The Orville – Episode 1

2017 gelang Fox, Dank der Hilfe von Komiker und Allrounder Seth MacFarlane, der überraschende Durchbruch mit einer neuen Star-Trek-Serie. Allerdings, es ist nicht Star Trek – aber die Serie besitzt all dessen klassischen Werte und ist ein grandioses Stück TV-Unterhaltung.

Seth MacFarlane ist zwar kein Weltstar im herkömmlichen Sinne, in der US-Medienbranche allerdings eine feste Größe und auch international einem wachsenden Publikum bekannt. Er schiebt meist komische Produktionen an und ist auch in komischen Rollen zu sehen. Unter anderem hat er “Family Guy” und “American Dad” erfunden. In “Ted” (2012) gab er sein Regiedebüt und synchronisierte den übergroßen Plüschbären, bei “A Million Ways to Die in the West” schrieb er das Drehbuch, führte Regie und spielte die Hauptrolle. Immer wieder sind bei seinen vielen unterschiedlichen Projekten große Stars involviert, immer wieder sorgt MacFarlanes Humor für Kontroversen und eckt er mit seinen Ansichten an. Er ist in all den Dingen die er macht nicht unbedingt der Beste, aber MacFarlane weiß zu unterhalten und findet sein Publikum, das mit den gesellschafts- und sozialkritischen Themen die MacFarlane anspricht etwas anfangen kann.

Nun hat Seth MacFarlane, ein begeisterter Star-Trek-Fan, ein neues Projekt entwickelt und auf den Weg gebracht – und sich damit einen Traum erfüllt. Er konnte beim US-Sender Fox die Serie “The Orville” unterbringen, eine humorvolle Science-Fiction-Serie nach bekannten Motiven. Im Grunde genommen handelt es sich aber um eine Star-Trek-Serie nach Vorbild von “Star Trek: The Next Generation” (“Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert”). Man möge sich alleine schon die Logos der beiden Serien anschauen:

Quelle: Wikipedia.com (Oktober 2017)

Seth MacFarlane ist hierbei sehr geschickt vorgegangen, um bei Fans, aber auch um beim Star-Trek-Rechteinhaber Paramount Pictures und den jeweiligen Lizenznehmern nicht anzuecken. Er deklariert seine Serie einfach als Comedy und feilt alles ab, was bekannte Namen trägt. Mit seiner Hommage kann ihm Paramount rechtlich nichts und Star-Trek-Fans haben nichts zu meckern wenn mal was nicht ganz stimmig ist, handelt es sich doch um Humor. MacFarlan hat sozusagen ein kleines Schutzschild um “The Orville” aufgebaut und packt alles in seinen Serienklon hinein, was ihm gefällt und was er im Original schon immer vermisste. Der Humor dient weitgehend dazu, die stellenweise Absurdität des Originals aufzuzeigen und eine derart utopische und technisierte Welt plausibel weiterzuspinnen. Das spiegelt sich vor allem in der Pilotfolge wieder; die noch etwas hölzern und gehetzt wirkt, muss sie doch auch alle wichtigen Figuren einführen.

So wie das Konzept, sind diese auch vom Original geklaut. Im Grunde genommen haben die Zuschauer Picards (Captain der Enterprise in “Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert”) versammelte Brückenmannschaft an Bord der Orville (so nennt sich das Raumschiff, auf dem MacFarlanes Handlung spielt). Allerdings alle mit einem netten Dreh. Aber auch der Maschinenraum ist gut besetzt und es gibt einige Figuren, die vollständig neu sind. Die Orville ist sauber, alles hat seine Ordnung, es herrscht freundschaftliche Kameradschaft an Bord und alle Besatzungsmitglieder blicken fröhlich in eine sonnige Zukunft. Probleme sind meist klein und werden schnell gelöst. “The Orville” bietet damit den genauen Gegenentwurf zu den Star-Trek-Serien der letzten Jahre, in denen Action meist durch Düsternis und Krieg definiert wurde, in der Jenseits von Picard oftmals die Waffen und nicht die Worte ein Problem in den Griff bekamen. “The Orville” kümmert sich um einen philosophischen, moralischen und ethischen Ansatz, der einst Star Trek ausmachte – und natürlich gab und gibt es auch Action.

In “Old Wounds” tritt die Orville nun ihre erste Reise an. Das Kommando hat Captain Ed Mercer (Seth MacFarlane) inne, der leicht trottelig wirkt und eher ein Antiheld ist, allerdings ganz bei der Sache und um seine Mitmenschen bemüht. Den neuen Job als Kommandant der Orville hat er seiner Ex-Frau Kelly Greyson (Adrianne Palicki) zu verdanken, die auch prompt als Erster Offizier ebenfalls auf der Orville landet. Probleme, Sticheleien und das aufreißen alter Wunden sind somit vorprogrammiert. Vor allem menschelt es an Bord des Raumschiffs – selbst bei den Aliens.

Der erste Auftrag ist bereits knifflig, gibt es doch in einem Forschungslabor Probleme. Und dann tauchen die Krill auf, eine kriegerisch eingestellte Spezies. Die Krill wollen sich einen wichtigen Gegenstand unter den Nagel reißen. Da der Feind größer ist, mehr und bessere Waffen besitzt, ist die Orvile in einem direkten Konflikt im Grunde aufgeschmissen. Es muss also eine kreative Lösung her.

Die Handlung ist nicht gerade sehr komplex, reicht aber völlig aus, um alle wichtigen Punkte abzuarbeiten. Und das gelingt MacFarlan und seinem Cast außerordentlich gut. Der Humor ist nicht immer ganz treffsicher, aber passend und respektvoll. Tumbe Slapstickeinlagen, um jemanden aus dem Cast der Lächerlichkeit preiszugeben, gibt es keine. Das ist tatsächlich sehr nett und lässt die Zuschauer die Serie entspannt genießen. Niemand muss sich in die Sessellehne krallen. “The Orville” lässt Raum zum Reflektieren, regt an über die Figuren und die Handlung nachzudenken. Zwar kommen alle Komponenten im Piloten etwas zu kurz, aber das haben Vorstellungsepisoden meist so an sich. Es bleibt deswegen abzuwarten, wie sich die Sache weiterentwickelt.

Rein technisch gesehen braucht sich “The Orville” nicht hinter seinen großen Vorbildern zu verstecken. Selbst mit kleinem Budget sind heutzutage großartige Ergebnisse zu erzielen. So sind die Tricks und Animationen zwar als solche zu erkennen, wirken aber zu keinem Zeitpunkt billig. Vor allem ist zu merken, dass sich hier auch die Leute hinter den Kulissen austoben durften. Alles wirkt sehr liebevoll gestaltet und ist recht detailliert. Und vor allem durchdacht.

Die Musik stammt übrigens von Bruce Broughton, der hier ein stilsicheres Händchen beweist. Broughton ist ein wahres Urgestein und hat bereits die Musik zu “Krieg der Eispiraten” (1984) oder auch “Lost in Space” (1994) geschrieben.

Unterm Strich ist “The Orville” eine gute Science-Fiction-Serie, die so durchaus als Modernisierung einer Star-Trek-Serie durchgehen könnte. Vor allem ist MacFarlanes “The Orville” mehr Star Trek, als derzeit “Star Trek: Discovery”, die offizielle neue Star-Trek-Serie.

Copyright © 2017 by Günther Lietz

The Orville
Episode 1

Vereinigte Staaten (2017)
Produktionsunternehmen: Fuzzy Door Productions, 20th Century Fox Television
Länge: 45 Minuten
Genre: Science-Fiction, Comedy
Idee: Seth MacFarlane
Musik: Bruce Broughton
Erstausstrahlung: 10. September 2017 (USA) auf Fox

Besetzung: Seth MacFarlane als Captain Ed Mercer, Adrianne Palicki als Kelly Grayson, Penny Johnson Jerald Dr. Claire Finn, Scott Grimes als Gordon Malloy, Peter Macon als Bortus, Halston Sage als Alara Kitan, J. Lee als John LaMarr und Mark Jackson als Isaac

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