Cthuloide Welten 15

Cthuloide Welten #15Frank Heller (Hrsg.)
Cthuloide Welten #15

Das offizielle Cthulhu-Magazin – Ausgabe 15
Pegasus Spiele
145 Seiten
ISSN 1610-5362

Ausgabe 15 des Magazins „Cthuloide Welten“ – aus dem Hause Pegasus Spiele – beinhaltet auf mehr als einhundertvierzig Seiten eine Fülle an Material, das in seiner Qualität einfach hervorragend ist und eigentlich in ein Quellenbuch gehört. Die Leser des Magazins wird diese hohe Qualität jedoch freuen und auch der stattliche Umfang kann sich sehen lassen.

Nach einem kleinen Blick in die Szene des Cthulhu-Rollenspiels (wer veröffentlicht 2009 was genau und wer veröffentlicht überhaupt), buhlen etliche Hintergrundartikel um die Gunst des Lesers.

So beschreibt Stefan Geisler in seinem Artikel „Wo die Heide blüht“ die Lüneburger Heide der 1920er Jahre anhand eines gefundenen Reisetagebuchs. Dabei verschwimmen Realität und Fiktion zusehends, ist der Artikel mit alten Bildern gespickt, weist Zeitungswerbung der damaligen Zeit auf, gibt eine kleine Einführung in die Mundart der Region, informiert über kulinarische Spezialitäten, enthält historisches Kartenmaterial, bietet Bezug zum Cthulhu-Rollenspiel und noch vieles mehr. Der Artikel ist sehr dicht und atmosphärisch geschrieben. Die liebevolle Recherche des Autoren spiegelt sich vor allem in kleinen Details wieder. Um die Sache perfekt zu machen, gibt es sogar einen vollständig entworfenen Kult als Zugabe: „Bruderschaft der Schwarzen Mutter in der Heide“.

Auch der nächste Artikel hat es in sich. Tim Scharnwebers zweiter Teil von „Spuk im Gemäuer“ führt geisterhafte Gebäude in Deutschland auf. Wer glaubt Spukhäuser und – schlösser gehörten nur nach England oder Schottland, der irrt gewaltig. Die regionalen Objekte versprühen einen besonderen Reiz und laden förmlich zur Besichtigung ein.

Einer der umfangreichsten und besten Artikel des Magazins stammt von Oliver Fedtke. Er behandelt die Reichswehr im Detail, zeigt Bilder damaliger Zeit, verweist auf die Struktur der Truppe, ihre Waffen und vieles mehr. Dabei geht Herr Fedtke mit dem Thema sehr sensibel um, was ihn auf Grund der deutschen Vergangenheit ehrt und Missverständnissen im Vorfeld entgegen tritt. Auch die Einbindung eines Spielercharakters der Reichswehr wird behandelt – inklusive einem Informationsblock der auf die Problematik eingeht, die auftreten kann. Hierbei dreht es sich vor allem um das reaktionäre Gedankengut und wie die Spieler am besten damit umgehen sollten.

Von Nils Plaumann stammt der Artikel „Berühmte Forscher & Expeditionsleiter“. Nach den beiden vorherigen starken Beiträgen beinahe schon eine undankbare Aufgabe. Dennoch gelingt es dem Autoren das hohe Niveau zu halten und dabei trotzdem mit weniger Seiten als seine Kollegen auszukommen. Auch hier ist die exzellente Bebilderung ein wahrer Hingucker und die vorgestellten Persönlichkeiten lassen sich hervorragend in passende Kampagnen einbauen.

Nach den Hintergrundartikeln folgt ein Interview mit Scott David Aniolowski, seines Zeichens Autor des Cthulhu-Rollenspiels. Das Interview wurde im Original von Bill Wash geführt und von Frank Heller übersetzt. Es bietet spannende Einblicke in das Leben und die Arbeit von Mister Aniolowski. Vor allem für Fans eine gute Lektüre.

Weiter geht es nun mit Artikeln aus der Rubrik „Spielend leiten – Spieler leiten“. Die Eröffnung macht Thomas Michalski mit seiner Hinterfragung des Fertigkeitensystems des Cthulhu-Rollenspiels. Seine Gedanken und Auslegungen sind unterhaltsam geschrieben und nachvollziehbar. Jede Spielrunde sollte sich Fragen, ob sie nicht lieber auf diese optionale Möglichkeit umstellen möchte. Michalski sorgt für ein schlankes Fertigkeitensystem, das trotzdem genug Raum für Spezialisierungen und somit Details lässt.

Eben noch im Interview, folgt nun ein Artikel aus der Feder von Scott David Aniolowski. Erneut zeigt sich Frank Heller für die Übersetzung verantwortlich. In „Wie man das Unaussprechliche beschreibt“ dreht sich alles um die Beschreibung der unbeschreiblichen Schrecken. Das klingt nun verdreht, wird von Aniolowski aber gekonnt aufgegriffen und umgesetzt. Dabei geht er auf sämtliche Sinneswahrnehmungen ein. Für Spielleiter die viel Wert auf Atmosphäre legen ist dieser Artikel einfach Pflicht.

Den Abschluss der Rubrik bildet Julia Silbermanns Artikel „Was bisher geschah …“. Ebenfalls gut geschrieben geht Frau Silbermann auf die Problematik ein, sich an die letzte Spielsitzung erinnern zu müssen. Schnell sind mal Details verloren oder kann die Atmosphäre nur schwer vermittelt werden, die beim letzten Spiel für ein Schaudern sorgte. „Was bisher geschah …“ gibt eine Reihe guter Tipps an die Hand, wie man Rückblenden und Erinnerungen liebevoller und greifbarer gestalten kann. Der Artikel ist dabei auf fast alle Spielsysteme anwendbar.

Neben den ganzen Artikeln gibt es auch zwei spannende Abenteuer in der „Cthuloide Welten #15“. Da wäre „Girnwood Manor“ von Andreas Melhorn. Das Abenteuer spielt in Großbritannien der 1920er Jahre. Die Gruppe wird zu einer Hochzeit eingeladen. Natürlich gibt es ein düsteres Geheimnis und die Spieler müssen versuchen genau dieses Geheimnis zu ergründen und der gastgebenden Familie zu helfen. Allerdings ist diese in ihren Konventionen gefangen und die Hilfe wird nur ungern angenommen.

Das Abenteuer ist gut geschrieben und nachvollziehbar gestaltet. Es legt großen Wert auf die Darstellung der einzelnen Rollen. Andreas Melhorn gibt Hinweise darauf, wie man diese Darstellung am besten umsetzt und worauf der Spielleiter achten sollte. Passende Handouts und stimmige Fotos gehören natürlich dazu.

„Abwärts“ ist dagegen kein klassisches Abenteuer, sondern wurde von Peer Kröger als Echtzeit-Szenario für „Cthulhu Now“ entworfen. Die Spieler schlüpfen in vorgegebene Rollen, stecken plötzlich gemeinsam im Fahrstuhl fest und müssen sich ihren Ängsten und der drohenden Gefahr erwehren.

Mit „Abwärts“ hat Herr Kröger eine feine Sache entworfen. Das Szenario eignet sich hervorragend als One-Shot und ist sehr packend – vorausgesetzt die Spieler lassen sich darauf ein. Immerhin entsteht der wahre Spielspaß beim Live-Ausspielen der Rollen. Allerdings muss der Spielleiter darauf achten, dass das Spannungsniveau nach der Fahrstuhlszene in den Keller rutschen kann. Aber auch darauf geht der Autor ein. Zu „Abwärts“ finden sich natürlich auch wieder Handouts im Magazin und die vorgefertigten Charakternotizen- und bögen.

„Cthuloide Welten #15“ ist ein rundes Gesamtpaket. Es besitzt einen prallen Inhalt und ist wunderschön aufgemacht. Ein wahres Schmuckstück.
(Günther Lietz)

4 Kommentare

  • Nette Rezension – aber seid ihr da nicht ein bisschen spät dran? Das Magazin habe ich vor zwei Monaten schon gelesen und warte nun darauf, dass in der nächsten Zeit die Nummer 16 in meinem Briefkasten liegt.

  • Das Wunderland ist ja mein privater Ein-Mann-Kreativ-Betrieb, in das ich meine Texte, Rezensionen und Ideen zu Rollenspielen ablade. Und der Inhalt der CW hat ja kein Verbrauchsdatum. 😉 🙂

  • schultoletto

    Wenn ich mich nicht täusche, stammt der Artikel „Berühmte Forscher & Expeditionsleiter“ von Nils Plaumann.
    Ich habe das Heft zwar nicht gelesen, aber ich kenne den Autor…

  • Werde ich nachgucken und gegebenfalls korrigieren müssen. Danke für den Hinweis. 🙂

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