Savage Aventuria 04 – Die Bauern wollten freie sein

Clevere Spieler sind der Tod des Plots – oder einfach eine tolle Herausforderung …

Die Spielgruppe (namentlich Anselmo, Namon, Skip und Agador) saß noch immer in der ländlichen Stadt Puleth fest, an der Grenze zur Wildermark. Trotz heftigem Für und Wider waren sich die Spieler einig, Puleth vor den Invasoren zu schützen und der Selbstständigkeit zuzufügen. Die dahingehenden Plänen wurden mal mehr, mal weniger stark hinterfragt, aber trotzdem zogen alle am gleichen Strang.

Die Befreiung Puleths ist übrigens kein Plotpoint aus dem Abenteuer, aber es macht durchaus Sinn, dass sich Spieler bereits unterwegs nach Wutzenwald Gedanken machen und einmischen. Laut VeG ist ja eine bestimmte Stadt zum Herrschen vorgesehen und erst ab deren Übernahme können die Ränkespiele beginnen. Aber eigentlich ist es völlig legitim, wenn die Spieler vorher ihre Augen und Ohren aufhalten – und auch bereits Einfluss nehmen, sich Feinde oder gar Verbündete schaffen. Für mich ist das unheimlich spannend und bei vielen Aktionen muss ich erst einmal nachdenken, wie nun meine Figuren auf veränderte Umstände reagieren. Die Ereignisse dieser Sitzung nehmen nämlich starken Einfluss auf Ereignisse, die in der Zukunft stattfinden können. Aber der Reihe nach.

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Musikalische Untermalung

Immerhin galt es erst einmal den Kundschaftern aus Kaiserhain eine Falle zu stellen. Also wurde die zusammengestellte Miliz in der Stadt verteilt und es gab die Anweisung vom Schutzherrn Anselmo, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Allerdings war bei einigen Bürgern des Nächtens das Herz bereits wieder in die Hose gerutscht. Aber der neue Herr von Puleth sprach den Zauderern gut zu und schürte erneut das Feuer des Widerstands.

Da traf ein Falke der Jagdtruppe ein, der vom nahen Eintreffen der feindlichen Kundschafter berichtete. Nun wurde es Zeit, die Posten zu beziehen. Und tatsächlich, da kamen sie auch schon. Sieben finstere Gesellen aus Kaiserhain, die zügig auf die Burg zuhielten.

Ha, hier habe ich mir mit MapTools die ganze Zeit selbst einen Streich gespielt. Ich habe den Anführer der Kundschafter und seine sechs Kameraden fleißig auf der Karte entlang geschoben, aber tatsächlich auch nur den Anführer auf „sichtbar“ gesetzt. Darauf muss ich beim nächsten Mal achten, um diesen Bedienungsfehler zu vermeiden.

Die Helden besprachen sich, um einen ausgefeilten Plan zu entwerfen. Da schritt Hannes Grubendinger mit seinen Mannen auch schon heran, um die Grafenburg zu besetzen und sich – im Auftrag seines Herrn Leopold Kutteldinger – als neuen Fürsten von Puleth ausrufen zu lassen. Immerhin folgten die Schergen also dem Protokoll. Grubendinger machte es sich auf dem Burghof bequem und schickte zwei Leute los, einen Geweihten aufzutreiben.

Don Anselmo wies Skip an, mittels dem Geheimgang in die Stadt hinabzueilen und dort die beiden Männer abzufangen. Die marschierten erst einmal in den schwarzen Keiler, was Skip zurecht kam. Er gab sich den beiden als Mann ohne Gedächtnis aus. Und erklärte ihnen, es läge an einem Schlag auf den Kopf. Gerne war der Magier bereit, den beiden Kerlen an ihren Köpfen die Stelle zu zeigen, an der es den fiesen Treffer gegeben hatte. Beide senkten das Haupt und Skip schlug die Köpfe der beiden ordentlich zusammen. Da lagen sie auch schon nieder.

Jetzt eilte Skip zum Trekk und bat Bruder Ronivart um eine Robe. Der Geweihte händigte das Kleidungsstück gerne aus und Skip begab sich wieder auf den Rückweg. Hinter der nächsten Hausecke warf er sich die Robe über. Bruder Ronivart war gut beleibt und so schlackerte der Stoff ordentlich am Magier. Aber sicherlich würde die Tarnung für einen längeren Moment ausreichen.

In der Burg waren die Helden auf ihren Posten. Namon kauerte hinter einem Fass, Agador bewachte den Zugang und Anselmo hielt vom Wehrturm aus Wacht. Da kam nun Skip die Straße herauf und gab sich als Travia-Geweihter aus, der von den Männern Grubendingers geschickt worden war.

Asche über mein Haupt: Ich hatte glatt vergessen, dass die Roben so auffällig sind, dass Geweihte sofort erkannt werden.

Skip sprach mit den Schergen und klopfte sie auf verwendbare Informationen ab. Vor allem Namon wurde hellhörig. Der Zwerg schnappte sich einen Besen und kam fegend aus seinem Versteck. Das machte die Schergen wiederum misstrauisch und sie gingen auf Abstand. Nun griff Anselmo in die Situation ein und lenkte Grubendinger und seine Leute mit einem Zwischenruf ab, bevor er Namon den Befehl zum Angriff gab. Der Zwerg bewertete die Lage aber ganz anders und sah nicht ein, so schlecht bewaffnete und gerüstete Männer anzugehen, die wahrscheinlich nur harmlose Bauern waren.

Die Situation spitzte sich langsam zu und schlussendlich verlor Grubendinger einfach die Nerven. Die Waffen wurden gezogen und ein kurzer, aber um so erbitterter Kampf entbrannte. Namon war ein ausgebildeter Zwerg und talentierter Krieger. Er ging davon aus, so ein paar Bauern problemlos standhalten zu können. Immerhin gelang es ihm, deren Anführer eine heftige Wunde zu verpassen. Doch dann war der erste Scherge heran und gab dem Zwergen richtig fies eines mit der Handaxt rein. Jetzt rauschten auch die anderen Schergen heran, um ordentlich zuzuschlagen. Skip erhielt ebenfalls einen schlimmen Axthieb und dann wurde Namon erneut empfindlich getroffen. Vom Turm aus gab Anselmo den Bogenschützen den Befehl zum Feuern. Schergen und Zwerg wurden mit Pfeilen eingedeckt und mehr als ein Geschoss traf jemand anderen im Nahkampf.

An dieser Stelle wurden die ersten Vermutungen laut, das dieser kleine Schlagabtausch in einem TPK enden könnte.

Da eilte auch schon Agador heran, um sich den Feinden mutig im Kampf zu stellen. Der Waldmensch zeigte sein überragendes Können, während Anselmo anfing den Turm hinabzulaufen. Namon schüttelte sich die Sternchen aus dem Bart und versuchte die Schmerzen, das Blut und die scheinbar schon hervorquellenden Gedärme zu ignorieren. Der Zwerg wusste: wer zuerst schlug, der schlug zuerst. Also schlug er zuerst zu. Die Zwölfe selbst schienen seine Hand zu führen und des Zwergen Axt holzte ordentlich rein. Auch Agador tat seinen Teil, um die Schergen auszuschalten. Was zuerst nach einer Niederlage aussah, erwies sich dann als Sieg. Die Schergen aus Kaiserhain waren erledigt. Einige von ihnen leider für immer.

Tja, da hatte der Zwerg noch mal Glück gehabt, dass er einen Joker bekam und zuerst austeilen durfte. Ansonsten hätte ich ihn gnadenlos weggeholzt und mir den nächsten vorgeknöpft. Grubendinger und seine Jungs waren zudem von der wilden Truppe und agierten ohne viel Finesse. Das senkt natürlich auch die Parade. Vom Kampf einmal abgesehen, muss ich die benutzte Regelung für „Erste Hilfe“ nochmals überdenken. Außerdem bin ich in Bezug auf die Abgaben/Steuern in Aventurien wohl nicht auf dem Laufenden und muss herausfinden, wie der Hase da genau läuft.

Die Toten wurden den Geweihten übergeben, die Lebenden zum Verhör geführt. Auch Grubendinger gehörte dazu. Allerdings hatte er im Kampf ein Auge verloren, was ihn ziemlich wütend machte. So stieß er Drohungen aus und versprach, dass sie allesamt unter Leopolds Rache zu leiden hätten. Und dann entwickelte sich langsam ein Gespräch, bei dem sich Anselmo und Skip  ein wenig zuspielten. Glücklicherweise war Namon nicht anwesend, denn das Verhör wäre dem Zwergen sicherlich gegen den Bart gegangen. Anselmo sparte im Nachhinein auch einige Details aus, um den aufgebrachten Zwergen nicht weiter zu reizen.

Schlussendlich fand nicht nur inGame, sondern auch outGame eine leicht heftige Diskussion statt, die sich im Kern um die unterschiedlichen Auffassungen der Situation drehten.

Grubendinger und seine Leute wurden im Kerker der Burg erst einmal festgesetzt, dann versuchte Don Anselmo die Pulether von der Demokratie zu überzeugen. Ein Konzept, mit denen die wenigsten Städter etwas anfangen konnten. Der Schutzherr konnte seine Schäfchen zwar von den Vorteile eines regierenden Stadtrats und verteilter Aufgaben überzeugen, aber begeistert waren die wenigsten der Städter. Und so atmeten alle auf, als die Helden vorschlugen den Gänseritter Herdfried von Binsböckel zum vorläufigen Herrn über Puleth zu erklären, bis die Situation von kaiserlicher Seite aus endgültig geregelt würde. Von Binsböckel sagte schweren Herzens zu, diese Aufgabe zu übernehmen und seine Pilgerreise abzubrechen.

Das führte wiederum dazu, dass Branje ebenfalls in Puleth bleiben wollte, um in der Nähe von Matjes zu verweilen. Das würde die Wachmannschaft des Trekks ordentlich schwächen und so arrangierte es Anselmo, dass Matjes mit nach Wutzenwald ging und Branje die Aufgabe übernahm, den jungen Mann zu beschützen.

Der Trekk beschloss am nächsten Morgen aufzubrechen, um gegen Abend pünktlich die Sankt Praiodan Reichsabtei zu erreichen. Es gab natürlich einen großen Abschied, der vor allem Hallu mitnahm. Ihr geliebter Skip entschied sich entschlossen gegen eine Hochzeit, obwohl alle anderen im Trekk das gerne sähen. Bruder Ronivart sprach dem Magier zwar gut zu, versuchte ihn aber nicht zu überreden. Und so blieb die arme Hallu mit gebrochenem Herzen zurück …

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