D20 Firefly Spielbericht 3: Omas mit Waffen!
In der Zwischenzeit stöberte Captain Alistair Heinlein auf dem Schrottplatz herum. Er war auf der Suche nach billigen Ersatzteilen für die Wind Drake. Tatsächlich war dem Captain das Glück hold, denn er entdeckte einen funktionstüchtigen Katalysator. Für ein Fläschchen Reiswein und einen Nährstoffriegel wechselte das gute Stück seinen Besitzer.
Alistair wollte den Schrottplatz gerade verlassen, als er auf ein Muli mit Kettenantrieb stieß. Das Fahrzeug schien intakt, nur der Tank fehlte. Den hatte wohl jemand ausgebaut. Alistair sah sich kurz um, dann versuchte er das schwere Ding wegzuschieben. Sein stümperhafter Diebstahlversuch fiel natürlich auf.
„Was machen sie denn da, Mister?“ rief der Schrotthändler, seine beiden scharfen Dobermänner treu zur Seite und einen Karabiner im Anschlag.
„Es ist nicht das, wo nach es aussieht.“, entgegnete Alistair. Es ist natürlich das, wo nach es aussieht, dachte er sich. „Alles Shiny, ich bin schon weg.“
Auf dem Weg zum Saloon bemerkte er natürlich, dass die Menschen ein neues Gesprächsthema hatten. Vor kurzem hatte es – und zwar genau heute – im Saloon eine Schießerei gegeben. Und Alistair ahnte bereits, wer darin verwickelt war. Ta ma de, die Männer sind doch erst seit einem Tag bei mir an Bord.
Der Captain gabelte die Colts beim Gemischtwarenladen auf und gemeinsam betraten sie den Saloon. Ken, Demolition, Elaine und Tara saßen an einem der Tische und unterhielten sich, während der Rest des Raum ziemlich wüst aussah, was vor allem an den Leichen lag, die undekorativ das Bild schmückten.
„Ah, der Captain!“ rief Ken erfreut aus. „Genau richtig, um neue Informationen von uns zu bekommen.“ Der Berufsspieler klärte Alistair über die letzten Geschehnisse auf und stellte ihm Elaine vor. Die junge Frau hatte sich in Dinge eingemischt, die sie zu neuen Wegen zwangen – sie musste den Mond verlassen.
„Natürlich habe ich noch Platz an Bord meines Schiffes. Aber eine Passage wird Einiges kosten.“
„Geld spielt keine Rolle, Captain Heinlein.“, entgegnet Elaine lächelnd und verzog dabei schmerzhaft das Gesicht. Ken hatte die Nase richten und einen gesplitterten Zahn einkleben müssen.
Gut zu hören, dachte Alistair. „Die Passagierkabinen sind ein wenig beengt, aber ich könnte ihnen eines meiner Shuttles anbieten.“
Elaine spitzte die Ohren. „Sie haben Shuttles? Hätten sie vielleicht Interesse mir eines ihrer Shuttles zu verpachten? Ich habe hier ja immerhin einige Probleme und würde die Gelegenheit gerne nutzen, um mich ein wenig zu verändern … fernab von Whitefall.“
Alistair grinste breit. „Kein Problem, aber es wird einiges kosten.“ Du reiches Biest wirst ordentlich zahlen, dachte sich der Captain.
Was für ein Qigai, dachte sich wiederum Elaine. „Machen sie sich darüber keine Sorgen.“
„Gut, dann sehen wir mal weiter. Demolition, du schnappst dir den Katalysator und unsere neue Begleitung. Bring beides zum Schiff. Die Lady bekommt eines der Shuttles und das Teil baust du ein. Bekommst du das hin?“
„Shiny.“, stieß Demolition hervor und schnappte sich einen seiner Joints. „Keine Sorge. Ich gehe sofort los.“
Ken und Alistair ließen sich den Weg zur Witwe Wolf zeigen. Zusammen mit den Colts wollten sie dort mit Patty O’Tool sprechen, Patricks Witwe.
Am kleinen Häuschen angekommen, fiel den beiden Männern sofort auf, dass die Fensterläden geschlossen waren. „Bleiben sie hinten.“, sagte Alistair zu den Colts und nickte Ken zu. Beide gingen zur Veranda hoch und Alistair klopfte energisch an die Türe, während Ken ihm nach hinten Deckung gab.
„Miss Wolf? Alistair Heinlein mein Name, ich bin auf der Suche nach Patty O’Tool.“
Es dauerte einige Sekunden, dann rief eine ältere Frauenstimme: „Patty hat es vorgezogen die Stadt zu verlasse, Mister.“
„Wissen sie wohin Patty ist?“
„Heute Morgen ist ein Schiff gelandet, dort wollte sie eine Passage nehmen. Fragen sie den Captain dort.“
Alistair seufzte. „Alistair, hast du eine ältere Dame an Bord. Nein. Shiny, Danke für die Hilfe.“, murmelte er zu sich selbst und klopfte erneut an die Türe. Er würde sich nicht abwimmeln lassen. „Miss Wolf, machen sie die Türe auf, ich will mit ihnen reden.“
Ken hörte auf der anderen Seite der Türe, wie jemand eine Waffe durchlud. Mit einem schnellen Sprung warf er Alistair zu Boden und landete mit seinem Becken auf dem Hintern des Captains. Über den beiden Männern jagte eine Gewehrkugel durch das Holz der Türe – genau an der Stelle, an der sich Augenblicke zuvor noch Alistairs Kopf befunden hatte.
„Ta ma de!“ stieß Alistair hervor. „Runter von mir!“
Ken sprang auf und riss seine Tranter LA aus dem Holster. „Gai si chongzi!“ Bevor er weiterfluchen konnte, wurde links neben der Türe einer der Fensterläden aufgerissen und eine ältere Dame mit strengem Dutt und Schrotflinte in der Hand sah hinaus.
„Es sind zwei, Virginia!“ schrie die Frau und drückte ab. Ken wurde beinahe von den Beinen gerissen und blickte unglaubwürdig auf seinen Mantel hinab. Der Schuss hätte fast sein Leben gekostet. Allerdings brannten die vielen kleinen Löcher schmerzlich genug.
Just in diesem Augenblick sprang auch rechts ein Fensterladen auf und eine weitere ältere Dame mischte sich ein. Sie zielte mit ihrer Winchester auf Alistair. „Den hier erledige ich, Patty.“, sagte sie und drückte ab. Dank schlechtem Augenlicht verfehlte die Kugel den Captain jedoch um einige Zentimeter.
Alistair sprang auf, während Ken seine Waffe fallen ließ. „Halt, Stop, wir kommen als Freunde!“ rief der Captain panisch aus und zeigte mit dem Daumen über die Schulter. „Da hinten stehen die Colts, Freunde von den O’Tools. Hier liegt ein Missverständnis vor.“
Tatsächlich entspannte sich die Situation innerhalb weniger Sekunden. Während sich Ken selber zusammenflickte, unterhielt sich Alistair mit den resoluten und schießwütigen Damen.
„Mein Patrick befindet sich in den Händen von Muhamad Basra.“, erklärte Patty. „Basra will die Besitzurkunde unserer Farm, dann lässt er mich und meinen Mann laufen. Allerdings sollen wir Whitefall verlassen und alle sollen denken, Patrick wäre tot. Als abschreckendes Beispiel.“
„Sie haben keine Garantie, dass Basra ihren Mann nicht doch töten wird, sobald er hat, was er verlangt.“, setzte Alistair vorsichtig an. „Wo ist eigentlich die Desert Eagle von Patrick?“ Er glaubte, das sei sehr subtil gewesen.
„Die Waffe trug Patrick bei sich, als er gefangen genommen wurde. Oh, Captain Heinlein, was soll ich nur machen?“
Warum fragen eigentlich alle Leute mich, sinnierte Alistair kurz, bevor er antwortete: „Ich und meine Männer werden ihnen helfen. Wir schaffen den ganzen Kram auf mein Schiff, dann befreien wir Patrick und verlassen Whitefall, Miss.“
„Captain Heinlein, sie sind ein Engel!“
Ich bin ein Bendan! Alistair grinste dümmlich.
***
Sie hatten einen Planwagen geliehen und mit den Habseligkeiten der beiden älteren Frauen beladen. Shepherd Archer traf sie auf der Straße, hörte von den Problemen und verschob kurzerhand die Messe, was ihm niemand übel nahm. Immerhin wollten es hier einige mutige Männer dem schurkischen Basra zeigen.
Auf dem Weg zur Wind Drake zurück, fuhr der Planwagen durch ein kleines Tal. Prompt tauchten fünf Cowboys auf, Basras Männer. Ihr Anführer hieß Jeremy Jenkins und war ein verdammt harter Hund. Alistair saß alleine vorne, alle anderen befanden sich in der relativen Sicherheit der Plane. So sah nur der Captain ein kurzes Aufblitzen links in den Hügeln. Sicherlich ein Scharfschütze.
„Halt! Keinen Yard weiter, Mister! Mein Name ist Jenkins und mein Revolver ist schneller als der ihre. Sie haben was, was ich will. Keine Dummheiten, sonst liegen sie gleich alle tot im Staub.“
Ken nutzte das laute Gespräch vorne, um leise hinten rauszuklettern. Er wollte unter den Wagen kriechen und dann überraschen vorspringen, doch der Gambler bemerkte ein Aufblitzen rechts in den Hügeln. Sicherlich ein Scharfschütze. „Ta ma de!“ fluchte Ken leise und kletterte wieder zurück.
„Ich wurde von jemandem darüber informiert, dass sie im Besitz einer bestimmten Desert Eagle sind, die einiges wert ist. Ich will das gute Stück haben.“
Ken zog seine erbeutete Waffe und gab sie an Shepherd Archer weiter, der die Waffe aus dem Wagen streckte, genau über Alistairs Schulter. Sieht das doof aus, dachte der Captain. „Ist es diese Waffe?“
Einer der Cowboys stieg ab und kam nach vorne. Er nahm die Desert Eagle und gab sie an Jenkins weiter. Der besah sich die Waffe unschlüssig. „Wird es wohl sein. Einen schönen Tag noch.“ Mit diesen Worten empfahlen sich die Cowboys und ritten los.
„Woher wussten die von der Waffe, aber warum hatten sie keine Ahnung, wie viel die Colts wert sind?“ fragte Ken und Alistair zuckte nur mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht, Ken, ich weiß es einfach nicht.“ Doch Alistair hatte eine Vermutung. Einer seiner Leute musste falsch spielen.
Kurz darauf kamen sie am Frachter an, sogar ein wenig früher als Demolition und Elaine. Die beiden waren müde und abgekämpft, immerhin hatten sie sich zu Fuß mit Elaines schweren Gepäck durch die Landschaft gekämpft.
„Ich war vorsichtig, Captain. Wir haben uns getrennt und sind links und rechts durch die Hügel. Wir haben euch sogar mit dem Wagen gesehen, uns aber nicht gezeigt, wegen den bewaffneten Cowboys. Und dann wart ihr auch schon wieder weg.“
„Kein Problem, Demolition, kein Problem. Ab ins Schiff, wir gehen jagen.“, stieß Alistair grimmig hervor.
Kurz darauf hatte Captain Alistair Heinlein seine Beute gesichtet. Jenkins und seine vier Leute hielten auf die Stadt zu, anstatt zur Northfork-Ranch zu reiten, Basras Domizil. Alistair hielt die Wind Drake auf die Cowboys zu. Die erkannten die Gefahr und wussten, dass die Pferde zu langsam waren. Also stiegen sie ab und versteckten sich zwischen den Felsen.
Ken und Archer hatten die kleine Luke im Boden des Laderaums geöffnet und mit ihren Gewehren Stellung bezogen. Während Alistair versuchte die Wind Drake ruhig zu halten und den Gegner auszumanövrieren, schossen seine Männer wild nach unten. Doch Jenkins und seine Leute waren nicht auf den Kopf gefallen. Sie waren die besten Leute Basras und entsprechend gut ausgerüstet. Mit ihren Sturmgewehren schossen sie zurück. Doch Ken und Archer ließen sich von einzelnen Streifschüssen und Fleischwunden kaum beeindrucken. Nach einer Minute hatten sie ihren Job erledigt. Niemand würde plaudern und die härtesten Jungs Basras waren tot. Eine gute Ausgangssituation …