Resorbium 04 – Aufstieg der Toten

Nach der Explosion in der letzten Spielsitzung waren also die Zombies auf dem Vormarsch. Deswegen gaben die Überlebenden Gas und fuhren weiter. Um die ganze Sache zu verdeutlichen, hatte ich alle Extras, den Streifenwagen und den Mannschaftswagen als Papierfiguren zusammengestellt und ausgedruckt. Die Fahrzeuge fielen dabei etwas aus dem Maßstab, um die Trifolds reinstellen zu können. Den Mannschaftswagen musste ich sogar aus mehreren Bildern zusammenstellen, da es ihn in der Form – in der ich ihn benutzte – nicht gab. Am Ende sah alles gut aus und wir spielten weiter.

Nächstes Ziel war das Haus von Erwins altem Freund Kurt. Der alte Mann hatte Erwin einst an der FlaK ausgebildet und auch später waren sie durch ihre Ideologie miteinander verbunden. Kurt war schon ziemlich betagt, hatte die Situation aber beinahe richtig eingeschätzt. Allerdings ging er von Kommunisten und Bolschewiken aus, anstatt von Zombies. Jedenfalls stand er mit einem alten Karabiner am Fenster und lauerte auf den Feind.

Einige der Überlebenden gingen nun ins Haus. Es sollte auch bald die Rede an die Nation übertragen werden, auf die alle gespannt warteten. Vorher wurde sich jedoch mit Sachen eingedeckt, die in Kurts Haus zu finden waren. Der ehemalige Besitzer eines Waffenladens hatte noch einige alte Exponate in seinem Keller. Mit denen rüsteten sich nun die Überlebenden aus.

Dazu hatte ich Waffen, Munition, Granaten, Dynamit und andere Kleinigkeiten auf kleine Zettel ausdrucken lassen. Vor allem passende Bilder und Spielwerte, einige Sachen aber auch mit Zitaten des lieben Kurts. Die Zettel lagen dann in einer von mir bestimmten Reihenfolge in einer kleinen Papierkiste, die ich mit einer Brettertextur versehen hatte. Bei den Zetteln mit der Munition machte ich mir die Mühe, die angegebene Anzahl auch tatsächlich abgebildet zu haben. Dank Photoshop war das leicht möglich.

Richard war zuerst an der Kiste, öffnete sie und nahm die Sachen heraus. Unter anderem fand er auch Dynamit und legte die Stangen achtlos beiseite. Er übersah, dass der Sprengstoff am schwitzen war. Doch glücklicherweise war das Dynamit für die Überlebenden ohne große Bedeutung und wurde nicht mehr bewegt.

Mit der neuen Ausrüstung und vor allem den Waffen, ging es nun weiter. Erwin überredete Kurt mitzukommen und schon saß eine weitere Person im Wagen. Nun ging es zur Photography, der Galerie nahe dem Gymnasium. Die Hansens wollten dort nach Linda suchen.

Erst einmal mussten die Überlebenden jedoch dahinkommen. Und es war an der Zeit zu testen, wo die Belastungsgrenzen von Überlebenden und deren Spielern lagen.

Die Überlebenden kamen durch eine Straße, in der aus den Fenstern Laken mit Hilferufen hingen. Richard fuhr jedoch stoisch weiter, denn dem Soldaten war klar, dass sie auf keinen Fall so viele Leute mitnehmen konnten. Da sah Tina eine Frau, die weinend einen Säugling aus dem Fenster hielt. Die Polizistin dachte kurz nach, dann hielt sie an und stieg aus. Einen Säugling konnten sie doch auf alle Fälle noch unterbringen.

Die Frau ließ dankbar das Kind fallen und Tina fing es auf. Während sie zum Streifenwagen zurück ging, stürmten weitere Menschen hervor, die unbedingt mitgenommen werden wollten. Sie umstellten den Streifenwagen und hämmerten mit den Fäusten aufs Blech. Weiterfahren würde bedeuten jemanden umfahren zu müssen. Doch allen im Auto war klar, dass niemand mehr hineinpasste. Da öffnete Erwin das Seitenfenster und schoss einen der Leute an. Sofort war Ruhe auf der Straße und alle machten einen großen Satz vom Wagen weg. Tina nutzte die Gelegenheit und gab Gas.

Nun, das war eine haarige Angelegenheit. Die Überlebenden haben kaum noch Platz und die Masse an Leuten ruft natürlich auch unterschiedliche Reaktionen hervor. Je mehr Menschen, um so mehr unterschiedliche Meinungen und Ziele. Es wird schwerer alle Leute unter einen Hut zu bringen. Noch ist kein Anführer erkennbar dem alle folgen würden und noch ist die Situation gut genug, dass sich die Leute auch auf Nebensächlichkeiten konzentrieren.

Während der Säugling erst einmal ein Häufchen in die Windel setzte und sich Erwin über die dunkle Hautfarbe des Kindes aufregte, merkte Kurt an, dass er ebenfalls eine Windel tragen würde. Richard lenkte den Mannschaftswagen, in dem ebenfalls alle durcheinander redeten. Die Hansens wollten nach Linda und dem Vater gucken, POM Haufen erklärte das Wasser im Wasserwerfer ginge langsam zu Neige, die Karate Kids von Johann mussten dringend auf Toilette und der kleine Kevin hatte ja einen Haufen in die Hose gesetzt. Es stank also entsprechend.

In diesem Zustand erreichten die Überlebenden endlich die Galerie. Kurt war erst vor kurzem hier gewesen und hatte die Leni-Riefenstahl-Ausstellung bewundert. Dadurch kannte er sich ein wenig aus.

Die Türe zur Galerie war verschlossen. Als Marcel versuchte sie zu öffnen, kippte von oben eine schwere Plastik auf die Straße – Linda! Zwar angeödet von Marcels nerdigen Hobbies, hatte seine Schwester sich doch die ein oder andere Sache aus den Horrorfilmen behalten. Als die Angestellten den Galerie loszogen um herauszufinden was in der Stadt geschah, schloss sich die Klasse in der Galerie ein. Und als die Leute auf die Türe zukamen, hielten die Mädels sie für Zombies.

Merkwürdigerweise gingen die Spieler sofort davon aus, dass es sich um eine Mädchenklasse handelte. Also war es dann halt eine reine Mädchenklasse. Annahmen sollten gerne mal bestätigt werden, immerhin erschaffen die Spieler das Umfeld mit und wenn die Spieler etwas toll finden, dann sollen sie es halt bekommen. Das steigert dann den Spaß für alle. So jedenfalls die grundlegende Überlegung.

Marcel, Johann und Erwin gingen nun in die Galerie. Marcel klärte mit seiner Schwester kurz die Situation, Erwin sah sich um und Johann säuberte Kevins Sachen. Währenddessen ging Richard ein Stück die Straße hinunter, um sich das Schulgelände anzuschauen. Hier hatte sich eine riesige Zombiemeute zusammengerottet und belagerte das Wilhelm-Gymnasium förmlich. Es standen auch zwei Busse in der Nähe, aber darin befanden sich ebenfalls einige Zombies. Während das untere Stockwerk des Gebäudes bereits von Zombies überrannt war, hatten sich in den oberen Klassenzimmern Schüler und Lehrer verbarrikadiert. Ihnen bei der Flucht zu helfen schien aussichtslos. Also ging Richard zurück zur Galerie.

Der Plan sah nun vor, dass Linda mit in den Mannschaftswagen stieg und ihre Freundinnen zurückblieben. Es war eine harte Entscheidung, aber sie schien Richard und Erwin offensichtlich. Während der Plan in die Tat umgesetzt wurde, schlich sich Marcel ebenfalls zur Schule hinüber. Er konnte kaum glauben was Richard berichtete und wollte sich selbst von den Umständen überzeugen. Aus den Büschen heraus beobachtete er das Gelände, konnte sogar einen Blick auf das Musikzimmer werfen. Marcel erschauderte. Er sah seinen Vater. Herr Hansen lebte und hatte sich mit einigen Schülern verschanzt. In dem Augenblick tauchte Erwin auf, um Marcel zu holen. In seiner Hand hielt er die Luger und schoss auf einen Zombie, der ihn verfolgt hatte. Erwin legte keinen großen Wert auf Heimlichkeit. Ihm ging es darum die Entscheidung für Marcel leichter zu machen, die Leute und seinen Vater zurückzulassen.

Marcel und Erwin zogen sich also zurück und stiegen in den Wagen, der sich in Bewegung setzt. Vor allem im Mannschaftswagen brachen jetzt heftige Streitigkeiten aus, denn die Wenigsten waren mit dem Vorgehen der Überlebenden einverstanden. Unter der Führung von Frau Hansen gab es auch eine kleine Widerstandsbewegung und den Versuch, Richard am Steuer zu überwältigen und dann zurück zur Schule zu fahren. Richard bemerkte die Sache jedoch und stieg erst einmal in die Eisen. Durch die abrupte Bremsaktion stürzten einige Leute zu Boden und der Säugling flog gar durch die Luft. Sein Weinen verstarb von einem Augenblick zum Anderen. Marcel stürzte sofort vor, um nach dem Kind zu sehen. Es lebte noch, aber es brauchte dringen ärztliche Versorgung.

Hui, da steppte eindeutig der Bär. Es gab nun mehrere Möglichkeiten und Entscheidungen. Und kaum etwas schien allen Spielern recht zu sein. Innerhalb des Spiels hatten auch die Spielleitercharaktere ihre Meinung. Es war ein Pulverfass. Zudem gab es weitere Komplikationen.

Unglücklicherweise  war hinter der nächsten Biegung die Straße gesperrt. Bauarbeiten, die derzeit niemand zu Ende führte. Das Gerät versperrte entsprechend die Straße. Also wurde gewendet und alle fuhren wieder zurück. Die Stimmung im Mannschaftswagen war auf dem vermeintlichen Tiefpunkt. Aber es kann ja stets noch tiefer gehen.

Kurz darauf standen alle wieder vor der Galerie. Linda und Marcel waren ziemlich stinkig auf Richard und sein Ansehen fiel in den Augen der Schülerinnen beträchtlich. Die meinte, er hätte ja nur was sagen sollen. Einige von ihnen waren immerhin mit dem eigenen Auto da. Tja, da war das Erstaunen groß. Tatsächlich hatte ich mehrmals versucht diese Tatsache zu erwähnen, aber sie ging andauernd unter.

Es wurde nun also ein Konvoi gebildet, um weiterzufahren. Der Mannschaftswagen vorne weg, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die Lage hatte sich etwas beruhigt, aber nur wenig. Zudem hatten einige der Neuen den Ernst der Lage noch nicht ganz begriffen und wollten einen Abstecher zum Handyladen machen. Das wurde natürlich untersagt.

An dieser Stelle habe ich mich erneut gefragt, ob eigentlich die Überlebenden, also meine Spieler, die Situation richtig einschätzten. Einige ihrer Aktionen und Gespräche basieren offenbar nur auf Mutmaßungen und Annahmen. Das ist ziemlich aufschlussreich und beweist, wie sehr Leute doch vorgeprägt sein können.

Jedenfalls ging es weiter. Die Überlebenden kamen nur langsam voran. Und plötzlich standen sie vor einer Straßensperre der Bundeswehr. Die Soldaten hatten die Gegend geräumt und die naheliegenden Straßen soweit versperrt, dass sich ein Nadelöhr gebildet hatte. Wer in dieser Gegend weiter wollte, der musste hier durch – oder einen großen Umweg in Kauf nehmen.

Die Überlebenden hielten also an und sprachen mit den Soldaten. Um weiterzukommen, sollte jeder eine Blutprobe abgeben und auf einen Teststreifen urinieren. Einigen der Überlebenden war natürlich bewusst, dass es sich kaum um einen Schnelltest für die Ziegengrippe handeln konnte. Aber die Überlebenden wollten weiter und so fügten sie sich ihrem Schicksal. Allerdings besprachen sie die Resultate der Teststreifen untereinander. Hatte das etwas mit der Impfung zu schaffen? Scheinbar nicht. Sämtliche Proben wurden von den Soldaten eingesammelt, dann durften alle passieren. Schusswaffen mussten von den Zivilisten natürlich zurückgelassen werden. Trotzdem schaffte es Erwin seine Luger und ein Gewehr an den Soldaten vorbeizuschmuggeln.

Auf der anderen Seite standen Transporter bereit, um alle eingesammelten Überlebenden ins Imtech-Stadion zu bringen. Es gab auch Decken, heißen Tee und Sanitäter, die sich um Verletzungen kümmerten. Erwin und Richard waren skeptisch und riefen die anderen zusammen. Sie beschlossen gemeinsam in einen Transporter zu steigen, um nicht getrennt zu werden. Kaum war der Plan gefasst, da wurden an der Absperrung Schüsse laut. Die Zombies kamen …

2 Kommentare

  • Sehr coole Konflikte. Hört sich echt gut an. Da sieht man woher die Spannung in einem wrnsten Zombieszenario lommmen sollte. Die Idee, die „Beute“ bei Kurt in eine tatsächliche Papierkiste zu paclen find ich auch prima.

  • Ich hoffe ich komme heute dazu den nächsten Spielbericht fertigzustellen. Voraussichtlich wird Morgen Abend gespielt und die Überlebenden planen eine etwas größere Rettungsaktion. Ich muss unbedingt daran denken, mal einige Bilder zu knipsen. 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.