Briefe aus Arkham – Im Zug
Meine liebe Schwester,
ich habe bereits den Zug nach Arkahm bestiegen und bin voller Zuversicht, dass nun ein neuer, spannender und auch erfüllender Abschnitt meines Lebens beginnt. Ich weiß, Mom und Dad hätten mich lieber in Yale gesehen. Doch ich will nicht in die Fußstapfen von William, Homer oder Malcolm treten. Ich bin stolz auf meine Brüder, doch ihr Weg ist nicht der meine. Und seien wir ehrlich, ich werde niemals in die Verlegenheit kommen Pellet & Sons führen zu müssen.
Draußen fliegt die Landschaft nur so an mir vorbei und während ich diese Zeilen an Dich schreibe, erinnere ich mich an unseren Sommer 1914 zurück. Ich war fünfzehn und Du gerade mal elf Jahre alt. Die Ferien auf dem Lande waren wunderschön und diese zwei Wochen waren die unbeschwerteste Zeit, die ich je genossen habe. Ich frage mich noch heute wie es den Bowerys ergangen ist. Vor allem der alte bärbeißige Grandpa Jericho, der immer mit seinem Banjo Abends auf der Veranda saß und uns Kindern aufspielte. Ob sein Husten besser wurde? Ich hoffe es.
Die Erinnerung an damals bestärkt mich in meinem Entschluss eine Universität zu besuchen, die fernab der Firma liegt und an der niemand unserer Familie bisher studierte. Ich hoffe einen Ort gefunden zu haben, der sich den Beobachtungen Dads und der Nörgelei Moms entzieht. Ich hoffe es ist ein Ort, an dem ich mich frei entfalten kann. Wie Du weißt, kleine Gwendolyn, waren mir Chemie und Medizin schon immer verhasst. Doch ich werde meinen Brüdern nacheifern und den Wunsch unserer Eltern erfüllen, um somit den Preis für die Ruhe und den Frieden in Arkahm zu zahlen.
Aber sag nur, wie geht es denn Dir? Ich hoffe Du hast Dich in dem katholischen Mädcheninternat gut eingelebt und neue Freundinnen gefunden. Die Schweiz soll zu dieser Jahreszeit ja sehr schön sein. Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute.
Es wird nun Zeit diesen Brief zu beenden. In wenigen Minuten fährt der Zug in Arkham ein und ich möchte mein Schreiben an der Station aufgeben, bevor ich in die Uni fahre. Draußen wird es langsam duster, es sieht nach Regen oder Gewitter aus. Ich werte es als ein gutes Omen, denn der Regen wäscht den alten Dreck von einem runter.
Mit den besten Wünschen aus Arkham,
Dein Dich liebender Nigel