Savage Aventuria 02 – Es ist ein Schnitter, heißt der Tod

Computer sind Scheiße, aber unheimlich nützlich!

In unserer Hangout-Runde „Savage Aventuria“ hat sich MapTool als sehr einfaches und gutes Tool dargestellt. Leider kam es diesmal bei der Software oder der Hardware zu Aussetzern – ich tendiere stark zu meinem Computer – und deswegen begann die Runde etwas später. Allerdings ist ein wenig Vorgeplänkel ganz gut, um sich in Laune zu bringen. Immerhin gibt es gute Gründe, warum bei Konzerten Vorgruppen oder bei TV-Sendungen Anklatscher eingesetzt werden. Glücklicherweise ist MapTool dermaßen gut, dass einer meiner Mitspieler stellvertretend die Kampagne hosten konnte. Das würde ich zwar gerne selbst, aber ich finde einfach nicht den verdammten Fehler. Davon einmal abgesehen, wurde natürlich auch gespielt.

Der Trekk verabschiedete sich aus Polldendung. Die Ereignisse der Nacht steckten den Helden noch in den Knochen. Doch die Leute waren auch zuversichtlich, dass sich nun alles zum Besseren wenden würde. In dieser Nacht war auch kein Spion aufgefallen – entweder gab es keinen oder die Wachen hatten ihn übersehen.

Die Straße führte nach Puleth und die Landschaft veränderte sich weiterhin zum Schlechten. Die Bäume waren nun nicht mehr einfach nur zerstört, sondern wuchsen oftmals auch verdreht und widernatürlich in unterschiedliche Richtungen. Die ausgedörrten Felder wiesen schwarze Flecken auf. Und obwohl trotz des Tauwetters noch Schnee lag, gab es schwärende Stellen in der Landschaft, an denen sich das Erdreich leicht emporwölbte und warm in der kalten Luft dampfte. Diese Stellen waren entzündeten Geschwüren gleich, die das Land plagten. Die Wildermark litt, das wurde mit jedem zurückgelegten Kilometer deutlicher.

Bis kurz vor Puleth kam der Trekk gut voran. Don Anselmo unterhielt sich mit dem Gänseritter Herdfried von Binsböckel, der mit einigen Details zur Stadt aufwarten konnte. Allerdings waren seine Informationen leicht veraltet und er wusste nichts über die aktuelle Situation in Puleth zu sagen. Aber was der gute Ritter erzählte, dass ließ Schlimmes erahnen.

Keine Ahnung, mit was das Abenteuer noch aufwartet, aber bereits die Reise zum eigentlichen Startpunkt hin enthält sehr viele Details und Möglichkeiten, um innerhalb Aventuriens aktiv zu werden. Die Reise nach Wutzenwald selbst ist ein großes Abenteuer für sich (von den Logikfehlern einmal abgesehen) und verführt regelrecht dazu, bereits unterwegs Balsam auf die Wunden des Landes zu streichen. Alles andere würde eigentlich gefühlskalt wirken und der Auslegung aventurischer Helden widersprechen – jedenfalls in einem echten Sandkastenabenteuer und ohne Schauklappenmanier. Aventurische Helden kümmern sich!

Da kam dem Trekk eine Flüchtlingsgruppe entgegen. Von Binsböckel, der mit seinem treuen Streitross Gänseblümchen voran ritt und den Weg sicherte, gab Zeichen und ließ die Ochsenwagen aufrücken, während er die langsam heranstolpernden Gesellen genau begutachtete. Die Leute waren offensichtlich krank und ausgehungert. Also schickte sich Skip an, die Leute genauer zu begutachten. Bereits die erste Untersuchung ergab schlimme Dinge.

sensenmann

Musikalische Untermalung

Die Flüchtlinge litten unter einer Art der roten Keuche, die weniger von einem dämonischen Ritual, als mehr durch die dämonische Umgebung hervorgerufen wurde. Skip sah sich die Erkrankten genau an und es gab nur wenig Hoffnung. Die beste Heilmöglichkeit versprach ein Xordai-Aufguss, zum Trinken und zum Auswaschen der Wundstellen. Glücklicherweise führte der Trekk etwas Rinde des Axorda-Baums mit sich, um daraus den Tee zu gewinnen. Doch die Vorräte waren begrenzt, wie Skip wusste. Denn der Axorda-Baum kam nur auf dem entfernten Maraskan vor, einer Insel südöstlich Aventuriens.

Don Anselmo horchte die Flüchtlinge aus und erfuhr, dass derzeit Oberst Nepomuk vom Dreisprung als Regent Puleths galt. Er verwaltete die Stadt im Auftrag des Erzmarschalls Ludalf von Wertlingen, dem Herrn von Wutzenwald. Allerdings war der Oberst gerade dabei seine Truppen zu versammeln und die Stadt zu verlassen, um dem Kriegsfürsten Leopold Kutteldinger das Feld zu überlassen. Kein Wunder, hatte das Jahr des Feuers Puleth Übel mitgespielt und grassierte in der einstigen Perle des Landes seit Wochen eine tödliche Seuche, der die Geweihten der Peraine nicht Herr wurden. Das bestärkte Skip jedenfalls in seiner abwertenden Einschätzung über Religion und Glaube.

Skip und Anselmo baten die Flüchtlinge zu warten und gingen zum Trekk zurück. Der Condottiere schickte Namon vor, um die Leute auf sicheren Abstand zu halten. Das tat der Zwerg auch und zog mit seiner Axt eine Linie in den Dreck, die er zur Grenze erklärte. Natürlich zeigte der Zwerg auch Herz und gab den armen Leuten an Bier und Schnaps, was er bei sich trug. Eine der Frauen versprach daraufhin, ihr Kind nach dem Zwergen zu nennen.

Derweil beratschlagten sich die Mitglieder des Trekks. Und es gab da einiges zu beachten. Die Flüchtlinge planten nach Gareth zu gehen, um dort Gesundheit und Arbeit zu finden. Allerdings würde das die Seuche in die Kaiserstadt tragen und wurde deswegen von allen abgelehnt.

Es gab noch weitere Vorschläge, aber schlussendlich wurde beschlossen die Flüchtlinge nach Polldendung ziehen zu lassen und dort ein Siechenquartier zu errichten. Immerhin gab es in Polldendung einen Peraine-Geweihten und Bruder Ronivart stellte Schwester Pygalion ab, die Kranken zu begleiten. Die war nur wenig davon angetan, erklärte sich aber dennoch bereit.  Don Anselmo stellte Hassrulf von Baliho als Leibwache für die Geweihte ab, was dem Söldner sauer aufstieß. Jedenfalls rollte sein Glasauge zornig in der Augenhöhle umher.

Nachdem die Sache geklärt war, zog der Trekk weiter und erreichte kurz nach Anbruch der Dunkelheit Puleth. Im Laufe der letzten Jahre hatten es die Städter tatsächlich geschafft eine kleine Stadtmauer zu errichten, aber der Krieg im Jahr des Feuers hatte trotzdem für große Schäden gesorgt. Aus Sicherheitsgründen wies Anselmo den Trekk an zu warten, während er, Namon und Skip, sich erst einmal alleine der Stadt nähern wollten.

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Trotz Stadtmauer und kaiserlicher Garde, die Pulether hatten noch nie etwas von Krieg und Soldatentum verstanden. So war es auch kein Wunder, dass das Tor einen Spalt weit offenstand. Wenigstens wurden die Neuankömmlinge von einem hilfsbereiten Bürger empfangen, der offensichtlich ebenfalls an der Seuche erkrankt war. Puleth, die einstige Landschönheit, war schwer entstellt.

Die Narben des Krieges waren überall erkennbar, dazu Hunger und Krankheit. Es würde sicherlich einige Jahre des Friedens brauchen, um der Stadt wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Doch derzeit sah die Lage schlimm aus: Die Bürger hatten sich weitgehend in ihre Häuser zurückgezogen und aus Angst vor der Seuche trauten sich nur noch die Wenigsten, die auf der Straße verstorbenen Leute zu den Tempeln oder in die Totenhalle zu bringen.

Das ließ wiederum die Helden aufhorchen, denn in Puleth gab es einen Tempel der Peraine und deren Geweihten sollten eigentlich bei der Arbeit sein. Also fragte Don Anselmo den Mann aus und die Helden erfuhren, dass die Peraine-Geweihten sehr wohl versucht hatten die Seuche zu bekämpfen. Aber die Geweihten des Tempels gehörten mit zu den ersten Opfern, die es dahinraffte.

Übrigens entwickelte sich das Abenteuer erneut in eine ganz andere Richtung, als von mir gedacht. Eine spannende Sache. Aber immerhin reiten wir diesen Remix mit lockeren Zügeln und der Gaul darf hintraben, wo er will. Ich muss halt zwischendurch kurz innehalten und mir für die neue Richtung eine kleine Geschichte ausdenken, die es dann zu erzählen gilt. So auch hier, den Peraine-Tempel betreffend. Zu meiner Überraschung war die Gruppe nahe am Original dran. Es gab für sie allerdings keine komplette Auflösung der Ereignisse, weil ich ungern ständig Tagebuchaufzeichnungen oder letzte Briefe platziere, die alles bis ins Detail erklären. Am Ende ist das nämlich oft so inflationär, dass es schon lächerlich wirkt. Lieber selten, dafür organischer. Aber weiter im Text:

Die Helden ließen sich von dem Pulether nun den Weg zum Peraine-Tempel weisen. Das Gebäude wirkte leer, verlassen, tot. Es gab kein Licht, kein Lebenszeichen. Also entzündete Anselmo seine Lampe und dann ging es in den Tempel hinein.

Bereits im Eingangsbereich lagen tote Geweihte, die Skip sofort untersuchte. Sie alle waren Opfer der Seuche. Bis auf den letzten Toten, hatte sie jemand hergerichtet und einen traditionellen Segen gesprochen. Das war wohl auch der Grund, warum sich die im Tempel befindlichen Insekten nur an diesen Leichnam wagten. Mehr Insekten, als es hätten sein dürfen. Der dämonische Einfluss, die Kräfte des Chaos, waren spürbar und durchtränkten regelrecht die Luft.

Der Pulether erzählte den Helden, dass die Geweihten ein Heilmittel besaßen, es für sie aber wohl zu spät kam. Jedenfalls waren die Bürger angewiesen worden, sich die entsprechenden Kräuter aus dem Tempel zu nehmen und damit Tees und Aufgüsse zuzubereiten, um die Seuche zu bekämpfen. Das war auch so geschehen, denn sonst, davon ging der Bürger aus, wären viel mehr Leute der Seuche zum Opfer gefallen. Skip äußerte prompt seine Zweifel daran.

Jetzt ließen sich die Helden die Kräuterkammer des Tempels zeigen. Hier gab es noch mehr Insekten und das Atmen wurde beinahe schwer. Skip barg einen halbvollen Sack, der das Ungeziefer besonders stark anzulocken schien. Ein Blick hinein offenbarte einen großen Vorrat an Axorda-Rinde. Eigentlich genau die richtige Zutat, um ein Heilmittel herzustellen. Aber die Helden hegten eine Vermutung, was das Übel anging. Und sie fühlten sich kurz darauf bestätigt.

Die Geweihten des Tempels pflegten einen kleinen Kräutergarten und es war ihnen tatsächlich gelungen, dort einige Axorda-Bäume anzupflanzen. Die Bäume hatten sogar wohlbehalten den Winter überstanden und dort, wo die Rinde von den Geweihten abgeschält worden war, erneuerten sich die Bäume bereits wieder. Das war widernatürlich und der Ursprung war das verdorbene Erdreich, in dem die Bäume wuchsen. Wie bereits vor Puleth, schwelten auch hier die Eiterbeulen des Chaos und sorgten für einen dämonischen Einfluss. Den Peraine-Geweihten war irgendwie ein tödlicher Fehler unterlaufen. Das was heilen sollte, brachte den Tod.

Es lag für die Helden auf der Hand, wie es vorzugehen galt. Skip erklärte seinen Kameraden, dass der Tempel eindeutig entweiht war. Immerhin hatte das Chaos Fuß fassen können. Don Anselmo suchte die Chronik des Tempels und trug fein säuberlich ein, was sie entdeckt und beschlossen hatten: Der verderbte Boden musste mit Feuer gereinigt werden!

Die Helden richteten sich Brandsätze her, tränkten den Boden des Kräutergartens mit Öl und entzündeten dann die Stellen. Die Axorda-Bäume wurden ein Fraß der Flammen, aber auch im Erdreich regte sich etwas.

Die kranken Stellen platzten regelrecht auf und mehrere Insektenschwärme quollen hervor. Zischelnd versuchten sie den Flammen zu entkommen und fielen dabei über die Helden her. Glücklicherweise gelang es Anselmo und Skip das Ungeziefer vom Körper zu schlagen und in die Flammen zu treiben, wo sie verendeten. Der tapfere Namon sprang auf das Ungeziefer und bereitete ihm mit flammenden Zwergenstiefeln ebenfalls ein Ende. Da wurde es Zeit den Tempel zu verlassen, denn das Feuer griff nun auf das restliche Gebäude über.

Erneut ein kleiner Kampf, an dem diesmal mehr Gesellen teilnehmen konnte. Ich gebe zu, bisher sind die Kämpfe selten, aber ich mag keinen Kampf des Kampfes willen. Und einige Konflikte wurden mittels kluger Worte gelöst, so das niemand ein Schwert ziehen musste. Aventurien ist für mich auch kein Setting, in dem das Schwert die Problemlösung erster Wahl darstellt. Gleichzeitig ist mir auch aufgefallen, dass ich meine Ordner auf der Festplatte vielleicht etwas besser sortieren sollte. Oder überhaupt einmal sortieren. Ich habe glatt meine Schwarm-Grafiken verlegt. Glücklicherweise konnte ein Spieler aushelfen. Danke dafür.

Der Tempel brannte ab. Es bestand aber keine Gefahr, dass das Feuer auf andere Gebäude übergreifen würde. Das war wenigstens etwas.

Auf der Straße hatten sich zwischenzeitlich Schaulustige eingetroffen, um das Spektakel zu beobachten. Darunter auch Gardisten, die im Auftrag des Obersts die Helden zum Gespräch baten. Anfangs machten sie einen laxen Eindruck, aber Don Anselmo rückte ihnen schnell den Kopf zurecht. So ging es hinüber zum Quartier der Garde, ein befestigtes, zweistöckiges Gebäude. Dort fiel den Helden auf, dass fast alle Gardisten Versehrte waren und der Zustand der Truppe allgemein schlecht war.

Oberst Nepomuk vom Dreisprung empfing die Neuankömmlinge und ließ sich kurz berichten, was passiert war. Im Grunde war es ihm egal, denn er plante für den nächsten Tag den Abzug seiner Einheit. Don Anselmo begann nun auf den Oberst eindringlich einzureden, da schnitt ihm von Dreisprung das Wort ab und verwies ihn einfach des Hauses. Im ersten Augenblick war der Condottiere versucht seine Waffe zu ziehen und Vergeltung für diese Unhöflichkeit zu verlangen, aber dann ließ der Söldnerführer davon ab. Die Helden gingen.

Auf dem Weg nach Draußen kitzelte Anselmo noch einige Informationen über die Truppe aus einem der Gardisten hervor, dann standen Namon, Skip und er auf der Straße. Sie marschierten Richtung Trekk zurück und schmiedeten unterwegs den Plan, nach dem Abzug der Soldaten die Verteidigung der Stadt zu übernehmen und dem anrückenden Kriegsfürsten in den Hintern zu treten …

Bei obiger Puleth-Karte (cc) handelt es sich um einen Remix, basierend auf Quellenmaterial (Stadtplan, Wappen) von Garetien.de. Überarbeitung von Taysal, Farben und Finish von Tsu.

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