Deadlands: Reloaded 06 – Neid

Es waren nun einige Tage vergangen, seitdem sich das Aufgebot auf Crosshands Seite geschlagen hatte. Fields und Stiller hatten keine Ahnung, was sich hinter ihrem Rücken zusammenbraute. Vor allem Fields war zu sehr damit beschäftigt Pennington Scrooch zu beobachten, der vor einigen Tagen mit seinen Mädels nach Steins gekommen war. Die beiden waren alten Bekannte und Fields ahnte, dass es Ärger geben würde.

Während Scrooch nun neben Westwood Freights einen Saloon namens „La Baguette“ eröffnete, sah sich Sheriff Quinn in der Stadt um und ließ die Leute wissen, dass er und sein Aufgebot nun für Recht und Ordnung sorgen würden. Seine tägliche Patrouille endete im „Seven Up“-Saloon.

Dort war auch der Farmer Nigel Carson eingekehrt, der sich kurz vor der Heimfahrt noch einen Drink genehmigen wollte. Lautstark jammerte er über die Preise beim Saatgut, über das miese Wetter und die anhaltende Dürre. Die anderen Gäste des Saloons nickte müde dazu. Ihnen ging es ähnlich. Als Carson meinte sein Nachbar würde sich nun auch noch komisch benehmen, da horchte Doc Quinn auf. In den letzten Wochen hatten sich viele Leute komisch benommen und meistens hatte das Ärger bedeutet.

Also setzte sich Quinn mit Carson zusammen und erkundigte sich, was denn mit dessen Nachbar los sei. Der Farmer erzählte, dass die Sandhunter-Farm gerade mal eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt liegen würde. Auf Grund dieser nahen Nachbarschaft seien die Familien gut miteinander befreundet und die Kinder würden auch täglich zusammen spielen. Gestern aber wäre Carsons ältester Sohn, Nick, von Bill Sandhunters Bruder James regelrecht von der Farm gejagt worden. Dabei hatte es bisher immer geheißen, James Sandhunter wäre seit Jahren tot.

Für Doc Quinn war sofort klar, dass hier einige Gauner die Farm der Sandhunters überfallen hatten. Also trommelte er seine Leute zusammen, um der Sache nachzugehen. Gemeinsam mit John Smith, Keezheekoni und Ming ging es los. Erstes Ziel war die Farm der Carsons, um den Sohn des Farmers selber zu befragen. Der bestätigte die Erzählung und fügte hinzu, dass er niemanden der Sandhunters gesehen hätte. Nur Tonys angeblichen Onkel, wobei dieser Onkel James merkwürdig ausgesehen hatte.

Für Doc Quinn war sofort klar, das hier einige leprakranke Gauner die Farm der Sandhunters überfallen hatte. Keezheekoni sah die Sache etwas anders, aber die Schamanin wusste aus leidiger Erfahrung, dass der junge Arzt gerne die Augen vor der übernatürlichen Wahrheit verschloss.

Nun ging es ab Richtung Sandhunter-Farm, die nach Einbruch der Dunkelheit erreicht wurde. Im Mondlicht waren einige Gestalten mit Fackeln zu sehen, die vor dem Farmhaus standen. Plötzlich warfen sie die Fackeln nach vorne und entzündeten das Gebäude. Sofort gab das Aufgebot den Pferden die Sporen zu spüren. In wildem Galopp ging es auf die Farm zu – nach einem kurzen Satz über den Weidezaun.

Aus dem Haus waren Schreie zu hören. Ming, der kleine und junge Chinese, zögerte keinen Augenblick. Ohne mit der Wimper zu zucken trat er die Türe auf und stürmte in die Flammenhölle hinein. Draußen schossen John und Doc auf die vier Brandstifter, die allerdings ziemlich zähe Burschen waren. Doch mit ein paar gut gezielten Schüssen und etlichen heftigen Treffern, gingen sie zu Boden.

Sheriff Doc Quinn stürmte nun Ming entgegen, um ihm zu helfen. Der war dabei Caroline und Tony Sandhunter aus dem brennenden Gebäude zu ziehen. Keezheekoni stand derweil an der Pumpe und versuchte die Flammen zu löschen. John eilte herbei um zu helfen, dann kam auch Doc Quinn hinzu. Obwohl sie sich alle Mühe gaben, blieben die Flammen dennoch siegreich und das Haus stürzte ein.

Caroline Sandhunter und ihr Sohn waren überglücklich gerettet zu sein und die aufgelöste Frau erzählte was geschehen war. So war am Tag zuvor Bills Bruder James aufgetaucht, denn alle für tot gehalten hatten – und eigentlich sah er auch so aus. Zwischen den beiden Brüdern hatte es schon immer eine Kluft gegeben und vor allem James neidete Bill einiges. So hatte sich James für eine Karriere beim Militär entschieden, doch die gewünschten Beförderungen waren ausgeblieben. Seine Frau und sein Sohn waren an den Pocken gestorben und schlussendlich desertierte James, um kurz darauf mit seinen Leuten in einem Indianerhinterhalt ums Leben zu kommen – so hieß es jedenfalls.

Nun war James wieder aufgetaucht. Er hatte Bill regelrecht überfallen, gefesselt und auf ein Pferd gepackt. Dann hatte James Caroline und Tony ins Haus bringen und festbinden lassen, anschließend war der Trupp verschwunden. Zurück bleiben nur die vier Kerle, deren Aufgabe es war, nach Anbruch der Nacht die Farm in Brand zu stecken. Das hatten sie auch getan. Caroline hatte nun keine Ahnung, wo James mit Bill hin verschwunden war.

Ausgetrockneter FlussKeezheekoni machte sich nun daran Spuren zu suchen. Trotz der Dunkelheit wurde die Indianerin fündig. Die Spuren führten zu einem ausgetrockneten Flussbett und darin entlang. John und Doc schlichen oberhalb des Ufers entlang, Keezheekoni und Ming folgten den Spuren im Flussbett. Nach einer halben Stunde Marsch erreichten sie ihr Ziel. Dort wo der Fluss einst einen kleinen Wasserfall hinabgestürzt war, befand sich nun eine steile Klippe.

Am Rand der Klippe stand der gefesselte und geknebelte Bill Sanhunter. Davor, in der Uniform eines Südstaatenoffiziers, sein Bruder James. Vor diesem hatte sich wiederum eine fünf Mann starke Reihe Soldaten postiert, die Geleit gaben. James Sandhunter war gerade dabei, eine Rede zu halten, die von der Tonlage her langsam, aber sicher, auf ihr Ende zuging – und sicherlich das Ende für Bill bedeuten würde. Das Aufgebot hatte keine Zeit zu verlieren und schritt ein, um das Leben des Farmers zu retten.

Aus der sicheren Deckung eröffneten John und Doc das Feuer, während Keezheekoni zwei Wölfe beschwor und Ming versuchte bei den Kreaturen übernatürliche Angst auszulösen. Leider zeigte nichts richtige Wirkung. Die Soldaten waren gegen die Angriffe scheinbar immun und die Kugeln reichten gerade mal aus, um James anzuschlagen. Also versuchte Ming den bösartigen Sandhunter abzulenken, um das Ende der Rede so lange wie möglich herauszuzögern. Das war zwar erfolgreich, reichte aber nicht aus, um einen echten Vorteil zu erlangen. Die Situation wurde immer bedrohlicher. Zu allem Übel stieß einer der offensichtlich untoten Soldaten in sein Signalhorn, was sich einfach schrecklich anhörte und dem Aufgebot in Mark und Bein fuhr. Und die Schüsse der Soldaten waren verdammt gefährlich. So gefährlich, dass Doc Quinn beinahe sein Leben aushauchte. Allerdings fiel ihm, schwer verletzt, eine merkwürdige Sache auf.

Sobald das Aufgebot am Boden lag und nicht feuerte, wandten sich die Soldaten ab und lauschten wieder der Rede ihres Kommandanten. Doc setzte nun alles auf eine Karte. Ihm war bewusst, dass er Bills Leben riskierte, aber niemand hatte noch eine Idee, was man machen konnte. Also gab Sheriff Doc Quinn den Befehl das Feuer einzustellen und sich ruhig zu verhalten.

James Sandhunter drehte sich nun wieder zu Bill um und beendet seine Rede: „… und so hast du die Flammen am Horizont erblickt und musst erkennen, dass auch du – verhasster Bruder – deiner Familie nicht beistehen konntest. Du wirst in der Gewissheit weiterleben müssen, sie verloren zu haben, so wie ich meine Familie verlor … Muhahahaha …!“ Mit diesen Worten lösten sich James Sandhunter und seine Soldaten auf.

Bill Sandhunter wollte sich schon in den Abgrund stürzen, doch das Aufgebot hielt ihn rechtzeitig auf. Sie erklärten ihm, dass seine Familie in Sicherheit war und brachten ihn zur Farm zurück. Überglücklich schlossen sich die Sandhunters in die Arme …

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