Savage Advent Worlds – Nordpols Next Top Gans

Es geht mit großen Schritten auf die Adventszeit zu und die traditionelle jährliche Adventsrollenspielsitzung findet wie üblich pünktlich statt. Zugegeben, dieses Jahr überpünktlich, um die neuen Regeln zu pauken, einige Charaktere zu entwerfen und schon mal ein wenig zu üben. Wie im Titel des Artikels bereits angedeutet, muss dieses Jahr Savage Worlds als Regelwerk herhalten. Beim Erstellen des Hintergrunds habe ich wenig Wert auf totale Ausgeglichenheit gelegt, sondern einfach den Spaß marschieren lassen. Bisher hat es ganz gut geklappt.

Nur die halbe Belegschaft war anwesend, also wurden die Regeländerungen zügig abgearbeitet. Davon kannte die Hälfte überhaupt das Grundregelwerk, also flugs die wichtigsten Sachen erklärt, die Verantwortung kurzerhand auf eine Spielerin abgewälzt und zwischendurch einen kleinen Ausflug gemacht. Nach der Rückkehr wurden noch immer Charaktere erschafft und die Rufe nach Plätzchen laut. Nach einem kleinen Rat meinerseits lieber weniger zu knuspern, gingen die Tüten auch schon rund. Hinweis: In Savage Advent Worlds sind Bennies Plätzchen und müssen gegessen werden! Da kann ein voller Bauch schnell mal zu Problemen führen, falls mal Aua! abgebaut oder eine Probe wiederholt werden muss.

Clementinen, Plätzchen und Kakao bereit. 3, 2, 1 und losgelegt mit einem  One-Sheet für Savage Advent Worlds, um die Regel ein wenig kennenzulernen: Nordpols Next Top Gans!

Die Sache fing ganz harmlos an. Der Nikolaus rief vier seiner loyalen Kobolde zu sich, namentlich die süße Zuckerherzchen, die sehr vorsichtige Lebkuchensternchen, den altgedienten Spekulatius und die neugierige Brizzel. Die vier Wichtel gehörten zu ZIMT, der Ziemlich Intelligenten Meistertruppe. Sie hatten nun die ehrenwerte Aufgabe das Büro des Nikolaus zu bewachen, damit sich niemand am Goldenen Buch zu schaffen macht. Der Nikolaus hatte allerdings Probleme Brizzel aus dem Büro zu befördern und sperrte lieber ein Herde Gänse dort ein, die unter Führung von Gans Gänseklein ebenfalls auf das Goldene Buch aufpassen sollte. Schnell noch gut abgeschlossen, Knecht Ruprecht auf den Schlitten gepackt und in die Südsee geflogen, um dort das gestrandete Christkind abzuholen.

Natürlich ging in der Werkstatt sofort alles drunter und drüber. Zuckerherzchen hatte den großen Tannenbaum erklommen und ließ sich Christbaumschmuck zuwerfen, um damit die riesige Edeltanne zu schmücken. Alles was daneben ging, und das war einiges, wurde von Lebkuchensternchen im großen Sack vom Nikolaus sicher aufgefangen. Derweil versuchte Spekulatius die Unordnung zu ordnen, doch niemand kümmerte sich darum. Da machte Brizzel eine folgenschwere Entdeckung!

Beim vergeblichen Versuch das Schloss zum Büro des Nikolaus zu knacken, sah sie wie die Gänse eine Schau veranstalteten. Eine der Gänse, mit flauschigem Federkleid und einem Reißverschluss im Nacken, stellte ein Schild mit der Aufschrift „Norpols Next Tog Gans“ auf. Daneben stand ein Laufsteg, der an einem großen Brattopf endete. Etliche der Gänse hatten sich sich bereits bis auf die Bikinizone gerupft und standen im Badeanzug parat, um endlich loszulegen. Sie alle waren mit einem Selbstbräuner eingeschmiert, der offensichtlich aus Olivenöl und Paprikapulver bestand.

Brizzel rief sofort Spekulatius, Zuckerherzchen und Lebkuchensternchen zu sich. Spekulatius befand, dass die Plüschgans ein Erpel sein musste, immerhin besaß sie einen flauschigen Schwanz, der ganz aufgeregt wedelte. Für Zuckerherzchen stand jedoch fest, dass da ein Fuchs unter den Gänsen war, der seinen Appetit stillen wollte. Nun war guter Rat teuer, denn das verzauberte Schloss war unknackbar. Also flitzte Brizzel los, um in der Werkstatt ihre neue Maschine zu holen. Währenddessen versuchten die anderen Nikolauskobolde ein Gänsebad im eigenen Fett zu verhindern.

Zuckerherzchen lockte die Gans Gänseklein an die Türe und wirkte einen Zauber, um die Sprache der Gänse zu verstehen. Mit Wichtelzunge versuchte die Nikolauskoboldin der Gans zu erklären, dass da ein Fuchs war, der den Gänsen an den Bürzel wollte. Doch die alte Gans vermutete, dass es sich bei Zuckerherzchen um eine ausgeschiedene Kandidatin handelte. Immerhin hatte ihr die Plüschgans Reineke erklärt, sie wäre kein Fuchs.

Nun verlor Spekulatius die Geduld und schlug mit der Faust gegen das Glas der Bürotüre. Doch auch das Glas war verzaubert und so gab es nur ein paar blaue Flecken. Da hatte Zuckerherzchen die Idee, dass man etwas härteres bräuchte – einen Rammbock. Schwupps lag Zuckerherzchen in der Horizontalen mit dem Kopf voran, jeweils vier Nikolauskobolde an der Seite. Beherzt schritt Spekulatius ein: „Freunde, so geht das nicht. Da muss ein Helm vorne drauf!“ Eine gute Idee.

Zuckerherzchen bekam einen Topf auf den Kopf gesetzt und mit Anlauf ging es gegen die Türe, um die Gänse zu retten. Langsam wurde die Zeit knapp. Es schepperte ganz schön heftig und Zuckerherzchens Kopf brummte ziemlich, aber das Glas hatte einen großen Sprung. Also wurde die Nikolauskoboldin nochmals gegen das Glas gedonnert, aber diesmal hielt die Scheibe. Dafür verfomte sich der Topf und drückte Zuckerherzchen ganz schön gegen die Wichtelohren. Wie bekam man nun den Kopf aus dem Topf? Zum Glück wussten die Nikolauskobolde, wie man einen Zahn zog.

Sie hakten den Topf an einem Seil fest, stupsten Zuckerherzchen die hohe Galerie hinunter und drückten Lebkuchensternchen das andere Ende des Seils in die Hand. Die zog nun feste daran und als es einen Ruck gab, leistete sie mit aller Kraft Widerstand. Und tatsächlich, es klappte. Zugegeben, ein weiches Kissen oder ein Sicherungsseil wären ganz nett gewesen, aber so donnerte Zuckerherzchen ungebremst auf den Boden der Werkstatt. KAWUMMS!

Jetzt war auch Brizzel mit ihrem Ultra-Heißem-Grog-Dingsbums-Werfer heran, einem brodelnden großen Ding mit Minibrenner, Teekesselchen und vielen Zahnräder. Es glich einer Mischung aus alter Plunderbüchse und Dampfmaschine, war bis zum Anschlag mit heißem Piratengrog gefüllt, den Brizzel nun unter Hochdruck auf das Glas feuerte. Hitze, Druck und Alkohol fraßen ein kreisrundes Loch ins Glas und überschwemmten den Boden des Büros. Oha, sofort brachten sich alle Gänse auf dem wackligen Laufsteg in Sicherheit. Der Fuchs im Gänsekostüm machte einen Satz auf das Goldene Buch vom Nikolaus und zog eine große Korkenpistole. Doch er hatte nicht mit dem entschlosenen Spekulatius gerechnet, der in voller Rüstung ins Büro stürmte und den glitschig heißen Boden einfach ignorierte.

Der Fuchs überlegte erst sein Fell so teuer wie möglich zu verkaufen, aber Spekulatius hatte einfach die besseren Argumente und die besseren Waffen zur Hand. Also warf der kluge Fuchs die Knarre weg und hob die Pfoten. „Ich ergebe mich.“ Ha, das war ja einfach gewesen! Doch was nun mit ihm anstellen? Da hatte Zuckerherzchen eine gute Idee und redete dem flauschigen Gauner ins Gewissen.

Oh, der arme Fuchs erkannte seine bösen Taten. Und wie groß wurden seine Augen, als ihm Zuckerherzchen eine Orange zum Probieren gab. So etwas hatte er noch nie gegessen. Der Fuchs weinte und beschloss von nun an Vegetarisch zu leben und seine böse Taten wieder gut zu machen. Doch wie? Da fiel ihm etwas ein. Die Gänse hatten sich doch so sehr auf die Wahl zur „Nordpols Next Top Gans“ gefreut. Man könne doch den Wettbewerb zu Ende bringen und die beiden letzten Gänse würden ein Shooting gewinnen. Er, der Fuchs, nähme die Gänse dann mit ins warme Ausland, wo er Orangen anbauen und ernten würde. Das wäre die perfekte Ergänzung. Und die vier Nikolauskobolde von ZIMT, die könnten ja in die Jury und die beide Siegergänse mitbestimmen. Da waren die Wichtel aber ganz aus dem Häuschen und stimmten freudig zu. Sie hatten es mal wieder geschafft und einen Bösewicht bekehrt.

Schnell räumte der Fuchs im Büro den Brattopf weg und baute den Platz für die Jury auf. Im Finale standen die dralle Strunzella, die dürre Makkaroni und die dicke Gwendolyn. Sie alle waren für den Weltfrieden, wollten den Hunger bekämpfen und Körner für alle. Das klang gut, doch nur zwei Gänse konnten gewinnen. Da Makkaroni eingebildet schien, gewannen Strunzella und Gwendolyn. Reineke Fuchs war darüber sehr erfreut und lobte die Jury für die weise Entscheidung. Zügig packte er die Koffer, sie alle machten sich auf den Weg zum kleinen Flughafen und schon war das Trio in der Luft verschwunden. So etwas nennt man ein Happy End …

… wäre da nicht der Dreck im Büro. Spekulatius und Zuckerherzchen machten sich sofort ans Putzen. Fast zwei Tage brauchten sie dafür, aber dann blitzte wieder alles. Auch Brizzel nutzte die Zeit und warf einen Blick ins Goldene Buch. Mist! Es war nur eine billige Kopie, um neugierige Blicke abzuhalten. Wenigstens fand die Koboldin ein Wörterbuch: Englisch – Wichtelisch. Und da war auch schon der Nikolaus zurück. Im Schlepptau das Christkind.

Der Nikolaus ließ sich einen Lagebericht geben und lobte ZIMT. Da war ja alles nochmals gutgegangen. In dem Augenblick kam auch die Post aus dem Ausland an und ein Päckchen für ZIMT war dabei. Wie fein, Reineke Fuchs hatte ein Fotoalbum von seinem Shooting geschickt. Auf den ersten Bildern sah man wie das Trio lachend im Flieger saß, wie sie gutgelaunt ausstiegen, wie sie einen Ausflug aus Land machten, wie der Fuchs sein Gewehr aus dem Koffer holte, wie Strunzella und Gwendolyn panisch flohen, wie der Fuchs schoss – Brizzel schlug kurz unter Shooting nach und las: shooting; der Abschuss [to go shooting; auf die Jagd gehen] – wie er die Gänse mit Orangen füllte und sich dann die Braten schmecken ließ.

Weinend gestand Zuckerherzchen dem Nikolaus alles. Die armen Gänse waren ihretwegen erschossen, gebraten und aufgegessen worden. Da halfen Spekulatius tröstenden Worte wenig, dass sie mehr Gänse gerettet hatten, als geschmort wurden …

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert