des Schreckens. Allerdings wirkt das Kapitel auch ein wenig trocken.

Unterm Strich macht das “Rippers Resurrected: Spielleiterhandbuch” einen sehr ordentlichen Eindruck. Das kleinformatige Buch ist gut verarbeitet und das Layout gelungen. Auch die Übersetzung macht Laune. Einzig die Texte wirken entsättigt und lassen den Eindruck zurück, dass die Neuauflage des Settings (vor allem in Verbindung mit dem Spielerhandbuch) mehr mit Geschäftssinn, als mit dem Herzen geschrieben wurde. Das ist aber Pinnacle als Originalverlag anzukreiden und weniger Prometheus Games, die mit der deutschen Fassung einen wirklich guten Job erledigt haben. Trotz einiger Mäkelei ist das Rippers-Setting aber auch in seiner Neuauflage eine klare Empfehlung.

Copyright © 2017 by Günther Lietz

Anmerkung: Der Rezensent ist gelegentlich als freier Autor für Prometheus Games tätig.

Rippers Resurrected: Spielleiterhandbuch
Savage Worlds, Kampagnenbuch

Prometheus Games 2016
Autor: Simon Lucas mit Matthew Cutter, Clint Black und Shane Hensley
Übersetzer: Christian Beier
ISBN: 978-3944713472
126 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 24,95

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