Star Trek Into Darkness

star-trek-into-darknessWar „Star Trek“ 2009 ein gelungener Reboot, um das Franchise zu modernisieren und die Marke wieder ins Gedächtnis der Leute zu rufen, baut J. J. Abrams die Reihe nun weiter aus und zielt dabei auf ein junges, unverbrauchtes Publikum. So wirken die Helden trendy, mischen sich Hip-Hop-Beats und Techno-Sound in die Szenen, wird der Buddy-Regler bis auf Maximum hochgefahren. Die Produzenten J. J. Abrams (Regie) und Damon Lindelof (Drehbuch) setzen den Holzhammer ein, um „Star Trek Into Darkness“ in Form zu klopppen. Gleichzeitig versuchen sie auch dem altgedienten Trekkie zu schmeicheln – oder die Ideenlosigkeit des Films zu kaschieren.

Die Geschichte dreht sich natürlich um James Tiberius Kirk, der zu Beginn des Films gegen eine Direktive der Sternenflotte verstößt, abgestraft wird und dann die Erde retten muss. Damit entspricht „Star Trek Into Darkness“ weitgehend dem üblichen Schema alter Star-Trek-Filme, in denen Kirk (einst gespielt von William Shatner) mit an Bord war. Um sich die Sache leicht zu machen, haben sich die Drehbuchschreiber (Alex Kurtzman, Roberto Orci, Damon Lindelof) dann vollständig aus der Mottenkiste bedient und weitgehend „Star Trek II: Der Zorn des Khan“ aufgewärmt.

In diesem Zusammenhang ist es ganz witzig zu wissen, dass „Star Trek Into Darkness“ der zwölfte Star-Trek-Film ist, nach Reboot der Filmreihe allerdings als zweiter Film zu gelten hat – ebenso wie die Vorlage einst der zweite Teil war.

J. J. Abrams adaptiert also einfach großzügig und versucht damit, sich die Sache leicht zu machen. Das wirkt aber wenig gekonnt, sondern mehr bemüht. Stellenweise biedert sich der Film sogar dem Trekkie regelrecht an. Anbiedern deswegen, weil J. J. Abrams einfach das Gespür fehlt, bekannte Star-Trek-Elemente harmonisch in den Film einzubauen. Als Beispiel dienen hier die Tribbles, die zwar lieblos implimentiert wurden, aber total unwichtig für die Geschichte sind. Offenbar sollen sie den Alt-Fan erfreuen und sind Teil der Deus ex Machina, mit der das Ende des Films gestaltet wird.

Das klingt bisher wie eine ziemlich vernichtende Kritik, was durchaus auch so zu verstehen ist – je nach Anspruch des Zuschauers. Als Blockbuster mit bunten Popcornqualitäten funktioniert „Star Trek Into Darkness“ nämlich problemlos. Handwerklich gibt es kaum Meckereien.

Die Actionszenen sind grandios, die Kamerafahrten machen großen Spaß und auch 3D sitzt ordentlich. Dazu gibt es viel Action, viel Comedy und auch die ein oder andere Minute Drama, um Tiefgang und Charakterentwicklung anzudeuten. Das amerikanische Publikum dürfte sich zudem besonders angesprochen fühlen, schwingt doch die derzeit populäre Terrorthematik mit. Diese Entwicklung in Hollywood hat schon seit langem bedenkliche Züge angenommen. Denn auch wenn die Terroristen stets die Bösewichter sind, verkommen sie zum kommerziellen Teil einer Unterhaltungsindustrie und die blutige Realität des Terrors löst sich in der bunten Kinopracht weitgehend auf. Vor allem wenn der Terror durch Darsteller wie Benedict Cumberbatch ein sympathisches Gesicht im modernen Actionkino erhält.

Die Terrorismus-Thematik ist nur ein Bezug zur Gegenwart und weniger störend, als die Kopplung mit irdischer Gegenwartsarchitektur. Die Städte der Zukunft sehen aus wie New York oder London, es mangelt am exotischen Design. Dadurch wirkt die Kulisse zwar greifbarer, lässt aber weitgehend den futuristischen Aspekt untergehen und das Star-Trek-Flair vermissen. Ähnliches war in „The Dark Knight Rises“ zu beobachten, in dem es keinen erkennbaren Unterschied mehr zwischen Gotham und New York gab. Auch dort musste sich die Fiktion unterordnen. In „Star Trek Into Darkness“ ist das vor allem für Fans um so ärgerlicher, fand der Reboot in „Star Strek“ doch erst mit Kirks Geburt statt. Bis dahin sollte die Zeitlinie also identisch mit dem alten Star Trek sein – und somit auch die Entwicklung der Gesellschaft und der Neuaufbau der Erde. Nur eines von vielen Logiklöchern, die nach ungefähr einer Stunde Laufzeit zunehmen. Wer auch nur halbwegs kritisch an den Film herangeht, wird deswegen fassungslos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Wer ernste Science Fiction sucht ist mit „Star Trek Into Darkness“ schlecht bedient. Der Film ist manchmal reine Comedy. Hier muss vor allem Simon Pegg als Montgomery „Scotty“ Scott seinen Kopf hinhalten. Humor ist eine gute Sache, aber es wird übertrieben. Zugegeben, neue Fans werden vielleicht nicht mehr wissen, das Star Trek durchaus ernsthafte Science Fiction war. J. J. Abrams versucht zwar kurz ins Drama zu gehen und stiehlt die Reaktorszene aus „Star Trek II: Der Zorn des Khan“, aber was als Hommage verkauft wird ist nur liebloser Ideenklau.

Dabei sind die Darsteller weitgehend ziemlich überzeugend und mit Spielfreude bei der Sache. Einzig Chris Pine wirkt als Kirk zu jung, zu unerfahren und zu chaotisch. Das ihm seine Mannschaft vertraut liegt einfach im Drehbuch begründet – oder die Besatzung der Enterprise ist hochgradig selbstmordgefährdet. Trotz großartiger Leistungen von Darstellern wie Zachary Quinto (Spock), Karl Urban (Dr. Leonard „Pille“ McCoy) oder auch Zoë Saldaña (Lt. Nyota Uhura), wirkt der Film manchmal wie eine schlechte Parodie.

Wie bereits angesprochen, bemüht der Streifen am Ende eine Deus ex Machina. Leider gibt es die nochmals, in der Form von Spock. Der Film ist nämlich nicht in der Lage darzustellen, dass die Helden sich selbst die Lösung erarbeiten oder entsprechende Schlussfolgerung ziehen. Da wird sich – wie im ganzen Film – halt aus anderen Quellen bedient. Das gilt auch für etliche der Kamerafahrten und Szenen, die im Aufbau eindeutig aus „Star Trek“ (2009) stammen: Ob nun der Sprung zum Planeten oder zum Raumschiff, oder auch der Faustkampf auf einer beweglichen Plattform – J. J. Abrams und Damon Lindelof haben es sich sehr einfach gemacht. Dazu stetig diese elenden Linseneffekte, die nicht nur auf spiegelnden Flächen zu finden sind, sondern auch im Weltraum. Das wirkt auf Dauer störend.

„Star Trek Into Darkness“ ist modernes Popcornkino mit viel Action und Comedy, am Rande wird eine Männerfreundschaft behandelt. Es gibt keine echten Raumschlachten, die Klingonen haben ihre Identität verloren und es wurde die Gelegenheit verpasst die Fährnisse eines Generationenkonflikts zu thematisieren. Schlussendlich gibt es so viele unerwartete Wendungen, dass es am Ende schwer fällt zu sagen worum sich der Film eigentlich dreht.

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Star Trek Into Darkness

Originaltitel Star Trek Into Darkness
Produktionsland: Vereinigte Staaten (2013)
Originalsprache: Englisch
Länge: 127 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12

Regie: J. J. Abrams
Drehbuch: Alex Kurtzman, Roberto Orci, Damon Lindelof
Produktion: J. J. Abrams, Bryan Burk, Damon Lindelof, Alex Kurtzman, Roberto Orci
Musik: Michael Giacchino
Kamera: Daniel Mindel
Schnitt: Maryann Brandon, Mary Jo Markey

Besetzung:
Chris Pine (Capt. James Tiberius „Jim“ Kirk), Zachary Quinto (Cmdr. Spock), Zoë Saldaña (Lt. Nyota Uhura), Karl Urban (Dr. Leonard „Pille“ McCoy), Anton Yelchin (Ensign Pavel Chekov), Alice Eve (Dr. Carol Marcus), John Cho (Lt. Hikaru Sulu), Simon Pegg (Lt. Montgomery „Scotty“ Scott), Benedict Cumberbatch (John Harrison/Khan), Bruce Greenwood (Admiral Christopher Pike), Peter Weller (Admiral Marcus), Leonard Nimoy (Botschafter Spock)

http://www.startrekmovie.com/

2 Kommentare

  • Mir hat er überraschend gut gefallen und fand, dass er doch wieder vermehrt Star Trek-Themes aufgreift, gerade der Sternenflotten-Geheimdienst aus DS9 – dann noch als „innerer Feind“ – fand ich gelungen.

  • Für mich sind diese Star-Trek-Themen aufgesetzt und nur ein Vehikel, um Ideenlosigkeit zu kaschieren. Mehr Substanz als ein Fun-Fact hatte da kaum etwas. Die alten Star-Trek-Filme waren teilweise gut gemachte Kritik am politischen System und Vertreter für eine moderne Gesellschaft, die aus ihren Fehlern lernt. ST:ID adressiert nur Themen, die seit Jahren jeder gemacht hat und lässt den Mut zur Kritik vermissen. Hier wird keine Lanze für ein Umdenken oder eine Neuorientierung gebrochen. Und das ist der Unterschied zu früher. Hier steht zwar oft genug „Star Trek“ auf der Verpackung drauf, aber drin ist etwas ganz anderes.

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