Eine Welt in der Hölle 01 – Für ’ne Kiste Bier

Nach dem Endkampf in Schattenjäger – durch unseren Assassinen schneller als gedacht -ging es wie geplant mit der Sundered-Skies-Kampagne los. Nur mit kleiner Gruppe, da einige Spieler verhindert waren. Entweder ohne Meldung verschollen, im Krankenhaus oder Auto bis zum nächsten Werktag versehentlich eingeschlossen.

Während der Charaktererschaffung gab es einen kleinen Überblick über die Geschichte des Settings, über die Historie der Geborstenen Himmel und einige Erklärungen zu den Regeln und Hausregeln, die erst einmal gelten sollten. Dazu der Hinweis, dass eine gute Absprache im Vorfeld angeraten sei. Immerhin sind die Himmel gefährlich und tödlich. Jederzeit kann einem Helden die letzte Stunde schlagen. Wie üblich wurden die Warnungen des Spielleiters ignoriert.

Am Ende der Charaktererschaffung hatte sich nun eine kleine und verwegen Gruppe versammelt, um als Helden in die Geschichte einzugehen. Wie für die Helden, so sind die Himmel auch für die Spieler Neuland, das es zu erforschen gilt. Durch die Trennung von Spieler und Spielleiterinformationen im Kampagnenbuch, wird es sicherlich für alle eine aufregende Erfahrung. Eine Erlebnis, dass ich seit AD&D nur noch selten hatte. Heutzutage machen Settings ja gerne alle Informationen allen Mitspielern zugänglich. Das ist dann zwar offener, aber auch ohne Geheimnisse.

Vier Helden hatten sich nun versammelt. Da war der stolze Elf Londalas, ein Weidenschatten, ehemaliger Eichendorn und Magier – so jedenfalls seine Vermutung. Londalas hat nämlich eine Amnesie. Glücklicherweise wurde er von dem Wildling Yacobi gefunden, der dem Elfen natürlich half und erklärte, Londalas gehöre zu den Astbrechern und sei ein Rebell. Der Weidenschatten hegte keinen Verdacht, dass es anders sein könnte. Immerhin hatte er keine Verbindung mehr zur Wildnis und in seinen Träumen erschien ihm manchmal ein Stab mit Rabenkopf.

Londalas fühlte sich Yacobi verbunden. Als loyaler Geselle schloss er sich dem kleinen Rabenwildling an und hoffte, irgendwann seine Erinnerung wiederzuerlangen. Bis dahin wollte er jedoch jeglichem Kampf aus dem Weg gehen und das Töten vermeiden. Insgeheim war er sich seiner moralischen Einstellung doch unsicher.

Yacobi war sich um so sicherer und ganz zuversichtlich, mit seinem Freund einige spannende Abenteuer erleben und den Elfen entwischen zu können. Londalas war ihm auch ans Herz gewachsen und der Wildling wollte ihm beistehen – egal wie die Vergangenheit des Weidenschattens auch aussah.

Ein Elf mit Amnesie, der mit einem Wildling herumzieht. Eine spannende Konstellation, die für Konflikte sorgen kann und wird. Ich liebe es, wenn sich Zusammenhänge am Spieltisch erschließen und zu netten Ideen führen. So habe ich angeregt, dass dem Elfen sein Name unbekannt war. Er hat ihn aus einem Brief und geht einfach davon aus, dass er derjenige ist, der in dem Schreiben angesprochen wird. In meinem Hinterkopf habe ich schon die Idee, aufschlussreiche Flashbacks einzubauen, um Stück für Stück die Vergangenheit des Elfen Londalas zu enthüllen. Den Brief kann ich wunderbar benutzen, um den Charakter mit einem Savage Tale (Seite 169) zu verbinden.

Londalas und Yacobi hatten Passage auf einem Schiff nach Treffpunkt genommen. Beide standen noch am Anfang ihrer Heldenkarriere und waren recht unerfahren. Deswegen schlossen sie schnell Freundschaft mit zwei weiteren Leuten an Bord: Krusk und Olana Kandu.

Krusk war ein hochgewachsener und scheinbar stets übelgelaunter Ork, Trotz seiner rauen und brutalen Art, war er ein kluger Bursche und hatte die Künste der Magie studiert. Außerdem war er hilfsbereit – doch das merkte ihm niemand an. Sein Geld machte Krusk als Kopfgeldjäger – jedenfalls hatte er genau das vor und verfügte sogar über eine der teuren Lizenzen.

Die junge Olana Kandu war von einem ganz anderen Kaliber. Sie stammte von Reichlich ab und hatte als Bäuerin auf dem Hof ihrer Eltern gearbeitet. Nach deren Tod ging der Besitz jedoch an Olanas ältere Schwester über und für die junge Frau wäre nur die Heirat mit einem Bauern geblieben – oder als Magd ihrer Schwester Oxana zu versauern. Darauf hatte sie keine Lust und beschlossen, auf große Fahrt zu gehen und ihr Glück in der Ferne zu suchen. Leider bemerkte sie erst an Bord des Himmelsschiffs, dass ihr die ständig schwankenden Bewegungen übel mitspielten – sie litt an Schiffskrankheit. Aber es gelang Olana, sich zusammenzureißen.

Eine bunte Mischung, die sich da auf den Weg macht, um die Geborstenen Himmel zu erkunden. Auf den ersten Blick scheint die Gruppe kaum überlebensfähig – und selbst auf dem zweiten Blick bleibt Argwohn. Doch meine Spieler sind für Überraschungen gut und gleichen viele Dinge mit Kreativität aus.

In Treffpunkt angekommen gab es erst einmal eine kleine Auseinandersetzung, wie es nun genau weitergehen sollte. Die Auffassungen der Einzelnen war schon sehr unterschiedlich. Kurks und Yacobi gerieten aneinander und der Wildling wollte dem Ork einen Denkzettel unter die Gürtellinie verpassen – aber Krusk hielt den Kleinen mit seinem Speer einfach auf Abstand. Laut diskutierend ging es erst einmal unter Deck eines großen Schiffs weiter. Der ausgebrannte Rumpf hatte wohl die Funktion einer Kreuzung.

Das Gespräch kam nun auf das Thema Bier und wie es der Zufall wollte, mischten sich nun ein paar der anwesenden Orks ein. Klar, ihr Bier sei das Beste weit und breit, doch man müsse ehrlich sein und zugeben, dass das Bier aus der Drachenspeer-Brauerei um einiges besser wäre. Das konnte Krusk kaum glauben und so marschierte die Gruppe dorthin. Außerdem hofften die Helden eine Arbeit zu finden.

Porkus Dreifach, Mensch und Besitzer der Brauerei, hatte am Stadtrand eine alte Fregatte umgebaut und produzierte dort einen edlen und auch teuren Hopfentrunk. Tatsächlich suchte er noch Arbeitskräfte – zum Schrubben, Putzen, Schleppen und so weiter und so fort. Londalas und Olana – die übrigens lispelte – hielten das für eine gute Idee. Krusk sah das ganz anders und hakte nach. Wunderbar, Dreifach brauchte auch noch ein paar Wachen für seine Brauerei. Immerhin waren einige der Orkbraumeister missgünstig. Zwar sollte in einer Woche ein Treffen mit ihnen stattfinden, um die Sache gütlich zu regeln, aber bis dahin wäre es sicherlich eine gute Idee Wachen anzustellen – falls erhitzte Gemüter überreagierten. Die Helden schlugen ein. Immerhin sollte es für sieben Tage Arbeit einhundertvierzig Räder, Bier, Brot und Behemotspeck geben.

Die Gruppe sah sich auf der Fregatte um, richtete sich häuslich ein und begann Wache zu schieben. Olana bemerkte dabei, dass Blutschädel – Vorarbeiter und Braumeister Dreifachs – sich in einer abgelegenen Ecke mit einigen Orks traf und Geld entgegennahm. Doch sie maß der Beobachtung keine große Bedeutung bei. Die ersten Tage verliefen ohne Zwischenfall, aber dann entdeckten Londalas und Yacobi einen Inselhüpfer längsseits: Zwei Orks an Bord, die nun hastig ablegten und das Weite suchten. Sofort eilten Olana und Krusk herbei, um zu helfen.

Krusk machte seine Schleuder bereit und lies einen Schleuderschädel durch die Luft sausen. Zwar verletzte er keinen der Orks, setzte aber den Inselhüpfer in Brand. Londalas und Yacobi hatten ganz andere Probleme, denn die scharfen Augen des Elfen entdeckte eine Lunte am Kiel. Sofort schnappte er sich sein Seil, sicherte sich kurz und ließ sich von Yacobi hinab. Leider versagten die Kräfte des Wildlings und Londalas stürzte in die Leere – um einige Meter neben einer Bombe zu baumeln. Oha!

Der Elf konnte weder klettern, noch Bomben entschärfen, aber er vertraute auf sein Glück und machte sich an der Bombe zu schaffen, während Yacobi nun versuchte seinen Freund wieder hochzuziehen – was  misslang. Trotz der widrigen Umstände hatte Londalas Erfolg und stand kurz darauf mit der gesicherten Bombe an Deck. Dreifach war hocherfreut und gab eine zusätzliche Flasche Bier aus.

Es waren nur noch zwei Tage bis zum Treffen der Braumeister und die Helden waren nun besonders achtsam. Tatsächlich sahen sie einige Orks, die gegenüber der Brauerei einen schweren Gegenstand in eine provisorische Lagerhalle schleppten. Krusk erkannte, dass es sich um eine Kanone handeln musste. Also rannten er, Londalas und Yacobi über die Planke der Brauerei hinüber, um die Orks zu stellen. Olana blieb zurück. Sie schob weiterhin Wache.

Mit energischer Stimme verlangten die Helden Eintritt in das Gebäude, denn Krusk hatte beim aufbrechen Türe keinen Erfolg. Es gab ein wenig Gezanke hinter der Türe, dann machten die Orks auf. Tatsächlich, an Deckenhaken hing eine Kanone, zum Teil schon demontiert und der Lauf schwarz angestrichen. Die Orks waren einfache Verbrecher, aber keine gedungene Attentäter.

Nö, den hatte ich draußen positioniert und auf eine Gelegenheit gewartet, um zuzuschlagen. Es war nur eine kleine Ablenkung nötig – und das war einfacher als gedacht.

Zum Unglück der Gruppe hatte sich ein Musketenschütze unweit der Brauerei verschanzt. Er nutzte die Gelegenheit und nahm Krusk aufs Korn, der zur Brauerei zurückrannte. Leider reichte es nur für einen Streifschuss. Londalas wirkte einen Zauber, um den Ork zu verschleiern. Tausende von Schmetterlingen tanzten nun um die Planke und nahmen dem Schützen die Sicht. Leider auch Krusk.

Yacobi machte den Schützen aus und nahm ihn nun seinerseits aufs Korn. Er zauberte mehrere Geschosse und erledigte mit dem letzten seiner magischen Krähenfüße beinahe den Musketier. Der bekam den Rest von Londalas, der einen Feuervogel schoss und den Heckenschützen damit aus dem Krähennest fegte. Der Mann stürzte in die Tiefe und kippte anschließend in die Leere. Londalas war schockiert – diese Zerstörungskraft verstörte ihn.

Die Helden hatten einen weiteren Angriff abgewehrt. Wobei sich Krusk über die Schmetterlinge ärgerte. Immerhin hatten sie ihn ebenfalls behindert, doch der Ork machte gute Miene zum bunten Spiel. Schließlich war der erste gemeinsame Auftrag erfolgreich beendet. Es war an der Zeit den Lohn zu kassieren.

Nachdem Dreifach mit den anderen Braumeistern Frieden geschlossen hatte, zahlte er die Helden aus und ließ sogar eine Prämie springen: Ganze einhundert Tonflaschen des guten Drachenspeer-Bieres für jeden. Na, da war die Überraschung aber groß …

…und wie groß die Überraschung war. Vor allem große Augen und offene Münder. Die Spieler hatten mit harter Währung gerechnet, so hatte jeder fünf Kisten mit Bier erhalten. Tja, so macht man das halt in Sundered Skies, da wird öfter mal getauscht, anstatt harte Währung zu verschieben. Nach dem ersten Schrecken allerdings große Freude, denn das macht einfach Spaß. Also los und mit dem Bier eingekauft.

Hier die nächste Entdeckung: Die Preise auf Treffpunkt entsprachen keinesfalls der Liste aus dem Buch. Große Augen und dann langsam die Erkenntnis, nach einigen In-Game-Nachforschungen, dass jede Insel so ihre Eigenarten hat. So waren Waffen und Tuch teurer, dafür Schiffsteile und Schiffe billiger. Schon wurden die ersten Pläne geschmiedet, was eine Gruppe mit solchen Informationen anstellen könnte. Schlussendlich setzte jeder sein Bier in nützliche Sachen um, Londalas ertauschte sich noch eine Wegsphäre (um sie später mit Gewinn „zu verkaufen“) und die Spieler waren sich einig, dass ihr Schiff in Treffpunkt gekauft würde. Dieses Aha-Erlebnis zur „Marktwirtschaft“ der Geborstenen Himmel war jedenfalls erstklassig, einfach unbezahlbar und auch einmalig. Schade für die abwesenden Spieler.

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