Earthdawn – Spielbericht zu Misguided Ambitions

Auf der Seite von RedBrick war das Demo „Misguided Ambitions“ für „Earthdawn 3“ herunterzuladen. Und nach all den Jahren verspürten einige der Spieler – vor allem die älteren Mitglieder – den Drang, sich mal wieder nach Barsaive zu begeben und die neuen Regel zu probieren. Von Außen sah der neue alte Kram ja verdammt gut aus. Also musste ein detaillierter Blick her.

Die Gruppe setzte sich aus vier Spielern zusammen, die sich ihre Adepten aus den vorgefertigten Charakteren auswählten. Das waren dementsprechend Granogg Shorttusk (Ork Beastmaster), Naelon Tolan (Human Nethermancer), B’Trizt R’Trenn (T’Skrang Swordmaster) und Zeeth of the Silent Wings (Windling Thief).

Wir spielten bei Zeeth auf der Terrasse, was aber nur die halbe Gruppe wusste. Also wurde das Essen ausgepackt (Nudelsalat, Zwergenbrötchen und Magnum Classic) und wir warteten auf die restlichen Spieler. Bevor die anrückten waren jedoch Sturm und Gewitter da. Also zogen wir dann doch zum üblichen Spielplatz um. Beim Reingehen meinte B’Tizt R’TRenn es wären alle Sachen da. Zur Strafe musste er dann ins Unwetter hinaus und meine vergessene Spielleitertasche aus dem Auto holen. Aber die leckeren Miniwürstchen, die waren wirklich da. Hm, lecker …

Nach einer kurzen Erklärung zur Hintergrundwelt, für die Neulinge, und die üblichen gemeinen Scherze (wir mögen uns nicht die Bohne, finden aber keine anderen Spieler, die wir noch viel weniger mögen würden) ging es los.

Die Adepten sitzen also auf einem Hügel und gucken zu, wie ein neues Dorf entsteht – ihr Dorf. Na ja, gerade frisch aus dem Kaer, überall unbekannte Gefahren, da muss ja bald Heldenarbeit kommen. Und tatsächlich rauscht der Dorfälteste heran, um die Adepten um einen Gefallen zu bitten. Die Holzfäller des Dorfes sind verschwunden und wahre Helden schauen nun mal nach dem Rechten.

Also wirklich, warum sind es denn immer Holzfäller die verschwinden? Das hatte ich in vorgefertigten Abenteuern in den letzten Jahren öfter. Holzfäller scheinen einfach vom Pech verfolgt zu sein. Egal, Hauptsache die Helden können los.

Zuerst holen die Adepten noch bei der alten Kräuterfrau Genna einen Rucksack mit Heilsachen ab. Der Sohn von Genna – Tartuk – gehört ebenfalls zum Holzfällertrupp und die alte Orkin macht sich große Sorgen um ihn. Ha, das soll sie aber auch!

Ärgerlich war, dass im Abenteuer die Anzahl und Namen der Holzfäller zwar von Bedeutung waren –  immerhin kennen sich die Leute ja auch – die Namen aber erst in einem der späteren Kapitel aufgeführt wurden. Na ja, musste ich halt etwas suchen, zählen und nachrechnen. Am Ende hatte es ja halbwegs gestimmt.

Die Adepten erreichen gegen Nachmittag den Rand des Dschungels. Hier wendet Granogg ihre Fähigkeiten an, um die Spuren der Holzfäller zu finden und zu verfolgen. Niemand wollte sich in der gefährlichen Gegend verirren. Verständlicherweise, denn immerhin waren schon Holzfäller verschwunden.

Die Spuren führen geradewegs in den Dschungel hinein zu einer Lichtung. Die Adepten haben das Lager der Holzfäller gefunden, aber von den Leuten keine Spur. Scheinbar waren sie übereilt aufgebrochen und hatten nur ihre Äxte mitgenommen. Aber warum? Das fand zu diesem Zeitpunkt niemand heraus. Also musste es weitergehen. Glücklicherweise findet Ganogg noch weitere Spuren, denen gefolgt werden kann.

Hm, schon ärgerlich, so viele Hinweise im Lager und die Spieler versauten einen Wurf nach dem Anderen. Ungefähr ein Drittel der Würfe waren Einser. Wie ärgerlich. Aber na ja, für mich als Spielleiter kein Grund zum Jammern, spielerische Misserfolge bereichern das Spiel.

Irgendwann stoßen die Adepten dann auf eine Leiche. Es ist Galeen der dort liegt, mit aufgerissenem Oberkörper, Herz, Lunge und Blut entfernt. Allen ist klar, hier liegt etwas im Argen!

Na ja, das war auch vorher schon klar. Ich meine, das ist der Grund ein Rollenspiel zu spielen. Es wäre überraschend, geschähe nichts. Wobei, wäre vielleicht auch mal eine Idee, um die Spieler herauszufordern.

Jedenfalls geht es von hier aus weiter. Diesmal schreitet der Schwertmeister voran und der Dieb sitzt auf seinem Rucksack. Es werden die üblichen Scherze über große Schwänze gemacht und schon stehen die beiden vor einer Höhle. Und vor der Höhle die gesuchten Holzfäller. Na ja, bis auf Tartuk und den toten Galeen (oder wie auch immer er hieß). Und vor den Holzfällern stehen drei Kadavermenschen. Was für eine Überraschung. Und schon geht der Kampf los.

Für die Gruppe, die vor allem schnelle Kämpfe und moderne Initiativesysteme gewohnt ist, war es schon eine kleine Umstellung. Dazu das übliche Gejammere wegen kritischen Fehlschlägen, die Panik der eigene Charakter könnte sofort tot umfallen und die Angst vor den Fähigkeiten der Gegner. Nun, nach einigen Runden hatten sich alle Spieler wieder beruhigt und der Kampf ging flüssig voran – trotz der ungewohnten Abwicklung.

Schlussendlich sind die Kadavermenschen endgültig tot und die entkräfteten Holzfäller werden befreit. Tartuk und der für die Tat verantwortliche Nethermancer befinden sich in der Höhle. Aha, hier muss was geschehen. Also gehen Zeeth und  B’Trizt R’Trenn voran. Nun, der Schwertmeister geht und der Windling sitzt hinten auf dem Rücken und gibt Tipps, worauf der T’Skrang achten sollte. Prompt wird dessen Schwanz beinahe von einer Bärenfalle zerrissen. Aha, der böse Nethermancer hattsich mit Fallen eingedeckt.

Also sitzt der Windling ab und macht sich zu Fuß an die Arbeit. Tatsächlich findet er noch eine Steinschlagfalle. Der Bösewicht ist mit allen Wasser gewaschen. Zeeth entschärft die Falle mit Leichtigkeit und dann geht es weiter.

Eigentlich war es schwerer als gedacht. Im Abenteuer stand, dass der Dieb die Falle mit einem Step8 entschärft. Leider fehlte eine Angabe, warum das so ist. Es gab auch kein passendes Talent oder einen passenden Skill. Zugegeben, das Abenteuer ließ sich auch ohne eine Erklärung zu der Fähigkeit des Fallen entschärfens spielen, aber als Dieb war die Frage berechtigt.

Jedenfalls geht es weiter und schon steht dort der Gegner. Und der Boden füllte sich mit Blut. Und aus dem Blut steigt Tartuk. Tot und mit Pferdefüßen. Sieht dämlich aus, ist aber gefährlich. Natürlich nehmen die Adepten erst einmal den Nethermancer aufs Korn. Aber Tartuk versperrt den Weg und wird dann doch zuerst aus dem selbigen geräumt. Der Schwertmeister, der sich die ganze Zeit gelangweilt hatte, fand bei den Kämpfen nun doch gefallen am System. So eine Demo ist in ihren Möglichkeiten schon arg limitiert.

Schlussendlich ist Tartuk erledigt und kurz darauf fällt der feindlicher Nethermancer bewusstlos um – der eindeutig fähiger war als der Gruppen-Nethermancer. Naelon schob das natürlich auf seine Würfel. Aber ein jeder kann sich die dunkle Wahrheit ja denken.

Der Nethermancer wird gefangengenommen und dem Gesetz nach zum Tode verurteilt. Und die toten Holzfäller werden bestattet. Netterweise sah die Demo vor, dass die Adepten Legendenpunkte bekommen und sich ein wenig verbessern konnten. So kann mit den Charakteren später weitergespielt oder sofort nach der Demo etwas anderes ausprobiert werden. Das Teil hat jedenfalls Geschmack auf mehr gemacht.

Ärgerlich an der Sache ist leider, dass die dritte Edition von „Earthdawn“ in Deutschland bisher mehr schlecht als recht wegkommt. Zwar hat RedBrick nun einen anständigen Publisher und niemand muss mehr Lulu bemühen, aber dennoch könnte der Support besser sein. Eine langsame Kommunikation bremst stets kreative Kräfte und auch entsprechende Werbung. Eine gut (oder besser) laufende dritte Edition in Deutschland wäre vielleicht auch einer eventuellen Übersetzung zuträglicher. Scheinbar gibt es da Probleme zwischen den Lizenzinhabern, Publishern oder was auch immer. Dem Kunden kann es egal sein, denn für ihn zählen nur die Endprodukte. Und da sieht es nun einmal so aus, dass der Verlag Games-In zwar Earthdawn übersetzt, es sich dabei aber um Material zur zweiten Edition handelt. Also keinesfalls topaktuell. Und die dritte Edition ist – offensichtlich – das bessere Spiel. Zudem sind Absprachen mit Games-In erschwert (wer nicht will, der hat schon; meine Auswahl ist eh größer als mir lieb ist) und deren Internetauftritt ist … na ja, breiten wir den Mantel des Schweigens darüber.

Es ist jedenfalls keine gute Ausgangsbasis für deutsche und deutschsprachige Spieler. Und somit verschenkt das Spiel auch Potenzial und Kunden. Die Informationen zum Spiel gleichen einem dichten Dschungel, durch den sich die englischsprechenden Fans kämpfen müssen. Und für Deutschland gibt es einfach kein übersetztes aktuelles „Earthdawn“. Schade, sehr Schade …

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